Mit Liebe gestrickt
Kinderspiel war gegen das Kunststück, Ellen unbeschadet über die nächsten Tage zu bringen.
Freitagmorgen acht Uhr, und Lulu und ich haben eine Straßenkartenlesekrise, während Vin hinten bei den Jungs im Wagen ein Nickerchen macht. Er hat den größten Teil der Fahrt übernommen gestern Nacht, und ich fühle mich gut. Nachts Auto
fahren wiegt mich immer sofort in Schlaf, und Vin hat den größten Minivan gemietet, den er finden konnte, sodass alles bemerkenswert einfach ist und viel billiger, als wenn wir geflogen wären. Auch wenn Vin denkt, dass er an einem neuen Weltrekordversuch teilgenommen hat, wie oft eine schwangere Person unterwegs eine Pinkelpause einlegen muss.
»Da müsste bald ein See kommen.«
»Wie bald?«
Wie es scheint, fahren wir gerade mitten durch einen Wald.
»Vor ungefähr zehn Minuten.«
Oh Gott. Ellen wird mich umbringen, wenn wir uns verfahren.
Mein Telefon kündigt den Eingang einer SMS an.
»Lies sie nicht - die ist bestimmt von der Braut, und die wird langsam ein bisschen nervig.«
»Sie schreibt nur Hilfe. Sieh mal, da ist ein Schild.«
Ich fahre langsam an eine Forstinformation heran, die uns mitteilt, dass wir zwar gern ein Picknick machen dürfen, sie uns aber sehr verbunden wären, wenn wir nicht den Wald abfackeln würden. Verdammt. Ein Feuer anzuzünden ist möglicherweise der einzige Weg, jemanden auf uns aufmerksam zu machen, der vielleicht weiß, wo zum Teufel wir sind.
»Fahren wir diese Straße noch ein bisschen weiter. Sie muss einfach irgendwo enden.«
»Du bist definitiv ein echter Optimist, nicht wahr, Lulu?«
Sie lächelt.
Bitte, lass da bald einen See sein.
»Ist das eine Art weibliche Abkürzung?«
Hervorragend. Vin ist wach geworden.
»Ja.«
Die Straße verläuft jetzt in einer Rechtskrümmung.
»Lügner. Ihr habt keine Ahnung, wo wir sind, richtig? Ich hoffe, ihr habt einige Leuchtraketen eingepackt in eine dieser siebenhundert Taschen im Kofferraum.«
Lulu dreht sich um und sieht ihn an.
»Nein. Wir dachten, wir verbrennen stattdessen deine Mütze.«
Er trägt eine schottengemusterte Fleecemütze, die er sich in der Nacht irgendwann an einer Tankstelle gekauft hat, als wir alle schliefen.
»Wie lange dauert es denn noch, bis wir da sind?«
»Nicht mehr lange.«
Lulu und ich tauschen besorgte Blicke aus, als die Straße scharf nach links abbiegt und wir aus dem Wald kommen, um festzustellen, dass wir jetzt an einem See entlangfahren mit einem anscheinend großen schlossartigen Gebäude in nicht allzu weiter Entfernung.
Hurra.
»Na bitte, siehst du wohl. Ziemlich elegante Abkürzung.« Bitte lass es das Hotel sein und nicht irgendein hochherrschaftliches Anwesen, wo Eindringlinge verhaftet werden, weil wir jetzt, wie es aussieht, ihre vordere Zufahrt hinauffahren. Wir passieren ein sehr diskretes dunkelblaues Schild. Es ist das Hotel. Zweimal hurra.
Ein junger Mann kommt heraus, um uns bei dem Gepäck zu helfen, und alles läuft ganz entspannt, bis Ellen in die Rezeption rauscht.
»Gott sei Dank, dass ihr da seid. Willkommen in Loch Loon.«
Der junge Mann zieht sich hinter den Empfangstresen zurück.
Du lieber Schreck.
Unsere Zimmer sind wunderschön; die Jungs schlafen in einem kleinen, an meins anschließendes Zimmer mit einem riesigen Fernseher und einem Stapel altersgemäßer DVDs. Das Badezimmer ist größer als unser Wohnzimmer und verfügt über einen derart kräftigen Duschstrahl, dass er mich beinahe umgeworfen hätte, als ich schnell eine Dusche zum Wachwerden genommen habe. Alles ist in Schiefer und Chrom gehalten mit stapelweise weißen Handtüchern und jeder Lotion, die man sich nur wünschen kann, weshalb wir alle blitzsauber sind. Gefrühstückt haben wir auf unserem Zimmer, und es war fantastisch, besonders die Bücklinge.
Die Jungs sehen sich The Incredibles an, und Vin und Lulu haben ein Auge auf sie. Sie wohnen quasi neben uns, nur ein Stück weiter den Korridor hinunter. Ihr Zimmer ist nicht ganz so prunkvoll wie unseres, aber dafür haben sie eine eingelassene Badewanne, welche die Jungs zu gern ausprobieren möchten, gleich nach dem Swimmingpool im Wellnessbereich. Alles sieht ziemlich gut aus.
Ich bin in Ellens Suite, und die perfekten weißen Rosen sind inzwischen aufgespürt worden, aber das Familienessen war kein voller Erfolg, besonders nachdem Harry mit seinem Bruder Jimmy ein Wettsaufen veranstaltet hat.
»Wo ist eigentlich Harry?«
»Weiß der Teufel. Als ich ihn das letzte Mal zu Gesicht
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