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Mitch - Herz im Dunkeln

Mitch - Herz im Dunkeln

Titel: Mitch - Herz im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Trautmann Suzanne Brockmann
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in Anbetracht der Tatsache, dass in seinem Stiefel eine .22er versteckt war, konnte er vermutlich Kindergartenerzieher getrost von der Liste streichen.
    Er rollte die zerrissene Hose zusammen und klemmte sie sich unter den Arm. Dann trat er aus dem Waschraum und mied den Raum, in dem Frühstück serviert und Enthaltsamkeit gepredigt wurde. Stattdessen steuerte er die Tür an, die hinaus auf die Straße führte.
    Auf dem Weg nach draußen steckte er einen Hundertdollarschein in die Spendendose des Obdachlosenasyls.
    „Mr Whitlow! Warten Sie!“
    Rebecca Keyes rannte zu Silver, schwang sich in den Sattel und stieß dem großen Wallach die Fersen in die Flanken. Silver preschte los, der glänzenden weißen Limousine hinterher, die die unbefestigte Auffahrt der Ferienranch hinunterfuhr.
    „Mr Whitlow!“ Sie schob sich zwei Finger in den Mund und pfiff durchdringend. Endlich hielt der Wagen an.
    Silver schnaubte, als sie ihn neben der absurd langen Limousine zum Stehen brachte. Mit leisem Surren wurde das Fenster heruntergelassen, und Justin Whitlows gerötetes Gesicht erschien. Er sah nicht erbaut aus.
    „Verzeihen Sie, Sir!“, bat Rebecca hoch zu Ross. „Hazel hat mir gesagt, dass Sie abreisen und einen ganzen Monat fort sind. Ich … ich wünschte, Sie hätten mich eher darüber informiert, Sir. Wir haben noch verschiedene Dinge zu besprechen, die keinen Monat warten können.“
    „Wenn es schon wieder um diesen Blödsinn von wegen höherer Lohnforderungen geht …“
    „Nein, Sir …“
    „Na, dem Himmel sei Dank!“
    „… denn es ist kein Blödsinn, Mr Whitlow, sondern ein sehr reales Problem auf Lazy Eight! Wir bezahlen den Helfern nicht genug, deshalb bleiben sie nicht. Wussten Sie, dass wir gerade Rafe McKinnon verloren haben?“
    Whitlow steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und sah mit zusammengekniffenen Augen zu Rebecca hoch, während er sich selbst Feuer gab. „Stellen Sie jemand Neues ein.“
    „Das mache ich ständig.“ Sie konnte ihre Frustration kaum verbergen. „Dauernd heuere ich neue Leute an, weil immerzu Leute kündigen …“ Sie atmete tief durch und riss sich zusammen. „Wenn wir jemandem, der so zuverlässig und verantwortungsbewusst wie Rafe ist, zwei oder drei Dollar mehr pro Stunde zahlen würden …“
    „Dann würde er nächstes Jahr wieder eine Lohnerhöhung erwarten.“
    „Die er auch verdient hätte. Ehrlich, Mr Whitlow, ich habe keine Ahnung, wo ich einen Stallhelfer wie Rafe finden soll. Er war ein guter Arbeiter, verlässlich, intelligent und …“
    „Anscheinend war er überqualifiziert. Ich wünsche ihm viel Glück bei seinen weiteren Bemühungen. Wir brauchen jedenfalls keine Raketenwissenschaftler. Und wie zuverlässig muss jemand schon sein, um Mist zu …“
    „Das Ausmisten der Ställe ist nur ein kleiner Teil der Arbeit“, konterte Becca aufgebracht, beherrschte sich aber sofort wieder. Ein Duell mit gegenseitigem Anbrüllen hatte sie gegen ihren Boss noch nie gewonnen. Und mit Herumschreien würde sie höchstwahrscheinlich auch jetzt nicht weiterkommen. „Mr Whitlow, ich weiß nicht, wie Lazy Eight sich den Ruf einer erstklassigen Ferienranch erwerben soll, wenn Sie den Leuten Sklavenlöhne zahlen.“
    „Sklavenlöhne für Sklavenarbeit“, bemerkte Whitlow trocken.
    „Genau das meine ich ja“, sagte Rebecca, doch er blies nur Zigarettenrauch aus dem Fenster.
    „Vergessen Sie nicht die Opern-Geschichte in Santa Fe nächste Woche“, sagte er noch, ehe sich das Fenster mit leisem Summen wieder zu schließen begann. „Ich zähle auf Sie! Und ziehen Sie sich um Himmels willen wie eine Frau an! Tauchen Sie bloß nicht wieder in so einem Hosenanzug auf wie beim letzten Mal.“
    „Mr Whitlow …“
    Aber das Fenster schloss sich. Er hatte sie abgewiesen. Silver wich tänzelnd nach rechts aus, als die Limousine wieder anfuhr. Becca fluchte vor sich hin.
    Sklavenlöhne für Sklavenarbeit, allerdings. Aber Whitlow irrte sich. Er glaubte, dass er seinen Leuten niedrige Löhne für niedrige Arbeiten zahlte. In Wahrheit bremste es den ganzen Ranchbetrieb, wenn diese Arbeiten nicht getan wurden. Wenn der Besitzer auf Niedriglöhnen bestand, würde im Gegenzug die Qualität der Arbeit auch nicht besonders hoch sein. Oder die Arbeiter verschwanden, wie Rafe McKinnon und letzte Woche Tom Morgan. Und wie Anfang des Monats Bob Sharp.
    Becca hatte das Gefühl, in letzter Zeit nur noch Büroarbeit zu erledigen. Viel zu oft saß sie drinnen am Schreibtisch

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