Mit Kurs auf Thule
grönländischen Ostsiedlung zu suchen.
1822
William Scoresby beweist, dass man den Eisgürtel überwinden kann, und landet bei 70° 31’N an Grönlands Ostküste.
1828
Kapitänleutnant W. A. Graah von der dänischen Marine fährt nach Grönland und verbringt dort vergebens zwei Jahre auf der Suche nach Zeugnissen der Nordmänner.
1837
Veröffentlichung der
Antiquitates Americanae
1839 Ein dänischer Handelsassistent gräbt einen großen Teil des nordischen Friedhofs in Herjolfsness in Grönland aus.
1883–1885
Die Vorstellung einer Ostsiedlung an der Ostküste wird von den beiden dänischen Marineoffizieren Gustav Holm und V. Garde endgültig zu Grabe getragen.
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|14| Einleitung
Die Besiedlung Grönlands durch die Nordmänner im späten 10. Jahrhundert und deren wagemutige Entdeckungsfahrten nach Nordamerika zu Beginn des 11. Jahrhunderts markieren den weitesten Ausgriff der nordischen Suche nach Land und Lebensgrundlagen im gesamten Mittelalter. Bereits um etwa 1500 n. Chr. hatte sich die äußerste geographische Grenze nordischen Lebens schon wieder nach Osten Richtung Island verschoben. Die Nordmänner in Grönland, die auf ihren Fahrten weit nach Nordamerika vorgedrungen waren, verschwanden schnell im Nebel des idealisierenden Mythos.
Das bis heute ungeklärte Schicksal der nordischen Grönlandkolonie ist daher ein in jeder Hinsicht umstrittenes historisches Feld. Wir haben zwar durch archäologische Grabungen sowie durch Forschungen in verschiedenen Nachbardisziplinen in den letzten Jahrzehnten viele neue Erkenntnisse gewinnen können. Der wissenschaftliche Diskurs über die Nordmänner in Grönland ist jedoch – wenn es um Themen wie Ernährung, die Auswirkungen der Isolation vom Ursprungsland der Siedler, die Lebensfähigkeit vorindustrieller Kulturen allgemein und den Einfluss kirchlicher und weltlicher Autoritäten auf das Leben in der Kolonie geht, – noch immer mit Vorstellungen durchsetzt, die im Denken des 19. Jahrhunderts wurzeln. Dazu kommen noch eine Prise Chauvinismus und zusätzliche Würze aus der nachweislichen Tatsache, dass die nordischen Grönländer um das Jahr 1000 als erste Europäer Nordamerika erreichten. Dieser Aspekt war an sich schon ein Streitpunkt, bis Archäologen feststellten, dass Helge Ingstad 1960 in L’ Anse aux Meadows an der Nordspitze Neufundlands tatsächlich die Überreste einer nordischen Siedlung aus der Zeit um 1000 n. Chr. entdeckt hatte. Doch auch nachdem dieser Streit nun beigelegt ist, werden der Umfang der nordischen Erkundung und das Problem, nordischen Bezeichnungen und Beschreibungen eindeutig Gebiete an der Ostküste Nordamerikas zuzuweisen, immer noch heiß diskutiert.
Man weiß heute bereits sehr viel über die Geschichte der nordischen Grönländer und jedes Jahr kommen neue Fakten hinzu. Weil die Realität hier weitaus interessanter ist als jeder Roman, möchte ich in diesem Buch zusammenfassen, was ich durch meine jahrzehntelange wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Thema und auf vielen Reisen in Grönland zusammengetragen habe.
Durch die Lektüre ihrer Werke bin ich so vielen Kollegen in den verschiedensten Bereichen zu Dank verpflichtet, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Die umfangreichen Quellennachweise im Literaturverzeichnis sowie die |15| Literaturliste im Anhang mögen als Anhaltspunkte dienen. Doch neben diesem Schatz wissenschaftlicher Literatur braucht man Lehrer und Kollegen, besonders in einem Gebiet, bei dem nicht nur Geschichte, sondern auch Archäologie, Linguistik und historische Geografie und Kartografie eine Rolle spielen. Mein ganz besonderer Dank geht daher an Peter Barber und seine wunderbaren Mitarbeiter an der British Library Map Library, die Kartenfachleute Francis Herbert und Andrew Cook (ebenfalls in London), an Benedicte Gamborg Briså von der Landkartensammlung der norwegischen Nationalbibliothek in Oslo, an Kari Ellen Gade an der Indiana University, an Anna Agnarsdóttir an der Universität Island und an Jette Arneborg, Mogens Skaaning Høegsberg, Niels Lynnerup und Søren Thirslund in Dänemark, Joel Berglund in Schweden, Kevin Edwards in Schottland, Christian Keller in Norwegen, Georg Nyegaard in Grönland und Robert Ferguson, Karen McCullough, Robert McGhee, Peter Schledermann, Patricia Sutherland und Birgitta Wallace in Kanada.
Und schließlich vereint mein Ehemann Paul Seaver, hier in Kalifornien, die besten Eigenschaften eines Historikers und eines geduldigen
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