Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
schnell voraus, sodass Mooney den Checkpoint sehen kann. Die zwei Männer sind dort; der erste rupft einer Frau das dunkle, lange Haar büschelweise vom Kopf, während sich der zweite gierig in ihrem Bauch verbeißt und sie mit Geifer besudelt. Die anderen Zivilisten kreischen und wollen die Flucht ergreifen. Die Tollwütigen ringen die Frau nieder. Sie stößt einen spitzen Schrei aus und scheint dann schlagartig aufzugeben. Ihr Körper wird schlaff, ihr Blick glasig und flehend.
McGraw brüllt: »Stopp! Aufhören, oder ich schieße!«
Corporal Eckhardt macht einen Schritt nach vorne. »Sergeant …«
Der Sergeant erkennt, was die Zwei angerichtet haben, und schreit: »Ich mach euch fertig, ihr Schweine!«
Dann entsinnt er sich seiner Ausbildung und feuert mit der Beretta in die Luft. Warnschüsse. Als die Köpfe der Männer in die Höhe schnellen, sodass Blut und Speichel aus ihren Gesichtern umher spritzen, sehen sie aus wie Aasgeier, die beim Fressen aufgescheucht wurden. Derjenige mit der Schlafanzughose springt auf und stürzt schnurstracks auf McGraw zu, verheddert sich jedoch im Stacheldraht, beginnt zu zappeln und gibt Töne von sich wie ein Hund, der stranguliert wird.
Die Spitzen des Drahtes sind jeweils fünf Zentimeter lang, die Abstände dazwischen doppelt so lang. Der Mann zerfleischt sich selbst, während er zappelt, bis er zusammenbricht. Blut strömt aus einer durchtrennten Oberschenkelarterie über seine Beine.
Der andere Mann richtet sich ebenfalls auf, läuft los, springt über den Draht und …
Mehrere Karabiner bellen und donnern gleichzeitig los, der Mann zuckt noch in der Luft zusammen und sackt leblos zu Boden. Sofort breitet sich eine Blutlache rings um ihn aus.
»Feuer einstellen, Feuer einstellen!«
Mooney senkt den Lauf seines Maschinengewehrs. Beißender Korditgeruch liegt in der Luft.
»Hast du das gesehen?«, fragt McGraw, ohne sich an jemanden bestimmtes zu richten. »Was war das?«
Bowman ruft nach ihnen, während er vom anderen Checkpoint herübereilt, und will wissen, warum man das Feuer eröffnet hat.
Vorne auf der Straße windet sich die verletzte Frau unter Krämpfen am Boden. Ihre beiden Peiniger bleiben in ihrem Blut liegen, offensichtlich tot.
»Alles in Ordnung, Ma'am?«, fragt McGraw, indem er die Beretta hinter seinem Rücken verbirgt und die andere Hand über den Stacheldraht ausstreckt. »Kommen Sie zu mir. Wir kümmern uns um Sie.«
Die Frau starrt ihn entsetzt an und atmet angestrengt, als sie sich schwankend aufrichtet.
Er zieht seine Maske nach unten. »Sehen Sie mich an, Miss. Alles wird gut.« Sie beginnt erneut zu zucken und blinzelt zwanghaft.
»Nein, nicht …«
Doch sie hat sich bereits abgewandt und läuft davon. Bis die Truppe den Draht so weit auseinandergebogen hat, dass McGraw die Verfolgung aufnehmen kann, ist sie verschwunden.
Kapitel 2
Ich frage mich allmählich, ob wir den Irak überhaupt je verlassen haben.
Polizeisirenen und Autohupen, Geschrei und Schüsse bestimmen die nächtliche Geräuschkulisse. Die warme und schwüle Luft riecht nach Rauch. Straßenlaternen leuchten nur schwach, falls sie nicht gerade aufflackern, da die Stadt ihrer Elektrizitätsprobleme Herr zu werden sucht. Die Ampeln weiter unten auf der First Avenue hinter der Straßensperre sind ausnahmslos auf Rot umgesprungen, weshalb der Verkehr zum Erliegen gekommen und ein wütendes Hupkonzert losgebrochen ist. Nach wie vor flüchten Tausende Menschen aus Manhattan, mit allem was sich irgendwie betanken lässt. Sie glauben offensichtlich, anderswo sähe die Lage hoffnungsvoller aus.
Die Männer von Gruppe 3 des Zweiten Platoons schreiten nervös den Stacheldraht ab, aufgeputscht durch schwarzen Kaffee. Über ihnen donnert ein Polizeihubschrauber und streift die Gegend mit seinem gleißenden Punktstrahler ab, sodass ihre Nachtsichtgeräte vorübergehend unbrauchbar werden.
»Ich fasse es nicht«, murmelt Corporal Hicks bei sich, während er mit zugekniffenen Augen die First Avenue hinunterblickt und dem tiefen Wummern schwerer MGs lauscht. »Verschießen die dort Leuchtspurmunition?«
»Klingt nach Kaliber .50, wieso fragen Sie?« erwidert McLeod, der gerade mit seinem Automatikgewehr zu ihm hin schlendert.
»Weil wir in New York sind, nicht in Bagdad, Blödmann. Wer ballert da mitten in New York mit einem MG um sich?« Nachträglich fällt ihm ein: »In den Dreck, McLeod. 20 Liegestützen.«
»Im Ernst? Wir befinden uns hier mitten in einem
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