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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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blieb stehen. Er hatte Recht.
    »Warum gestern?«, fragte er.
    Ich ließ die letzten Tage Revue passieren.
    »Such dir was aus. Am Freitag hab ich Gideon Banks gesagt, dass seine Tochter ihr Baby umgebracht habe. Am Samstag hab ich die Bären ausgegraben. Am Sonntag hab ich zwei Typen aus einer Cessna gekratzt.«
    »Am Montag wurde Dorton als der Besitzer der Maschine identifiziert.«
    »Richtig«, pflichtete ich ihm bei. »Am Dienstag wurde Pearce als der Pilot identifiziert, und wir haben die Foote-Farm durchsucht.«
    »Wurde die Fracht der Cessna nicht auch an diesem Tag gefunden?«
    »Das Koks wurde am Montag gefunden, aber erst am Dienstag gemeldet.«
    »Scheint mir so, als könnte Dorton dahinter stecken. Am Montag oder Dienstag gibt er den Befehl. Am Mittwoch fängt einer seiner Handlanger an zu knipsen.«
    »Vielleicht. Aber wie wär’s damit: Slidell und Rinaldi ermittelten bereits letzte Woche gegen Tyree wegen des toten Banks-Babys. Am Dienstag fanden sie heraus, dass Tyree und Jason Jack Wyatt Telefonkumpel waren.«
    »Der Cessna-Passagier.«
    Ich nickte.
    »Tyree könnte die E-Mails geschickt haben.«
    Ich dachte an die Warnung in den Betreffzeilen.
    »Finger weg von was ?«, fragte ich.
    »Von Tyree?«, entgegnete Ryan.
    Ich verzog das Gesicht. »Es sind doch Slidell und Rinaldi, die hinter Tyree her sind. Warum sollte er mich bedrohen?«
    »Du bist diejenige, die das Baby untersucht hat. Du bist diejenige, die unbedingt Tamela und ihre Familie finden will.«
    »Vielleicht.« Ich war nicht überzeugt.
    »Vielleicht geht’s um das Opfer aus dem Klo«, schlug Ryan vor. »Vielleicht meint jemand, dass du schon zu viel darüber weißt.«
    »Slidell hat erst am Mittwoch in Lancaster County angerufen. Nach deiner Hypothese hat mich der Mistkerl an diesem Tag schon verfolgt.«
    »Was ist mit den Federn?«
    »Von dem Spix haben wir erst heute Morgen erfahren.«
    Boyd kam zu uns. Ryan streckte die Hand aus und kraulte ihm das Ohr.
    »Das Klo haben wir am Dienstag ausgegraben«, sagte er.
    »Aber kaum jemand wusste, wonach wir suchten oder was wir fanden.« Ich zählte die Mitwisser an meinen Fingern ab. »Larabee, Hawkins, Slidell, Rinaldi, die Techniker von der Spurensicherung und der Baggerfahrer.«
    Boyd drehte sich und stupste meine Hand an. Ich kraulte ihn geistesabwesend.
    »Ich sollte Slidell anrufen.«
    »Ja.«
    Ryan stand auf und legte die Arme um mich. Ich drückte meine Wange an seine Brust. Die Anspannung in seinem Körper war spürbar.
    Als Ryan sprach, stieß sein Kinn auf meinen Kopf.
    »Wer immer dieser perverse Mutant auch sein mag, er hat keine Ahnung, was für ein Albtraum ihm bevorsteht.«
    Charlotte besteht aus Vierteln. Elizabeth. Myers Park. Dillworth. Plaza-Midwood. Die meisten klammern sich an die Vergangenheit wie Bostoner Tantchen an ihre Stammbäume, die beweisen, dass sie Töchter der Amerikanischen Revolution sind. Abgrenzung wird groß geschrieben. Bäume werden geschützt. Nichttraditionelle Architektur wird, wenn nicht durch eine Hausbesitzerverordnung von vorneherein verboten, von den sturen Alteingesessenen mit Missfallen betrachtet.
    Doch dieser Würgegriff der Geschichte hat sich im Zentrum etwas gelockert, wo Beton, Glas und Stahl den Ton angeben. Dieselben Charlotter, die am Abend auf magnoliengesäumten Veranden ihre Martinis schlürfen, sind während des Tages stolz auf das Wolkenkratzer-Herz ihrer Stadt. Die Traditionalisten flüchten inzwischen aus der Innenstadt.
    In einem Kreis um das Nervenzentrum herum liegen vier Bezirke, die so genannten Wards, von denen drei in den letzten Jahrzehnten modernisiert wurden.
    Der vierte, Fourth Ward, ist zwar nicht gerade Fort Williamsburgh, aber doch das, was man Charlottes historisches Viertel nennen könnte. Dort findet man schrullige viktorianische Häuser, geschmackvolle Wohnanlagen aus Backstein und Stadthäuser, schmale Straßen mit hohen, Schatten spendenden Bäumen. Und sogar eine nachgebildete koloniale Taverne.
    Im First und im Third Ward gab man sich erst gar nicht den Anschein, Historisches bewahren zu wollen. In den Achtzigern und Neunzigern wurde Altes abgerissen und Neues gebaut. Heruntergekommene Bungalows, schäbige Reparaturwerkstätten und schmierige Esslokale machten Platz für das moderne Mehrzweckkonzept. Oben Büros und Wohnungen, unten Luxusläden. Eigentumswohnungen, Appartements und Lofts entstanden, alle mit Blick auf künstlich angelegte Teiche und Namen wie Clarkson Green, Cedar Mills, Skyline

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