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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Entwicklung der Dinge.
    Gabriele war bester Laune, als sie am Luegplatz ausstieg, und einen Augenblick überlegte sie vor der Blumenhandlung von Oskar Hähnlein sogar, ob sie sich nicht zur Feier des Tages ein paar Blumen gönnen sollte. Aber das wäre wirklich Unsinn gewesen. Schließlich hatte ihr ja Till noch gestern abend die entzückenden Veilchen gesandt, morgen würden gewiß wieder neue Blumen von ihm kommen, Unsinn, für Dinge Geld auszugeben, die man sowieso geschenkt bekam. Der gute Till — wirklich ein Glück, daß sie ihn hatte!
    Als Gabriele wenig später in den dämmerigen Flur von Fräulein Leisegangs Wohnung trat, kam die Wirtin neugierig aus der Küchentür.
    »Fräulein Görner!« rief sie erstaunt. »Schon zurück?!«
    »Wie Sie sehen!« erwiderte Gabriele.
    »Aber, um Gottes willen, Kind, was ist denn passiert!? Sind Sie krank?«
    »Nein, bestimmt nicht! Nicht der geringste Grund zur Erregung!«
    »Aber... es muß doch etwas passiert sein, wenn Sie zu dieser ungewöhnlichen Zeit nach Hause kommen! Schütten Sie mir doch Ihr Herz aus, Kind... Sie wissen, Sie haben in mir eine mütterlich teilnehmende Seele!«
    »Sie sind reichlich neugierig, nicht wahr?« fragte Gabriele kühl.
    »Neugierig... ich!? Wie können Sie das sagen! Wie können Sie mein tiefes menschliches Interesse, meine ehrliche Anteilnahme mit Neugier bezeichnen?!«
    »Ich sehe da keinen Unterschied!« erklärte Gabriele ungerührt.
    »Sie sind noch jung, Kind, sehr jung... deshalb will ich Ihre Worte nicht auf die Goldwaage legen. Aber ich muß schon sagen...«
    »Sagen Sie es mir ein andermal!« Gabriele versuchte, an Fräulein Leisegang vorbei in ihr Zimmer zu schlüpfen.
    »Seit ich Zimmer vermiete, habe ich es mir zum Prinzip gemacht, an den Sorgen und Freuden meiner Untermieter teilzunehmen 1 , Kind...«
    »Aha!« sagte Gabriele, schon in der Tür. »Deshalb öffnen Sie also meine Briefe, bevor ich sie bekomme!«
    »Was!? Was wagen Sie da anzudeuten!? Ich habe mich wohl verhört?«
    »Keineswegs, Fräulein Leisegang! Wenn ich das nicht längst bemerkt hätte, müßte ich ja dämlich sein! Sie haben schon vom ersten Tag meines Einzugs an sämtliche Briefe, die an mich gerichtet waren, über Wasserdampf geöffnet!«
    »Das ist... das ist ja eine ungeheuerliche Anschuldigung! Fräulein Görner, noch nie hat mir ein Mensch so etwas ins Gesicht zu sagen gewagt!«
    »Dann ist es die höchste Zeit, daß Sie die Wahrheit erfahren! Sicher bin ich nicht die einzige, mit der Sie dieses amüsante Spielchen treiben!«
    »Mir... mir fehlen die Worte!« stammelte Fräulein Leisegang und schnappte nach Luft.
    »Das wäre nun aber wirklich das erste Mal in Ihrem Leben!«
    »Sie... Sie wagen es...«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, Fräulein Leisegang. Ich nehme es Ihnen gar nicht weiter übel, ich begreife das vollkommen. Ihr tiefes menschliches Interesse, Ihre seelische Anteilnahme!«
    »Genug!« japste Fräulein Leisegang. »Jetzt ist es genug! Sie packen Ihre Sachen noch in diesem Augenblick und verlassen mein Haus für immer! Für immer, sage ich Ihnen!«
    »Ich denke nicht daran! Bis zum Ersten habe ich die Miete bezahlt, und bis zum Ersten werde ich auch bleiben! Und keinen Tag länger, darauf können Sie sich verlassen!«
    Und damit zog sich Gabriele in ihr Zimmer zurück, mit dem erhebenden Gefühl, ihrem Herzen Luft gemacht und dazu noch das letzte Wort gehabt zu haben.
    Energisch schloß Gabriele ihr Zimmer auf. Sie fand es noch so scheußlich wie am Tage ihres Einzuges, eher noch scheußlicher, denn damals war sie froh gewesen, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben, während sie jetzt wußte, daß sie als Till Torstens Frau bald weit besser untergebracht sein würde. Das Zimmer war auch tatsächlich alles andere als geschmackvoll und behaglich eingerichtet, mit seinen steifen roten Plüschmöbeln und dem weißgestrichenen eisernen Bettgestell, das nicht zu den Möbeln paßte, dazu noch die grotesken Nippes und die häßlichen Vasen! Das einzig Hübsche, was Gabriele entdecken konnte, waren Till Torstens Veilchen, deren Duft den Raum erfüllte.
    Sie warf ihre Baskenmütze und den Mantel auf die verschnörkelte Lehne des Plüschsofas, roch kurz an dem Veilchenstrauß und trat dann zum Spiegel. Der Anblick ihrer eigenen Person hob ihre Laune sofort wieder, vergnügt lächelte sie sich zu und zeigte dabei, wie immer, alle ihre blitzenden Perlzähnchen.
    Der Tag hatte gut begonnen — hoffentlich würde er noch besser

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