Mitch
möchte erst mit Sally und Angie sprechen und mich vergewissern, dass sie nichts dagegen haben, wenn ich zu ihnen ziehe.“
„Du meine Güte!“ meinte er entnervt. „Unsere Firma zahlt schließlich die Miete.“
„Das ist mir klar“, entgegnete Mariah kühl.
„Selbst wenn ich die gesamte Fremdenlegion dort unterbringen wollte, könnten die beiden nichts dagegen einwenden.“
„Das könnten Sie gar nicht“, belehrte sie ihn mit einem wissenden Lächeln. „Erstens würde Sawyer es nicht zulassen, und zweitens …“
„Das war nur eine Redewendung.“ Diesmal musste er an sich halten, um sich nicht die Haare zu raufen. Kein Mensch konnte ihn so in Rage bringen wie Mariah Douglas. Was ihn betraf, so konnte das Jahr, das sie für ihn arbeitete, gar nicht schnell genug vorüber sein. Er würde erst wieder ruhig schlafen, wenn sie Hard Luck verlassen hatte.
Im Hard Luck Café hing ein Kranz über der Tür, die Fenster waren mit Lichterketten dekoriert, und an einer Wand hingen Weihnachtskarten, die ein Dreieck bildeten. Bethany vermutete, dass es einen Weihnachtsbaum darstellen sollte.
An einer anderen Wand waren die Dankschreiben befestigt, die die Kinder Ben nach seinem Besuch in der Schule geschickt hatten. Ben hatte sie offenbar etliche Male gelesen, denn sie waren ziemlich zerknittert.
„Hier sieht es schon sehr festlich aus“, meinte Bethany, als sie zum Tresen ging.
„Weihnachten ist für mich mit die schönste Zeit im Jahr“, erklärte Ben. „Wie wär’s mit einem Stück Kuchen zum Kaffee? Der geht auf meine Rechnung?“
„Ich habe leider keine Zeit, um etwas zu trinken oder zu essen“, erwiderte sie bedauernd. Sie war gerade auf dem Weg zur Chorprobe und hatte nur ein paar Minuten Zeit. „Ich bin nur vorbeigekommen, um Sie für den ersten Weihnachtstag zum Essen einzuladen.“
Er wirkte völlig verblüfft. „Ich dachte … Mich? Und was ist mit Mitch und Chrissie? Verbringen sie den Tag nicht mit Ihnen?“
„Ich habe die beiden auch eingeladen. Bestimmt sind meine Kochkünste nichts im Vergleich zu Ihren, aber den Truthahn und die Beilagen bekomme ich wohl noch hin. Außerdem tut es Ihnen zur Abwechslung sicher mal gut, woanders zu essen.“
Ben runzelte die Stirn, als würde ihm die Entscheidung schwer fallen. „Ich esse Truthahn immer mit Salbeisoße.“
„Wird gemacht. Meine Mutter bereitet ihn auch immer so zu. Es ist das einzige Rezept, das ich kenne.“ Da er immer noch zögerte, fügte sie hinzu: „Wenn Sie etwas zum Essen beisteuern wollen, bringen Sie etwas von dem Kuchen mit.“
Er wandte sich ab und nahm den Lappen in die Hand, um den ohnehin blitzsauberen Tresen abzuwischen. „Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
„Sagen Sie einfach ja. Wir essen um drei.“
„Mein Café ist über Weihnachten immer geöffnet.“
„Dann schließen Sie es dieses Jahr ausnahmsweise einmal.“ Fast hätte Bethany ihm vorgeschlagen, das Fest mit seiner Familie zu verbringen, doch gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass er ja gar keine Familie hatte. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich ihm sehr verbunden fühlte, als würde er zu ihrer Familie gehören. Vielleicht war es gefährlich für ihren Seelenfrieden, aber wenn sie mit ihm zusammen Weihnachten feierte, würde sie ihre Eltern nicht ganz so vermissen.
„Normalerweise verbringt man das Weihnachtsfest mit seiner Familie“, sagte Ben, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Ich habe keine Verwandten mehr“, fuhr er leise fort, „zumindest keine, bei denen ich Weihnachten einfach so hereinschneien könnte.“
„Ich werde Ihre Familie sein, Ben.“ Wenn ihr Herz doch bloß
nicht so schnell klopfen würde! Er konnte ja nicht ahnen, welche Bedeutung ihre Worte hatten! „Und Sie meine – zumindest an dem Tag.“
„Störe ich denn nicht? Ich meine …“
Bethany tätschelte ihm sanft die Hand. „Wenn Sie stören würden, hätte ich Sie nicht eingeladen.“
„Was ist mit Mitch und Ihnen? In letzter Zeit scheint ihr beide ziemlich viel Zeit miteinander zu verbringen – was mich natürlich freut“, beeilte Ben sich hinzuzufügen. „Ich kann mich nicht entsinnen, Mitch je so glücklich gesehen zu haben. Und die Leute sagen, dass Chrissie sich völlig verändert hat. Sie war früher sehr schüchtern.“
Nun musste Bethany lachen, denn er war überhaupt nicht mehr zu bremsen. „Ben, ich habe Sie zum Essen eingeladen. Kommen Sie nun oder nicht? Ich muss wissen, wer alles kommt.“
Ben schluckte
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