Mit Schwert und Magie
Hauptleuten. Es ist viel zu tun in diesen Tagen, Herr!«
»So ist es«, bestätigte Necron aus dem Hintergrund. »Nun, man wird weitersehen.«
»Bald wird das Fest die Stadt und das Umland mit Freude erfüllen«, versicherte der Hauptmann steif und zog sich zurück.
Necron und Oceida verständigten sich mit einigen Blicken und warteten, bis sich Vorhänge und Portale hinter dem Soldaten geschlossen hatten. Dann unterzogen die Krieger in den Schlackenhelmen die Zimmer, Hallen und Korridore einer schnellen Überprüfung. Sie waren hervorragend gepflegt und voller Luxus eingerichtet. Necron belegte einen Raum für sich, der eine kleine Terrasse besaß und durch eine schmale, aber wuchtige Tür von einem breiten Prunkkorridor getrennt war.
»Die Zeiten sind hart«, sagte er zu sich und ging gemessenen Schrittes hinaus auf die Terrasse. »Und die Stimmung im Palast scheint mehr als trist und düster zu sein. Sehen wir weiter.«
Er lehnte sich an die marmorne Umrandung des Durchganges und betrachtete aus der Höhe eines fliegenden Adlers das Gewimmel in den Gassen und auf den Plätzen Hadams. Seine Ahnungen sagten ihm, daß Prinz Odam und er und viele andere zu einem richtigen Zeitpunkt nach Hadam gekommen waren.
Aber nichts war sicher. Stürzte der Shallad oder überstand er, was sich über seinem Kopf unzweifelhaft zusammenbraute?
4.
VERGANGENHEIT:
Fast ohne jeden Mörtel waren die wuchtigen Quader aufeinander - und gegeneinandergefügt worden. Auf kleinen, zierlich aus weißem Stein gehauenen Vorsprüngen standen dickbauchige Öllampen. Ihre Flammen züngelten senkrecht zur unsichtbaren Decke. Im Mittelpunkt des Bildes, das Necron durch Luxons Augen erkennen konnte, stand eine junge, goldhaarige Frau.
Luxons Hand erschien im Bild.
In seinen bleichen Fingern befand sich ein kleiner Dolch. Mit der Spitze ritzte er Linien und Kurven in die dunklen, vor Feuchtigkeit schimmernden Quader.
Das - ist - Kalathee.
Necron, allein in der Kammer des Yarl-Palasts, richtete sich auf und versuchte, Kalathee genau zu erkennen. Aus Luxons Erzählungen kannte er ihren Namen und die Bedeutung, die sie einmal für Luxon und vorher für Mythor gehabt hatte. Er sagte sich, daß Luxon in Sicherheit sei. Aber…
Er hielt schon längst seinen Dolch in der Hand und kratzte die Frage in die rauhe Wand des Gemachs.
Wo - bist - du?
Im gleichen Augenblick faßte der Sohn des Shallad nach Necrons Augenlicht und las die Frage. Dieses Spiel kannten sie beide und hatten es schon häufig gespielt. Die Männer warteten einige Herzschläge lang, dann versuchte Necron wieder zu sehen, was eigentlich die Augen Luxons sahen.
Es - muß - ein - Versteck - irgendwo - in - Hadam - sein. - Mehr - weiß - ich - nicht.
Luxon schien tatsächlich gut aufgehoben zu sein. Kein Wort schrieb er über die zurückliegende Zeit. Was immer vorgefallen sein mochte, warum er auch seine Augen nicht hatte gebrauchen können - jetzt schien er in Sicherheit zu sein. In Hadam? Es ist sinnlos, dachte Necron, ihn irgendwo in Hadam suchen zu wollen. Die Stadt ist voller möglicher Verstecke.
Wieder wechselten die Augenpartner ihre jeweiligen Augen.
Geht - es - dir - gut? schrieb Necron.
So - gut - wie - lange - nicht - mehr!
Ich - freue - mich - darauf - dich - bald - zu - treffen. - Ich - bin - auf - dem - Weg - nach - Hadam, schrieb Necron .
Hadamur - wird - vom - Thron - gestürzt! ritzte Luxon.
Und - wir - werden - dabei sein - und - Shallad - Luxon - auf - den - Thron - heben! schrieb der Alleshändler und wußte, daß für diese Nacht kein weiterer Austausch von Nachrichten mehr erfolgen würde.
Ruhig wischte er die Spuren seiner Buchstaben aus und setzte sich nachdenklich auf die Kante seines Lagers.
An die krachenden, stampfenden Geräusche, mit denen zwanzig riesige Lebewesen durch die Nacht und den Tag stürmten, fast ohne Pause und Unterbrechung, hatte er sich ebenso gewöhnt wie an die schwankenden Bewegungen. Seine Gespräche mit der Prinzessin und mit Prinz Odam waren lange und tief. Sie alle wußten, daß früher oder später in Hadam Entscheidungen getroffen werden würden, die das Leben im gesamten Shalladad ändern konnten.
Nur als Odam eine Frage stellte, die ihn selbst betraf, mußte er schweigen und gab seine Bereitwilligkeit auf.
Immer wenn die Rede darauf kam, daß Necron ein Steinmann war, gab er keine Antwort. Er bestätigte diese Feststellung nicht, er leugnete nichts ab, und er schwieg beharrlich.
Vielleicht, so sagte er sich,
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