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Mit Pflanzen verbunden

Mit Pflanzen verbunden

Titel: Mit Pflanzen verbunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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haben, nennen ihn eine „Lehrerpflanze“. Auch für mich war sie ein Lehrer.
    Der normale Lauf der Dinge ist so: Wenn er genug gelernt hat, dann verlässt der Schüler seinen Guru und zieht weiter. Es ist wie im buddhistischen Gleichnis, in dem die Lehre Buddhas mit einem Boot verglichen wird. Ein Boot ist dazu geeignet, einen Menschen über den Strom zu tragen. Ohne Boot kommt er nicht hinüber. Aber wenn er auf der anderen Seite angekommen ist, warum soll er das Boot weiter übers Land schleppen? Er lässt es zurück. Jeden Lehrer, auch die menschlichen, sollte man auf seinem Seelenweg zurücklassen.
    Die Mexikaner haben den Rauchhanf nach Maria und Johannes (Maria y Juan) benannt, weil diese beiden Heiligen Zeugen des höchsten göttlichen Mysteriums sind. In den Augen der einfachen Mexikaner ist der Hanf eine heilige Pflanze, die es den Menschen ermöglicht, in die heiligen Mysterien zu schauen. Das ist aber nur jemandem möglich, der an sich schon eine reine Seele hat. Wenn diese Pflanze nicht heilig gehalten wird, dann wird sie das Schicksal anderer heiliger Pflanzen erleiden, wie etwa der Tabak, der Kaffee oder der Wein.
    Der Tabak (Nicotiana tabacum) wird von den Indianern bei allen religiösen Zeremonien und Heilritualen eingesetzt, wobei der giftige, stark süchtig machende Rauch nie inhaliert wird. Einige Schamanen benutzen Tabaksaft oder Schnupfpulver, um sich in die jenseitige Welt zu katapultieren und mit den Geistern in Verbindung zu treten. In der modernen westlichen Welt wird Tabak jedoch meist lustlos und jenseits aller rituellen Bräuche konsumiert, wobei es sich oft weniger um Genussbefriedigung handelt als um eine physische Sucht, die zu gravierenden Gesundheitsschäden führt, zum Beispiel Angina pectoris, Gefäßverengungen und Lungenkrebs. Wenn heutzutage eine Pflanze gesetzlich verboten werden sollte, dann der Tabak! Auch der Kaffee war einst eine geistbewegende, sakrale Droge, die es vermochte, Sufis und Derwische in die göttliche Ekstase zu treiben. Diese Kaffeeekstase ist noch in den Kantaten Bachs zu spüren. In seiner Kaffeekantate heißt es vom braunen – ebenfalls süchtig machenden – Trank:
    Ei, wie schmeckt der Coffee süße,
lieblicher als tausend Küsse,
milder als Muskatellerwein.

    Der Wein (Vitis vinifera) , das „Blut der Erde“, war Teil der wilden orgiastischen Fruchtbarkeitsfeste des alten Orients. Mit dem Gott Dionysos zog die Rebe nach Griechenland, wo zum Entsetzen der Hüter der Moral trunkene Frauen dem Weingott mit ekstatischen Tänzen und Gesängen huldigten. Inzwischen ist der Wein das zahme Getränk einer alternden sklerotischen Gesellschaft geworden; außer einem Schwips, Kopfweh und einer Leberschwellung ist ihm kaum mehr ein göttlicher Flug zu entlocken.

    Jahre später, in Genf, pflanzten wir Gärtner mehrere Hanfstauden im zwei Hektar großen biodynamischen Gemüsegarten an. Wir pflanzten sie wegen der positiven „kosmischen“ Ausstrahlung, die sie auf die schweren, „erdigen“ Kartoffeln, Roten Bete und Kohlgewächse haben würden, an. Im Hanf wirken die lichthaften „obersonnigen“ Planeten, in den aufgequollenen Gemüsen dagegen die „untersonnigen“. 2 Als Pflanzengemeinschaft ergänzen sie einander und mindern Fressschäden durch Insekten (Storl 2001: 60). Wir wussten, dass der Anbau der Pflanze illegal war, aber wir wollten damit ja nicht unser Bewusstsein verändern. Als Schüler Rudolf Steiners wollten wir uns den Weg in die geistige Welt durch die Kraft des wachen, voll bewussten „Ich“ bahnen und nicht durch Manipulation oder durch die Einnahme einer Droge. Durch Drogenkonsum lockert sich zwar der Ätherleib und es öffnet sich die Seele, aber wenn diese nicht geläutert und zentriert ist, verwirren die Wünsche, Begierden, Hoffnungen, Willensstrebungen, Meinungen und Vorstellungen die geistige Schau. Die Vision ist dann nur noch eine Art Spiegelkabinett (Pelikan III 1975: 193). Wir ließen also die Hanfpflanzen einfach wachsen und rührten sie nicht an.
    Eines Tages besuchte der alte weise Arthur Hermes unseren Garten. Er war schon weit über 90 Jahre alt und konnte nicht mehr so gut sehen. Nach einigen Schritten hielt er inne. Er deutete in Richtung der hohen Hanfstaude und fragte: „Sag, was ist das für eine Pflanze, die mit einem so wunderbaren Saturnaroma duftet?“
    Als ich ihm antwortete, dass es Hanf sei, kommentierte er: „Eine wunderbare kosmische Pflanze! Reiner Saturn! Hohe Schwingung!“
Moksha-Kraut
    In Indien,

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