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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Anrufbeantworter mit, wann ich wieder in die Stadt kommen wollte.
    Seit dem Familienausflug zum Strand Anfang Juli hatte ich Harry nicht mehr gesehen. Ich wusste, dass es ein längeres Gespräch werden würde, deshalb holte ich mir eine Diet Coke aus dem Kühlschrank, bevor ich zum Hörer griff.
    Der Streit drehte sich um den aktuellen Freund meiner Schwester, einen Masseur aus Galveston. Dreißig Minuten später hatte ich das Problem verstanden.
    Kit mochte ihn nicht. Harry schon.
    Ich wählte eben Wally Cagles Nummer, als ein Piepsen meldete, dass ich angerufen wurde. Ich schaltete um.
    »Haben Sie Ihre E-Mails gelesen, Dr. Brennan?« Die Stimme klang hoch und trillernd, wie die einer elektronischen Puppe.
    Meine Nackenhaare stellten sich auf.
    »Wer spricht?«
    »Ich weiß, wo Sie sind. Ich weiß alles über Sie.«
    Verärgerung vermischte sich mit Wut. Und mit Angst. Ich suchte nach einer treffenden Erwiderung, fand keine und wiederholte mich.
    »Wer spricht?«
    »Das Gesicht im Fenster.«
    Mein Blick schnellte zur Scheibe.
    »Die Staubfluse unter Ihrem Bett.« Singsang. »Das Monster im Schrank.«
    Unwillkürlich ging ich zur Wand und lehnte mich mit dem Rücken dagegen.
    »Willkommen.« Die kindliche Stimme ahmte AOL nach. »Sie haben Post.«
    Dann wurde die Verbindung unterbrochen.
    Ich stand starr da und hielt den Hörer fest umklammert.
    Dieser Fall? Ein anderer Fall? Irgendein x-beliebiger Spinner?
    Ich schrak hoch, als der Apparat in meiner Hand bimmelte. Die Anruferkennung zeigte eine private Nummer an.
    Mein Finger wanderte zum Verbindungsknopf. Langsam hob ich das Telefon ans Ohr.
    »Hallo?« Eine Männerstimme.
    Ich zögerte, der Atem steckte noch wie Eis in meiner Kehle.
    »Hallihallo? Jemand da?«
    Schriller Bostoner Akzent.
    Wally Cagle.
    Ich atmete langsam aus.
    »He, Wally.«
    »Bist du das, Tempe?«
    »Ja.«
    »Alles in Ordnung, Prinzessin?« Wally nannte fast alle Frauen, die er mochte, »Prinzessin«. Manche nahmen es ihm übel. Andere nicht. Ich hob mir meinen Zorn für Wichtigeres auf.
    »Alles okay.«
    »Du klingst nervös.«
    »Ich hatte nur eben einen komischen Anruf.«
    »Hoffentlich keine schlechten Nachrichten.«
    »Wahrscheinlich nur ein Spinner.« O Gott, und wenn nicht?
    »Wollte der Kerl dich in Gummistiefeln und Dale-Evans-BH sehen?«
    »So was in der Richtung.«
    Ein Klopfen am Fenster. Mein Blick schoss hinüber.
    Auf dem Futterhäuschen saß eine Meise. Wenn sie nach Körnern pickte, stieß das Häuschen leicht an die Scheibe.
    Ich schloss die Augen und bemühte mich um eine ruhige Stimme.
    »Hör zu, ich bin froh, dass du anrufst. Hat Detective Slidell dir gesagt, worum es geht?«
    »Er sagte, du brauchst Informationen über einen alten Fall.«
    »Ein unvollständiges Skelett, das vor ungefähr drei Jahren in der Nähe von Lancaster gefunden wurde.«
    »Ich erinnere mich daran. Kein Schädel. Keine Handknochen. Der Coroner sollte meinen Bericht in seinen Akten haben.«
    »Der Coroner ist tot. Und sein Nachfolger hat nichts außer dem Polizeibericht, der nutzlos ist.«
    »Überrascht mich nicht.« Ein tiefes Seufzen. »Der Kerl kam mir schon immer ziemlich schwachsinnig vor.«
    »Hättest du was dagegen, mir über deine Befunde zu berichten?«
    »Natürlich nicht, Prinzessin. Der Fall kam zu den ungelösten, soweit ich mich erinnere.«
    »Wir glauben, dass wir den Kopf und die Hände hier in Mecklenburg County gefunden haben könnten.«
    »Im Ernst?«
    Einen Augenblick lang war es still in der Leitung. Ich stellte mir vor, wie Wally die Beine übereinander schlug, mit einem Fuß wippte und seine Gedanken ordnete.
    »Ich habe mein Institut angerufen und mir von einem Diplomanden das Wichtigste aus meinem Bericht vorlesen lassen. Es war ein komplettes Skelett ohne Schädel, Unterkiefer, die ersten drei Halswirbel und die Handknochen.«
    Pause.
    »Gut erhalten, kein Bindegewebe und kein Verwesungsgeruch, etwas ausgebleicht. Starke Fraßspuren. Lag dort mindestens ein Jahr, wahrscheinlich noch länger.«
    Wally formulierte seine mündliche Zusammenfassung so, als würde er sie niederschreiben. Oder er las sie von Notizen ab, die er sich während des Gesprächs mit seinem Studenten gemacht hatte.
    »Männlich. Dreißig Jahre alt, plus minus fünf Jahre. Altersschätzung anhand der Rippen und der Schambeinfuge. Oder was davon übrig war.«
    Pause.
    »Kaukasoid.«
    Pause.
    »Größe ungefähr eins fünfundachtzig. Kann mich nicht mehr so genau erinnern. Schwach ausgebildete

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