Mit Liebe gestrickt

Trompetenklängen des Hochzeitsmarsches. Ellen hat Harry erzählt, dass sie zu den Klängen des Titelsongs aus Titanic auf Dudelsäcken zum Altar geführt werden will, also schätze ich, dass er ziemlich erleichtert ist. Archie und Jack setzen sich in Bewegung und halten ihre Rosensträußchen und sich selbst so weit wie möglich entfernt von den Brautjungfern, rennen aber Gott sei Dank nicht, und ich schaffe es, nicht auf das Kleid zu treten oder den Strauß fallen zu lassen, als Ellen ihn mir reicht. So weit, so gut.

    Sie schieben sich gegenseitig die Ringe auf die Finger, und Harry scheint kein Wort herausbringen zu können und braucht drei
Anläufe, um seinen Namen zu sagen, während ich ein Taschentuch suche und Archie anfängt, zappelig zu werden, was zu noch mehr Rascheln führt. Und dann sind sie verheiratet, und alle umarmen und küssen sich und posieren für die Fotos und versuchen, die kleinen Brautjungfern für das Gruppenfoto nach vorn zu schieben.
    Ellen ist völlig aufgedreht und umarmt mich zwischen mehreren Aufnahmen und flüstert mir zu, dass sie noch nie glücklicher war, sodass ich schon wieder nach einem Taschentuch suche. Und Harry küsst mich und dankt mir, dass ich Ellen in den letzten paar Tagen davon abgehalten habe, jeden umzubringen, insbesondere ihn, und ich das Gefühl habe, den Brautjungferntest mit fliegenden Fahnen bestanden zu haben, was eine große Erleichterung ist. Dann besteht Ellen auf einigen Fotos nur mit ihr und Harry und mir und den Jungs, was Miranda gar nicht schmeckt, aber wir schaffen es bis zum Lunch, ohne dass irgendjemand einen Tobsuchtsanfall kriegt.
    Die Ansprachen sind glücklicherweise kurz und nicht allzu verlogen, und dann wird daraus eine merkwürdige Mischung aus einem Fernsehevent für die ganzen Medientypen, von denen viele per Hubschrauber gekommen sind, und einer Familienhochzeit mit Reminiszenzen, wer bei der letzten Hochzeit was zu wem gesagt hat. Die Medienbrigade sieht sehr selbstzufrieden aus, und es ist seltsam, wie fremd sie mir vorkommen. Ich erkenne durchaus einige Gesichter, Leute, mit denen ich vor Jahren mal zusammengearbeitet habe und die jetzt leitende Nachrichtenproduzenten sind oder in den oberen Managementetagen gelandet. Alle sehen so aus, als wären sie auf einer schicken Londoner Hochzeit, aber sie scheinen sich nur über Arbeit unterhalten zu können.
    Ständig blicken sie einem über die Schulter, wenn sie mit
einem reden, falls jemand Wichtigeres am Horizont auftaucht, aber schwanger zu sein hilft auf jeden Fall, besonders bei den Männern, die erleichtert wirken, dass sie nicht länger Mitleid zeigen müssen wegen Nick. Und die Frauen sind nicht viel besser; jede Menge überschwängliche Küsschen, und ein paar halten die Geschichte vom Wollladen für einen spitzenmäßigen Witz, bis ihnen aufgeht, dass ich es ernst meine. Aber dann gibt es auch schon kein Gesprächsthema mehr, und ich bin offenbar schrecklich langweilig. Aber während ich mich in der Vergangenheit deswegen fehl am Platz fühlte, weil ich nicht die richtigen Fernsehqualitäten hatte, ist es mir jetzt piepegal.

    Sobald wir Ellen und Harry in ihrem Helikopter zum Abschied gewunken haben, der sie nach Heathrow bringt, von wo aus sie in ihren Siebensterne-Luxus-Urlaub in Marokko aufbrechen, und ich es glücklicherweise geschafft habe, Archie davon abzuhalten, sich an Bord des Helikopters zu schleichen, gehen wir zurück ins Hotel. Ich möchte nichts weiter, als früh ins Bett. Vin und Lulu haben Lust auf die Bar und darauf, die Glasgower Verwandtschaft dabei zu beobachten, wie sie sich über den Medienhaufen lustig macht, aber ich glaube, ich passe. Wenn Nick hier wäre, würde ich mir plump und zweitklassig vorkommen; er hätte auch gern die ganze Nacht über Fernsehstorys geredet und über Noteinsätze in fremden Hauptstädten zwischen irgendwelchen Raketeneinschlägen, und ich hätte die Jungs gern ins Bett gebracht. Aber jetzt kann ich tun, was ich möchte, und es ist alles ziemlich entspannt.
    Schon komisch, aber zwei Hochzeiten scheinen mir bewusst gemacht zu haben, wie glücklich ich bin, nicht mehr verheiratet zu sein, vielen Dank auch. Und obwohl einige Leute anzunehmen scheinen, dass man paarweise auftreten muss, so als wären
wir dabei, an Bord von Noahs verdammter Arche zu gehen, bin ich nur erleichtert, dass ich mich mit den Jungs verdrücken kann, ohne mir Gedanken darüber zu machen, was Er möchte.
    Ellen so glücklich zu sehen, war sehr schön, aber