Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
kam mit seinem Bericht ins Pfarrhaus zurück. Da bin ich sofort mit ihm hierhergekommen, Ihren Rat einzuholen.«
    »Wie weit ist es bis zu dem Haus, wo sich die seltsame Tragödie ereignet hat?«
    »Etwa eine Meile landeinwärts.«
    »Dann wollen wir gleich miteinander hinübergehen. Aber ehe wir aufbrechen, muß ich ein paar Fragen an Sie stellen, Mr. Tregennis.«
    Dieser hatte die ganze Zeit über geschwiegen, aber meiner Beobachtung entging nicht, daß seine unterdrückte Erregung eher noch größer war als die offenkundige des Geistlichen. Mit bleichem, verhärmtem Gesicht saß er da und starrte bekümmert vor sich hin, während er seine mageren Hände krampfhaft ineinanderschlang. Seine blassen Lippen zitterten bei der Erwähnung des furchtbaren Geschicks, das seinen Angehörigen widerfahren war. Und wenn er den Blick hob, schien sich in seinen dunklen Augen etwas vom Grauen des Ereignisses widerzuspiegeln.
    »Fragen Sie nur immer, was Sie wollen, Mr. Holmes«, entgegnete er. »Zwar ist es furchtbar, darüber sprechen zu müssen, aber ich will Ihnen wahrheitsgetreu Rede und Antwort stehen.«
    »Erzählen Sie mir von gestern abend.«
    »Ich aß dort zur Nacht, Mr. Holmes, wie der Herr Pfarrer ja schon gesagt hat. Und mein älterer Bruder George schlug hinterher eine Partie Whist vor. Wir setzten uns ungefähr um neun Uhr zum Kartenspiel nieder. Es war Viertel nach zehn, als ich mich zum Gehen wandte. Die anderen spielten noch weiter, und ich ließ sie in fröhlicher Stimmung am Tisch zurück.«
    »Wer hat Sie hinausgelassen?«
    »Niemand. Mrs. Porter war schon zu Bett gegangen. Ich ging allein und schloß die Haustür hinter mir ab. Das Fenster des Zimmers, in dem sie saßen, war zu, aber die Jalousie nicht herabgezogen. Weder an der Tür noch am Fenster konnte ich heute früh eine Änderung bemerken noch sonst irgendwelche Anzeichen, daß ein Fremder Zutritt gefunden hätte. Aber da saßen sie noch, nur vor Schrecken wahnsinnig; und Brenda hatte der Schlag gerührt. So hing ihr Kopf mit den weit aufgerissenen Augen über die Armlehne ihres Sessels. Den grausigen Anblick werde ich nie wieder los, solange ich lebe.«
    »Die Tatsachen, die Sie uns schildern, sind wirklich sehr merkwürdig«, sagte Holmes. »Ich nehme an, daß Sie selbst keine Theorie vertreten, wie es dazu kam?«
    »Der Teufel muß seine Hand im Spiel gehabt haben«, rief Mr. Tregennis mit Emphase. »So etwas kann nicht von dieser Welt sein. Er kommt ins Zimmer und bläst ihnen das Licht des Verstandes aus! Welche menschliche Ausgeburt wäre dazu fähig?«
    »Ich fürchte«, erwiderte mein Freund, »wenn diese Angelegenheit über die menschliche Natur hinausgeht, dann liegt sie bestimmt auch jenseits meiner Möglichkeiten. Immerhin müssen wir erst alle natürlichen Erklärungen ausschöpfen, ehe wir vor einer solchen These kapitulieren. Was Ihre eigene Person anbelangt, Mr. Tregennis, so habe ich wohl recht verstanden, daß Sie und Ihre Familienangehörigen bis zu einem gewissen Grad entzweit waren, da sie zusammenlebten und Sie selbst anderswo Wohnung genommen hatten?«
    »Das stimmt, Mr. Holmes, obwohl die Ursache unserer Meinungsverschiedenheiten weit zurückliegt und die ganze Geschichte als erledigt betrachtet werden kann. Unsere Vorfahren waren Zinngräber in Redruth. Aber wir haben unser Unternehmen an eine Gesellschaft verkauft und uns mit dem Ertrag, der unser Auskommen auf Lebenszeit gewährleistet, zurückgezogen. Ich will nicht leugnen, daß es damals böses Blut wegen der Verteilung gab. Aber mittlerweile war alles vergeben und vergessen, und wir standen jetzt freundschaftlich zueinander.«
    »Wenn Sie noch einmal auf den Abend, den Sie gemeinsam verbracht haben, zurückschauen, schaltet sich da etwas in Ihr Gedächtnis ein, das allenfalls ein Licht auf die tragischen Vorgänge werfen kann? Denken Sie, bitte, sorgfältig nach, Mr. Tregennis! Vielleicht stoßen Sie auf einen Anhaltspunkt, der mir weiterhelfen könnte.«
    »Ich wüßte nicht, Sir – «
    »Ihre Verwandten waren guter Stimmung?«
    »Ich habe sie nie in besserer gesehen.«
    »Keinerlei Unruhe oder sogar Furcht vor einer drohenden Gefahr?«
    »Nichts dergleichen.«
    »Sie haben also nichts mehr hinzuzufügen, worauf ich mich vielleicht stützen könnte?«
    Mortimer Tregennis überlegte noch einmal angestrengt.
    »Etwas ist mir jetzt doch eingefallen«, sagte er schließlich. »Bei Tisch saß ich mit dem Rücken zum Fenster, während mein Bruder George mir gegenüber Platz

Weitere Kostenlose Bücher