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Mit Herrn Lämmlein ist was los

Mit Herrn Lämmlein ist was los

Titel: Mit Herrn Lämmlein ist was los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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Flasche heraus und trank sie ohne
abzusetzen leer. Es ging so schnell, daß er nicht einmal schmeckte, ob es gut
oder schlecht war. Dann legte er sich auf seine Holzpritsche und schlief ein.
    Um 6 Uhr morgens wachte Lämmlein auf.
    „Ob ich’s noch kann?“ dachte er.
    Vorsichtig drückte er eine Hand gegen
die Mauer — aber die gab nicht nach.
    „Du, Mondschein“, flüsterte er
aufgeregt. „Es hat geholfen. Die Wände sind wieder fest.“
    „Na also“, sagte Mondschein gelassen. „Jetzt
können die Henkersknechte kommen!“
    Um 8 Uhr erschien der Wärter, der
Lämmlein zur Gerichtsverhandlung abholte.
    „Draußen geht’s zu wie im Theater“,
sagte er. „Die Leute reißen sich um die Zuschauerplätze. Lämmlein, Sie sind
eine ganz große Nummer!“
    „Hoffentlich enttäusche ich die Leute
nicht“, meinte Lämmlein.
    Er schaute Mondschein an, der ihm mit
seinen hellen Augen Mut zuzwinkerte, dann folgte er dem Wärter in den
Gerichtssaal.
    Die Zuschauertribüne war wirklich bis
auf den letzten Platz besetzt.
    Als Lämmlein auf die Anklagebank
geführt wurde, ging ein aufgeregtes Gemurmel durch die Reihen.
    „Da kommt der Bankräuber!“
    „Ich habe gedacht, er käme durch die
Wand.“
    „Der sieht doch nicht nach was
Besonderem aus.“
    „Ist ein Bankräuber vielleicht was
Besonderes?“
    „Ruhe, Ruhe!“ rief der Gerichtsdiener
und klingelte heftig mit einer Glocke. „Das hohe Gericht wird sofort
erscheinen.“
    Da öffnete sich auch schon die Türe,
der Richter, die Schöffen und der Staatsanwalt kamen herein und nahmen Platz.
    Der Richter setzte sich seinen Kneifer
auf die Nase, nahm ein dickes Aktenbündel aus der Mappe und begann:
    „Ich eröffne hiermit die Verhandlung
gegen Lämmlein Alfons, Buchhalter in unserer Stadt, angeklagt des Bankraubes.“
    Dann mußte Lämmlein vortreten, mußte
noch einmal sagen, daß er Alfons Lämmlein heiße, wann und wo er geboren sei,
und daß er in der Stadt wohne.
    Der Richter rückte seinen Kneifer
zurecht:
    „Es handelt sich um einen
ungewöhnlichen Fall. Der Angeklagte behauptet, bei seinen Einbrüchen durch die
Wand gegangen zu sein ... „
    „Das kann jeder sagen!“ rief ein
vorwitziger junger Mann von der Tribüne.
    Der Richter fuhr ärgerlich mit der Hand
durch die Luft und wiederholte: „... behauptet durch die Wand gegangen zu sein,
und tatsächlich sind weder bei ihm noch am Tatort irgendwelche Nachschlüssel
oder Werkzeuge gefunden worden.“
    „Vielleicht hat er sie verschluckt“,
flüsterte die Frau des Kaminkehrers ihrer Nachbarin zu.
    „Weiterhin ist zu klären, aus welchem
Grund der Angeklagte den Sack mit den 100.000 Mark wieder zurückbrachte.“
    „Mache! Irreführung der Behörde!“ rief
der vorwitzige junge Mann wieder.
    „Ich muß mir Zwischenrufe verbitten“,
sagte der Richter streng.
    „Angeklagter, was haben Sie zu der
Sache vorzutragen?“
    Lämmlein senkte ein wenig den Kopf und
sagte:
    „Ich habe den, den... Einbruch in der
besten Absicht begangen.“
    Aber der Richter unterbrach ihn.
    „über Ihre Absichten unterhalten wir
uns später. Schildern Sie jetzt zuerst den Hergang.“
    „Ich bin halt vom Vorraum aus durch die
Wand in die Stahlkammer gegangen. Eigentlich wollte ich ja nur 100 Mark nehmen
...“
    „Es interessiert uns nicht, was Sie eigentlich tun wollten, sondern was Sie wirklich getan haben.“
    „Also gut“, fuhr Lämmlein
eingeschüchtert fort. „Ich habe einen ganzen Sack nehmen müssen, weil alles so
verpackt und versiegelt war.“
    „Nehmen müssen ist vorzüglich“, warf
der Bankdirektor Wolf grimmig dazwischen. Er saß nämlich gleich in der ersten
Reihe.
    „Und dann?“ fragte der Richter weiter.
    „Und dann bin ich wieder durch die Wand
gegangen und durch den Heizkeller ins Freie.“
    „Sie sind also ungehindert durch die
Polizeisperre gekommen?“
    „Ja, niemand hat mich auf gehalten.“
    Auf den Zuschauerbänken entstand ein
Tumult.
    „Das ist unsere Polizei!“ rief der
Metzgermeister Wuller empört.
    „Mit 100.000 Mark unter den Augen des
Gesetzes davon.“
    „Sauber, sauber!“
    „Wenn nichts los ist, schauen die recht
wichtig.“
    „Wenn nichts los ist, kann ich auch
wichtig schauen.“
    „Ruhe! Ich muß dringend um Ruhe bitten.“
Der Richter läutete heftig mit der Glocke.
    „Angeklagter, Sie haben also den
Geldsack zu Hause aufgebrochen, 100 Mark herausgenommen, das Geld am nächsten
Tag wieder hineingelegt und den Sack ins Bankhaus Wolf zurückgetragen?“
    „So war

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