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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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schüttelte seinem Gastgeber die Hand und wurde den anderen vorgestellt. Er schien besonders erfreut, Battle zu treffen. «Sie sind doch eine der großen Kanonen von Scotland Yard, nicht wahr? Das ist aber interessant! Ich weiß, es schickt sich nicht, aber ich warne Sie, dass ich mit Ihnen fachsimpeln werde. Ich habe mich immer für Kriminalistik interessiert. Ich darf das allerdings meinen nervösen Patienten nicht sagen – ha, ha!»
    Die Tür öffnete sich wieder.
    «Mrs Lorrimer.»
    Mrs Lorrimer war eine elegante Sechzigerin. Sie hatte fein geschnittene Züge, wunderbar frisiertes graues Haar und eine klare, schneidende Stimme.
    «Ich hoffe, ich habe mich nicht verspätet», sagte sie, auf ihren Gastgeber zugehend. Dann wandte sie sich an Dr. Roberts, den sie kannte, um ihn zu begrüßen.
    Der Butler meldete:
    «Major Despard.»
    Major Despard war ein großer, gut aussehender, schlanker Mensch, dessen Gesicht durch eine Narbe an der Schläfe gekennzeichnet war. Nach den üblichen Vorstellungen gesellte er sich zu Colonel Race, und die beiden sprachen bald über Sport und ihre Jagderlebnisse.
    Die Tür öffnete sich zum letzten Mal, und der Butler meldete:
    «Miss Meredith.»
    Die Eintretende war ein junges Mädchen Anfang zwanzig.
    Sie war mittelgroß und hübsch, hatte große, graue, weit auseinanderstehende Augen und dichte braune im Nacken zusammengebundene Locken. Ihr Gesicht war nur leicht gepudert, sonst aber nicht geschminkt. Ihre Stimme war gedehnt und eher schüchtern.
    «O weh, ich bin die Letzte, glaube ich?»
    Mr Shaitana kam mit einem Glas Sherry und einem blumenreichen Kompliment auf sie zu. Seine Art vorzustellen war förmlich, fast zeremoniell.
    Miss Meredith blieb, ihren Sherry nippend, an Poirots Seite. «Unser Freund hält sehr viel auf Formen», sagte Poirot lächelnd.
    Das junge Mädchen stimmte zu.
    «Ich weiß. Heute wird kaum mehr vorgestellt. Man sagt einfach, ‹ich vermute, Sie kennen alle›, und lässt es dabei bewenden.»
    «Ob man sie kennt oder nicht?»
    «Ob man sie kennt oder nicht. Manchmal ist es peinlich – aber so ist es einschüchternder.»
    Sie zögerte und fragte dann: «Ist das die Schriftstellerin Mrs Oliver?»
    Mrs Olivers Bassstimme dröhnte gerade durch den Raum. Sie sprach mit Dr. Roberts.
    «Sie können den Instinkt einer Frau nicht täuschen, Doktor. Frauen wissen derlei Dinge.»
    Sie wollte ihr Haar aus der Stirn zurückstreichen, vergessend, dass sie heute einen Pony trug. «Das ist Mrs Oliver», sagte Poirot.
    Miss Meredith runzelte ein wenig die Stirn.
    «Und dieser hölzerne Kerl – ein Superintendent, hat Mr Shaitana gesagt?»
    «Von Scotland Yard.»
    «Und Sie?»
    «Und ich?»
    «Ich weiß alles über Sie, Monsieur Poirot. Sie waren es, der eigentlich die ABC-Verbrechen aufgedeckt hat.»
    «Mademoiselle, Sie beschämen mich.»
    Miss Meredith zog die Brauen zusammen.
    «Mr Shaitana», begann sie und stockte. «Mr Shaitana…»
    Poirot meinte gelassen:
    «Man könnte sagen, dass er einen ‹Hang zur Kriminalistik› hat. Es sieht jedenfalls so aus. Zweifellos möchte er uns disputieren hören. Er hetzt schon Mrs Oliver und Dr. Roberts aufeinander. Sie diskutieren jetzt über unaufspürbare Gifte.»
    Miss Meredith sagte ein wenig beklommen:
    «Was für ein sonderbarer Mensch er ist!»
    «Dr. Roberts?»
    «Nein, Mr Shaitana.»
    Sie fröstelte ein wenig.
    «Er hat etwas Beängstigendes. Man weiß nie, was ihn amüsieren könnte. Es könnte – ich meine, es könnte leicht etwas Grausames sein.»
    «Wie eine Fuchsjagd, nicht?»
    Miss Meredith warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
    «Ich meinte eher – etwas Orientalisches!»
    «Vielleicht hat er irgendwelche Komplexe.»
    «Ich kann nicht sagen, dass ich ihn besonders mag», vertraute Miss Meredith Poirot mit gesenkter Stimme an.
    «Aber dafür werden Sie sein Diner mögen», versicherte ihr Poirot. «Er hat einen wunderbaren Koch.»
    Sie sah ihn zweifelnd an, dann lachte sie:
    «Ich glaube gar», rief sie aus, «Sie sind ein Mensch wie alle anderen.»
    «Natürlich bin ich ein Mensch wie alle anderen!»
    «Wissen Sie, alle diese Berühmtheiten sind ein wenig einschüchternd.»
    «Mademoiselle, Sie sollten nicht eingeschüchtert, sie sollten im Gegenteil begeistert sein! Sie müssten mit gezückter Füllfeder um Autogramme bitten.»
    «Wissen Sie, offen gestanden interessiere ich mich nicht so schrecklich für Verbrechen. Frauen interessieren sich im Allgemeinen nicht so sehr dafür, glaube ich. Die Männer

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