Mit Schwert und Magie
dafür. Kußwind gebärdete sich wie rasend und teilte mit den Klauenfüßen wütende Hiebe nach den Pferden und den Reitern aus.
Ein Mann mit gezogenem Krummschwert sprengte in den Kreis, riß am Zügel und ließ sein Pferd vorn hochsteigen. Hrobon zielte mit dem Bogen schweigend auf ihn, während Lamir schrie:
»Überfallt uns erst, nachdem wir gegessen und getrunken haben!«
Der Anführer winkte mit dem blanken Schwert seine Männer zurück und rief:
»Wer seid ihr? Was sucht ihr hier?«
Lamir erkannte, daß dies mit Sicherheit keine Soldaten des Shallad waren. Seine Antwort rief ungläubiges Staunen hervor. Mehrere Männer lachten rauh.
»Ich bin Lamir von der Lerchenkehle, der Sänger der Königslegende, der Freund Luxons. Er hingegen ist der Sohn des Shallad Rhiad, und wir sind auf dem Weg nach Hadam, um zu sehen, wie die Rebellen von Hadamur besiegt werden - oder wie es umgekehrt der Fall sein mag. Darüber hinaus ist dieser Mann mit dem unfehlbaren Bogen ein guter Freund von Hodjaf gewesen.«
Der Anführer senkte das Schwert, schüttelte ratlos den Kopf und deutete auf Lamir.
»Und wo ist die schwarzhäutige Seherin, die mit dir zusammengewesen sein soll?«
»Das«, sagte Hrobon, »ist eine Geschichte, die sehr lange dauert. Sie erfordert ein Lagerfeuer, gute Gastfreundschaft und den einen oder anderen Becher Wein. Dies können wir von euch, den Rebellen, sicher erwarten.«
Der Anführer beugte sich aus dem Sattel und blickte in Lamirs dunkle Augen. Dann glitt sein Blick zur Laute, die auf Lamirs Rücken hing.
»Wir sind keine Soldaten des Hadamur«, fauchte er und spie aus. »Du hast wirklich Hodjaf gekannt, Bogenschütze?«
»Ich war dabei, wie ihn Hadamur an der Seite Luxons köpfen ließ!« bestätigte Hrobon. »Wir haben überall Freunde im Land. Und keiner davon ist Freund des dicken Shallad.«
»Noch glaube ich dir nicht alles«, rief der Anführer. »Ich bin Jerim, der Jahander. Ich führe meine Leute an die Grenze. Willkommen bei uns.«
Die Männer steckten ihre Waffen ein und kamen näher. Viele von ihnen sprangen aus den Sätteln. Hrobon und Lamir erkannten unschwer, daß es nicht einfache Wegelagerer waren. Die Tiere waren gepflegt und standen gut im Futter. Waffen und Ausrüstungen waren gut gehalten, pralle Wasserschläuche und gefüllte Satteltaschen deuteten darauf hin, daß die Truppe gewohnt war, lange Strecken zu reiten. Zudem gehorchten die Männer jedem Wink Jerims. Hrobon wagte es, den Pfeil von der Sehne zu nehmen und in den Köcher zurückzustecken.
»Danke für das Willkommen«, sagte er und sah sich mißtrauisch um. »Seid auch ihr auf dem Weg nach Hadam?«
»Wir wissen noch nicht genau, was wir tun. Aber wir treffen uns mit vielen anderen, die nicht gerade das Wohlergehen Hadamurs im Sinn haben, Heymal.«
»Recht geraten. Ich bin Heymal. Hrobon ist mein Name. Nehmt euch mit den Pferden in acht vor Kußwinds Schnabelhieben.«
Jerim zeigte auf den verwaisten Gasthof und erklärte:
»Shallad-Vogelreiter verschleppten den Wirt und alles andere. Sie werfen ihm vor, er habe aufrührerische Reden in der Gaststube geduldet. Wir kennen einen Platz, an dem ihr rasten könnt.«
»Mir scheint, wir können dir vertrauen«, sagte Hrobon zögernd. »Habt ihr auch Boten aus Logghard getroffen?«
»Sie trafen uns«, meinte Jerim und rief einige Befehle. Die Truppe aus etwa zwei Dutzend Reitern formierte sich. »Es war schwer, ihnen zu glauben. Aber sie berichteten überraschende Dinge.«
»Auch, daß die Dunkelmächte nach Hadam gegriffen haben?«
»Dieses, und sie schüren die Flammen der Rebellion in ganz Gorounor. Woher kommt ihr? Was könnt ihr uns berichten?«
Lamir meinte im Ton eines Verschwörers:
»König Corsis von Samboco hat sich auch aus der Fessel Hadamurs befreien können. Berife von Anola geht seltsame Wege, und sie sind nicht die Hadamurs. Von den Nomaden in Horien wissen wir, daß sie nur Shaer O’Ghallun gehorchen. Und dieser wiederum ist nicht gerade als Bundesgenosse des Shallad zu bezeichnen. Wo liegt euer Lager oder das nächste einladende Gasthaus?«
»Kommt mit uns. Wir führen euch.«
Drei Stunden lang ritten sie weiter nach Südwest. Zunächst auf der breiten Straße, dann entlang einem Bach, schließlich über eine fast versteckte Brücke und einen kaum sichtbaren Pfad, der unter überhängenden Felsen eines schluchtähnlichen Flußlaufes im Zickzack weiterführte. Das Wasser toste und gischtete; niemand würde sein eigenes Wort verstanden
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