Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
Gentleman-Detektivs, die ein Jahrhundert lang bei hervorragenden Kriminalromanschriftstellern, gerade bei englischen, besonders beliebt war, wobei Peter Wimsey vielleicht der extremste Fall ist. Selbst als die Detektive Profis waren, entstammten sie oftmals höheren Schichten und waren aus irgendeiner Laune heraus Polizisten geworden (Roderick Alleyn und John Appleby zum Beispiel).
Die Krimiautoren, die Conan Doyle folgten, versuchten keineswegs, ihre Dankesschuld zu verbergen; sie hätten es auch gar nicht gekonnt. Nehmen Sie nur den ersten Kriminalroman von Agatha Christie (der erfolgreichsten aller Schriftsteller nach Doyle), Das fehlende Glied in der Kette. Der Erzähler, Captain Hastings, gesteht seinen Ehrgeiz ein, selbst Detektiv zu werden. Man stellt ihm die Frage: »Wie im wirklichen Leben – Scotland Yard? Oder Sherlock Holmes?« Und Hastings erwiderte: »Oh, auf alle Fälle Sherlock Holmes.«
Und so ist die Bühne in dieser Hinsicht bereit für den Auftritt von Hercule Poirot, des besten aller fiktiven Detektive in der Tradition von Sherlock Holmes.
Um ein paar Sprossen auf der Leiter hinabzusteigen – ich habe meine eigene Schöpfung, den Kellner Henry, in den Stories, in denen er auftritt, als den »Sherlock Holmes der Schwarzen Witwer« beschrieben. Da es sinnlos ist, die Schuld abzustreiten, bekennen sich die Krimiautoren schamlos zu ihr und entwaffnen so schon im voraus jene, die ansonsten die Nase rümpfen würden.
Sherlock Holmes lud natürlich sowohl zu verehrenden wie auch verspottenden Imitationen ein. Mark Twain war einer der Spötter, doch das Ergebnis seiner Arbeit war leider nicht besonders. Erfolgreicher war Robert Fish mit seinen Schlock Homes-Stories. Solange Conan Doyles Gestalt unter Urheberrechtschutz stand, konnten sich die Autoren natürlich nur indirekt auf Holmes beziehen, doch es gelang ihnen, auf die mannigfaltigsten Arten Pastiches zu verfassen, oftmals humorvolle. Nachdem die Geschichten in den Besitz der Allgemeinheit übergegangen waren, entstanden in überraschender Anzahl »neue« Sherlock-Holmes-Geschichten, die meisten in jeder Hinsicht so eng an das Original angelehnt, wie es dem Autor nur möglich war.
In der Tat sind die Sherlock-Holmes-Fortsetzungen, Parodien und Pastiches so zahlreich, daß sie mehreren Untergattungen zugeordnet werden können. Die besondere Untergruppe, mit der wir uns in diesem Buch beschäftigen, sind Geschichten, in dem das Sherlock-Holmes-OEuvre unter den Bedingungen der Science Fiction oder Fantasy abgehandelt wird, und es ist überraschend (wie Sie sehen werden), wie gut die Legende die Verwandlung überstanden hat.
Das Buch enthält fünfzehn Geschichten, die sich auf die eine oder andere Art mit Sherlock Holmes befassen. (Die deutsche Ausgabe erscheint in zwei Bänden – d. Übers.) Die erste Geschichte stammt von Conan Doyle selbst, eine authentische Holmes-Story mit dem Titel »Der Teufelsfuß«, eine von zwei Geschichten, die unter Berücksichtigung aller Kriterien durchaus zur Science Fiction gezählt werden können {1} . Sie stellt darüber hinaus sehr gute Science Fiction dar, und Sie werden erstaunt sein, wie genau Conan Doyle ein Phänomen vorwegnahm, das eine Generation nach seinem Tod schon alltäglich war.
Die letzte Story zählt zu meinem Zyklus über die Schwarzen Witwer; in ihr wird ein Aspekt der Holmes-Stories im wahren Geist der Baker Street Irregulars analysiert und eine legitime Schlußfolgerung erreicht (Einzelheiten über diese Organisation finden Sie in der Geschichte selbst).
Dazwischen finden Sie dreizehn Stories, in denen Sie dem Geist von Sherlock Holmes in Gestalt von Tieren, Robotern, Außerirdischen und so weiter begegnen werden. In dieser Hinsicht ist der Phantasie der Autoren keine Grenze gesetzt – oder dem Vergnügen, das sie allen wahren Sherlockianern (der amerikanische Ausdruck) oder Holmesianern (der englische) bereiten werden.
In der Tat schrieb Conan Doyle auch Science Fiction, und zwar sehr gute. Ich persönlich bin der Meinung – und ich hoffe, die Baker Street Irregulars lesen dies nicht –, daß seine Science Fiction besser ist als seine Kriminalerzählungen.
SIR ARTHUR CONAN DOYLE
Der Teufelsfuß
Zu Frühlingsbeginn des Jahres 1897 zeigten sich bei Sherlock Holmes bedenkliche Symptome einer Beeinträchtigung seiner eisernen Konstitution. Angesichts unablässiger schwerer Arbeit hatte er Monate hindurch höchste Ansprüche an seine Kräfte gestellt, bisweilen sogar
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