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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gewillt, sich zu äußern. Race schüttelte den Kopf. Poirot glättete sorgfältig seine zerknitterten Bridgenotizen.
    «Einer von den vieren hat es getan», meinte Battle nachdenklich. «Einer von ihnen lügt wie gedruckt. Aber wer? Es ist nicht leicht – nein, es ist nicht leicht.»
    Er schwieg eine Weile, dann sagte er:
    «Wenn wir uns daran halten sollten, was sie sagen, so glaubt der Medikus, dass Despard es getan hat, Despard glaubt, dass es der Arzt war, das Mädchen glaubt, dass Mrs Lorrimer die Täterin ist – und Mrs Lorrimer will nichts sagen! Das ist nicht sehr aufschlussreich.»
    «Vielleicht doch», sagte Poirot.
    Battle warf ihm einen raschen Blick zu.
    «Sie glauben…»
    Poirot winkte ab.
    «Eine Nuance – mehr nicht! Nichts, wovon man ausgehen kann.»
    Battle fuhr fort:
    «Die beiden Herren wollen also nicht sagen, was sie sich denken…»
    «Keine Beweise», sagte Race kurz.
    «Oh, ihr Männer!», seufzte Mrs Oliver voll Verachtung für eine derartige Reserve.
    «Betrachten wir einmal die ins Auge fallenden Möglichkeiten», meinte Battle. Er überlegte eine Minute. «Ich setze den Doktor obenan, glaube ich. Ein scheinheiliger Bursche. Kennt die richtige Stelle, wo man den Dolch hineinstechen muss. Aber mehr können wir nicht sagen. Dann Despard zum Beispiel. Ein Mann mit sehr viel Mut. Ein Mann, gewohnt, rasch Entscheidungen zu treffen, und vertraut mit der Gefahr. Mrs Lorrimer? Sie hat auch viel Mut, und sie ist die Frau, deren Leben ein Geheimnis bergen könnte. Sie sieht aus, als hätte sie viel durchgemacht. Andererseits halte ich sie für eine Frau mit Grundsätzen, sie könnte Leiterin einer Mädchenschule sein. Es ist nicht leicht, sich vorzustellen, dass sie jemanden ersticht. Tatsächlich glaube ich nicht, dass sie es getan hat. Und schließlich ist da noch die kleine Meredith. Wir wissen nichts über sie. Sie sieht aus wie ein normales, hübsches, etwas schüchternes Mädchen. Aber man weiß, wie gesagt, überhaupt nichts über sie.»
    «Wir wissen, dass Shaitana sie eines Mordes verdächtigte», warf Poirot ein.
    «Der Dämon mit der Engelsmaske», zitierte Mrs Oliver.
    «Bringt uns das eigentlich weiter, Battle?», fragte Race.
    «Fruchtlose Grübeleien, meinen Sie, Sir? Nun, in einem Fall wie diesem sind Grübeleien unvermeidlich.»
    «Ist es nicht besser, etwas über die Leute herauszubekommen?»
    Battle lächelte.
    «Oh, in dieser Beziehung werden wir nichts unversucht lassen. Ich glaube, da könnten Sie uns behilflich sein.»
    «Gewiss. Aber wie?»
    «Was Major Despard betrifft. Er ist viel im Ausland gewesen – in Südamerika, in Ostafrika, in Südafrika –, Sie haben dort überall Beziehungen. Sie könnten mir Informationen über ihn verschaffen.»
    Race nickte.
    «Wird gemacht. Ich werde alle verfügbaren Daten sammeln.»
    «Oh», rief Mrs Oliver, «ich habe eine Idee. Wir sind vier Spürhunde, wie man so sagen würde – und die anderen sind auch vier! Wie wäre es, wenn wir jeder einen übernehmen würden? Wenn wir auf unsere Ahnungen setzen würden! Colonel Race übernimmt Major Despard, Superintendent Battle Dr. Roberts, ich Anne Meredith und Monsieur Poirot Mrs Lorrimer. Jeder arbeitet nach seiner Fasson.»
    Battle schüttelte energisch den Kopf.
    «Das ist nicht zu machen, Mrs Oliver. Sie müssen bedenken, dass das eine offizielle Sache ist, die mir anvertraut wurde. Überdies ist leicht gesagt, man soll auf seine eigenen Ahnungen setzen. Es könnten zwei von uns auf das gleiche Pferd wetten! Colonel Race hat nicht durchblicken lassen, dass er Major Despard verdächtigt, und Monsieur Poirot will vielleicht nicht auf Mrs Lorrimer angesetzt werden.»
    Mrs Oliver seufzte betrübt.
    «Es war eine so gute Idee, so präzis.» Dann, schon wieder munterer: «Aber ich darf doch auf eigene Faust ein wenig Detektiv spielen, nicht wahr?»
    «Ja», sagte Superintendent Battle langsam, «ich habe nichts dagegen einzuwenden. Es steht auch nicht in meiner Macht, Sie daran zu hindern. Da Sie bei dem heutigen Diner anwesend waren, steht es Ihnen natürlich frei, zu tun, was Ihnen Ihre Neugier oder Ihr Interesse diktiert. Aber ich möchte Ihnen raten, Mrs Oliver, vorsichtig zu sein.»
    «Ich werde die Verschwiegenheit in Person sein», versprach Mrs Oliver. «Ich werde kein Sterbenswörtchen von irgendetwas…», schloss sie ein wenig matt.
    «Ich glaube, das war nicht ganz das, was Superintendent Battle meinte», sagte Hercule Poirot, «er wollte Ihnen klarmachen, dass Sie es mit einer

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