Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
beständig stattfindender Wochenendfilmmarathons auswendig. Wenn Sixteen Candles – Das darf man nur als Erwachsener läuft, können meine Schwes tern noch immer jede Szene Wort für Wort mitsprechen. (Mir gelingt es, wenn’s hoch kommt, ein paar Zeilen von Jake beizusteuern.) Die Todestage von Michael Jackson, John Hughes und Patrick Swayze waren praktisch Volkstrauertage. In jeder x-beliebigen Stadt findet sich jeden Abend mindestens eine Bar, in der eine hammermäßige Achtzigerjahre-Abschlussball-Revival-Party stattfindet, auf der man fest mit einer Endlosschleife »Tainted Love«, »Billie Jean« und »Just Like Heaven« rechnen kann. Jede Hochzeit, die ich besuche, artet darin aus, dass ein Saal voller Tommys und Ginas »Livin’ on a Prayer« grölt. Falls das nicht passiert, wird das Paar die Hochzeit vermutlich irgendwann annullieren lassen.
Wer in den Achtzigern berühmt war, wird niemals mehr nicht berühmt sein. Jede Band, die in den Achtzigern populär war, schafft es auch heute noch, einen La den voll zu kriegen. Wenn die Achtziger-Lieblinge Depeche Mode in die Stadt kommen, beginnt meine Frau Ally schon Wochen vorher, zu überlegen, was sie anziehen soll, auch wenn mir klar ist, dass es am Ende wieder nur das kurze Schwarze sein wird. Und mir ist auch klar, dass ich ihr Date für das Konzert sein werde und dass sie mir tief in die Augen schauen wird, wenn Dave Gahan »A Question of Lust« singt. Auf unserer Hochzeit lief sogar Kajagoogoos »Too Shy«, und niemand hat das Fest unter Protest verlassen.
Mein ganzes Leben dreht sich um die Liebe zur Musik. Ich schreibe für das Rolling Stone Magazine , also halte ich ständig Ausschau nach neuen Bands und sauge neue Sounds auf. Als ich Ende der Achtziger als Musikjournalist anfing, nahm ich an, dass wir gerade die lahmste Ära der Musikgeschichte durchmachten. Aber in diesen Jahren explodierte auch der Hip-Hop, Beatbox Disco kam auf, Indierock schlug ein und New Wave gab der Teenagermelancholie eine Stimme. Alle Arten von futuristisch anmutenden elektronischen Musikmaschinen lieferten grausige Geräusche für die Plündern den. Alle möglichen kühnen feministischen Ideen inspirierten die Popstars dazu, mit Rollenbildern und Ge schlechterpolitik herumzuexperimentieren, auf einem Ni veau, das nur ein paar Jahre zuvor noch undenkbar gewesen wäre. Das Radio bot einem Programm, egal ob man nun ein Waver war, ein Punkrocker, ein Disco-Fan, ein Hip-Hopper, ein Morrissey-Jünger oder ein überzeugtes Mitglied des Cinderella-’87 -Fanclubs. Zeitweise bin ich alles das einmal gewesen – und ich liebte jedes davon.
Aber nicht einmal ich hätte gedacht, dass in den Achtzigern so viel passiert war, dass es die Leute noch heute beschäftigen würde. Jedenfalls hatte ich nicht erwartet, dass es mich auch heute noch beschäftigen würde. Vor ein paar Jahren war ich auf dem Rocklahoma Festival, das sich dem Glam-Metal der Achtzigerjahre widmet. Dort stand ich zum ersten und letzten Mal auf einem Feld inmitten von Quiet-Riot-Fans wie mir und hörte die Band »Metal Health (Bang your Head)« spielen. War das seltsam? Ziemlich. Hat es gerockt? Brutal.
Es ist immer wieder eigenartig zu sehen, wie der Sound des Pudelfrisurjahrzehnts weiterlebt, sogar für Leute, die nicht einmal alt genug sind, um diese Zeit erlebt zu haben. Jede Woche sehe ich mir in meiner Nachbarschaft in Greenpoint, Brooklyn, junge Bands an, die neue Impulse aus den alten Achtziger-Beats ziehen. Aber damals dachten wir, wir steckten mitten in einer Epoche des Schunds fest. Das Land befand sich in einem entsetzlichen Zustand, aufgrund von Reagan und seinen Amok laufenden Kumpanen. Es war allgemein üblich, die Musik für den zerrütteten Zustand des Landes verantwortlich zu machen. Niemand hätte vermutet, dass irgendwer jemals wieder ins Kino rennen würde, um 1985 ( Eine Hochzeit zum Verlieben ) aufleben zu lassen oder 1987 ( Adventure land ) oder, Gott bewahre, 1986 ( Hot Tub – Der Whirlpool … ist ’ne verdammte Zeitmaschine ). Ich meine, der größte Film im Jahr 1985 war schließlich der, in dem Michael J. Fox eine Zeitmaschine bestieg, um 1985 so schnell wie möglich zu verlassen . Wir waren jung, ge langweilt und abgestumpft, also konnten wir es kaum erwarten, dass es vorbei sein würde. Aber irgendetwas hat all das am Leben erhalten. Und im Rückblick erhöhte sich die Epoche des Schunds irgendwie zum Gipfel der Großartigkeit. Und wer hat dafür gesorgt?
Natürlich die Mädchen. Tone
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