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Mit Herrn Lämmlein ist was los

Mit Herrn Lämmlein ist was los

Titel: Mit Herrn Lämmlein ist was los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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Nachtwächters — oder vielmehr nach dem Mond, und da wußte er
doch wieder nicht so recht, woran er war.
    Er mußte etwas tun, um klarer denken zu
können.
    Eine kalte Kompresse auf den Kopf, fiel
ihm ein.
    Benommen taumelte er aus dem Bett und
tastete sich im Dunkeln die Wand entlang nach der Badezimmertür. Aber er hatte
die Türe noch gar nicht erreicht — da stand er bereits mitten im Badezimmer!
    Lämmlein war fassungslos. Er trank hastig
ein Glas Wasser und dann noch zwei mit Brausepulver — aber das änderte seine
Lage nicht: Er befand sich im Badezimmer, ohne durch die Tür gegangen zu sein.
Das war ja wie in seinem Traum!
    Ich bin verrückt geworden, dachte er.
Ganz gewiß , ich bin verrückt geworden.
    Er wiegte sorgenvoll seinen
bandagierten Kopf.
    Und wenn ich schon verrückt bin,
überlegte er weiter, warum soll
    ich dann nicht durch die Wand gehen ?
    Vorsichtig drückte er zuerst eine Hand
durch die Mauer. Sie verschwand wie in einem Pudding. Dann setzte er einen Fuß
nach, und schließlich schob er den ganzen Körper durch die Wand. Es ging ganz
leicht. Ohne den geringsten Kratzer gelangte er in sein Schlafzimmer.
    So übel war die Sache nicht, fand Herr
Lämmlein. Aber eine kalte Kompresse hatte er doch noch nötig.
    Er schlüpfte auf dem gleichen Weg nochmal ins Bad, tauchte seinen Waschlappen in kaltes
Wasser, legte ihn sich auf die Stirn und kroch in sein Bett zurück.

Es soll nicht mehr vorkommen
     
    Am nächsten Morgen entschied Herr
Lämmlein, daß er doch nicht verrückt sei. Trotz Unfall, trotz
Nachtwächter-Traum, und trotzdem er durch die Wand gegangen war. Er war nicht
verrückt. Aber was da vor sich ging, war toll, einfach toll. Wenn das seine
Kollegen im Büro wüßten! Sie behandelten ihn immer so von oben herab, weil er
bescheiden war und ein bißchen altmodisch.
    Warum gerade ihm so etwas Merkwürdiges
widerfahren mußte? Unheimlich war die Sache ja, aber doch auch ganz praktisch.
Wenn er sich jetzt zum Beispiel ein Haus bauen wollte, könnte er glatt die Türen
sparen. Ach Unsinn! Es kam schließlich mal Besuch und der Gasmann, und die
konnten ja nicht durch die Wand gehen. Türen brauchte er. Aber sonst war viel
anzufangen mit seiner neu entdeckten Fähigkeit. Er konnte überall dorthin
gelangen, wo andere nicht hineinkamen. In Geheimkammern und Verliese
beispielsweise. —
    Sehr vergnügt über diese Vorstellungen
stieg Herr Lämmlein aus dem Bett, benutzte den kürzesten Weg durch die Wand ins
Badezimmer und machte sich fertig zum Fortgehen.
    Im Flur nahm er seinen Hut vom Haken
und stülpte ihn auf den Kopf. Weil er aber immer noch den Verband darumgewunden hatte, sah das sehr komisch aus. Dann griff
er nach dem Schlüsselbund. —
    Schlüsselbund? — Wozu eigentlich?
Brauchte er denn noch einen Schlüsselbund, er, Lämmlein, der durch die Wand
gehen konnte?
    Verächtlich warf er die Schlüssel auf
die Kommode zurück, reckte seinen mächtigen Körper und schritt erhobenen
Hauptes durch die Wand ins Treppenhaus — direkt auf die Hausmeisterin Wuttke
zu, die gerade die Treppe schrubbte.
    Herr Lämmlein erschrak heftig. Daß ihn
jemand beobachten könnte, daran hatte er nicht gedacht. Aber Frau Wuttke
erschrak noch viel heftiger. Sie war nämlich schrecklich abergläubisch und sie
dachte nun, der verunglückte Herr Lämmlein sei in der Nacht gestorben und sein
Gespenst komme soeben aus der Wand herausspaziert.
    Einen Augenblick standen sich die
beiden wie angewurzelt gegenüber, Herr Lämmlein mit dem Kopfverband und dem Hut
darüber und die Hausmeisterin mit Putzeimer und Schrubber in den Fäusten.

    Dann aber geschah etwas Unerhörtes. Die
Hausmeisterin schwenkte ihren Eimer und schwappte das ganze Putzwasser über den
unglücklichen Lämmlein.
    Der stand nun da, ertappt, tropfnaß und gar nicht wie ein Gespenst.
    „Aber Frau Wuttke!“ stammelte er.
    Die Hausmeisterin wußte zwar nicht, wie
sich ein Gespenst benimmt, wenn man es mit einem Kübel Wasser begießt, aber daß
es nicht „aber Frau Wuttke“ stammeln würde, das war ihr doch klar. Sie faßte
sich deshalb schnell und sagte vorwurfsvoll:
    „Aber Herr Lämmlein! Einen so zu
erschrecken! Ich habe Sie für einen anständigen Menschen gehalten.“
    „Das bin ich doch auch, Frau Wuttke,
bestimmt, das bin ich auch. Was da gerade eben passiert ist, kann ich Ihnen
wirklich nicht erklären. — Könnten Sie... könnten Sie es nicht ganz einfach
vergessen?“
    „Vergessen?“
    „ Naja , wenn
ich Ihnen dafür etwas

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