Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
U2-Diskografie und ob Zooropa dem Album The Joshua Tree nicht in vielerlei Hinsicht überlegen sei. Die Jungs sahen immer wieder nervös zur Treppe und zu mir, und ich meinte nur: »Schau nicht mich an, Kumpel.«
In den unsterblichen Worten von Keith Richards ausgedrückt: »Es ist schräg, mit einem Haufen Mädchen zusammenzuleben.« Aber genauso lebte ich. Mir erschien es wie öde Zeitverschwendung, nicht von herrischen, ruppigen, großmäuligen Mädchen umgeben zu sein. Wir sind schon immer eine laute Familie gewesen – man kann durchaus sagen, dass wir auf jeder Hochzeit der »Problemtisch« waren –, und meist sind es meine Schwestern, die den Regler hochdrehen.
Wir sitzen gern um den Küchentisch herum und quatschen, trinken anschließend ein Gläschen im Wohnzimmer und singen dann irische Lieder. Mom gibt ihre Musikwünsche bekannt, und obwohl unsere Stimmen im Laufe des Abends sicherlich nicht angenehmer werden, erhöhen wir unsere Lautstärke und gleichen mit unserem Enthusiasmus die fehlende Treffsicherheit bei den Tonlagen aus. Dann gehen wir wieder zurück in die Küche, um noch mehr zu quatschen. Da Ann und Tracey immer so groß waren wie ich, plapperten sie mir von jeher jede in ein Ohr. So lernte ich, zwei Befehle gleichzeitig entgegenzunehmen.
Meine Großmutter hatte mir all das schon zu erklären versucht, als ich noch ein kleiner Junge war. Oma stammte aus dem County Kerry in Irland, und sie erklärte mir, dass dies eben die Art der Leute dort sei – meine Schwestern würden mich also auf ewig herumkommandieren. Früher heirateten die Iren spät, weil sie schnell verhungerten, wenn sie zu viele Mäuler zu stopfen hatten, also war die Mutter auf einem irischen Bauernhof meist schon etwas älter, wenn sie Kinder bekam. Das war auch der Grund, warum immer das älteste Mädchen den Hof führte. Meine Großmutter war eine dieser ältesten Töchter, ebenso wie meine Mutter und später meine Schwester Ann. Ich stamme von einer langen Linie von Männern ab, die mit ältesten Töchtern zusammenlebten, und wir haben im Grunde deshalb überlebt, weil wir gelernt haben, Berge von Geschirr zu spülen und den Mund zu halten. Meine Großmutter hatte mich zwar schon gewarnt, dass es immer so sein würde, aber ich war damals noch zu jung, um das zu verstehen. Nichtsdestoweniger trug Oma meinen Schwestern nach der Schule oft auf, in die Küche zu gehen und mir ein Schälchen Eis zu holen oder mir einen Milchshake mit einem rohen Ei darin zu machen. Und sie taten es tatsächlich . Warum bloß?
Wie jedes Kind sehnte ich mich danach, jemand anderes zu sein, also war ich fasziniert von Popstars, die knallig waren und aufreizend und das verdorbene Valley Girl in mir weckten, das aus der gleichnamigen Filmkomödie mit Nicholas Cage. Ich trug Anstecker von Psychedelic Furs und den Pretenders an meiner Barracuda-Trainingsjacke, um das New-Wave-Mädchen zu beeindrucken, das ich nun zweifellos bald treffen würde. Und wenn ich aus der Schule kam, schaute ich mir mit meinen Schwestern General Hospital an. Dr. Noah Drake war der Supertyp – nur zu gern hätte ich seinen Vokuhila-Arztkittel-Look gerockt. Robert Scorpios Akzent hätte ich komplett übernommen, wenn ich vor meinen Schwestern damit durchgekommen wäre. Irgendwann gingen sie dazu über, sich die Springfield Story anzuschauen, die sich eher für erwachsenere Frauen eignete, aber ich muss noch heute an Laura Webber denken – eines der vielen Dinge, die ich mit Christopher Cross gemeinsam habe. 1
Damals ging ich jeden Tag über eine kleine Eisenbrücke zur Schule, die über und über mit Ozzy-Osbourne- Graffiti beschmiert war. »Willkommen in Ozzys Zirkel!«, hieß es neben Abbildungen von Iron Man, vielleicht war es aber auch der Teufel mit einem Hockeyhelm. So oder so war es absolut entscheidend, die Brücke überquert zu haben, bevor die älteren Schüler aus der Schule kamen, denn dann wurde sie zu einem Ort, an dem sie ihre Gettoblaster aufdrehten, rauchten, tranken, kifften und nach etwas Ausschau hielten, das sie vermöbeln konnten, und da kam ich natürlich gerade recht. Wenn die älteren Schüler früher als man selbst zur Brücke gelangten, blieben einem zwei Möglichkeiten: Entweder nahm man einen meilenweiten Umweg in Kauf oder einen Spießrutenlauf.
Jenseits der Brücke befand sich der Hügel, den die Cops jeden Sommer in Brand setzten, weil die Kids dort Gras anpflanzten, ein saisonales Highlight für den Pyromanennachwuchs aus meinem Viertel.
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