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Mitch - Herz im Dunkeln

Mitch - Herz im Dunkeln

Titel: Mitch - Herz im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Trautmann Suzanne Brockmann
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sahen einander nicht an. Niemand schien auffallen zu wollen. Alle achteten sorgsam darauf, sich gegenseitig nicht in die Quere zu kommen, nicht einmal durch einen Blick.
    Er erhaschte sein Bild im Spiegel und sah einen Mann, dessen Äußeres dem aller anderen hier glich: ungepflegt und vernachlässigt, mit ungekämmten Haaren, die Kleidung zerrissen und dreckig. Nur dass bei ihm noch ein dunkler, getrockneter Blutfleck auf dem schmutzigen T-Shirt hinzukam.
    Ein Waschbecken wurde frei, und er ging hin. Er nahm ein Stück schlichter weißer Seife, um sich die dreckigen Hände und Oberarme zu waschen, bevor er sein Gesicht in Angriff nahm. Eigentlich bräuchte er dringend eine Dusche. Oder einen Wasserschlauch, mit dem man ihn abspritzte. In seinem Kopf hämmerte es nach wie vor, weshalb er ihn nur vorsichtig bewegte. Er betrachtete sich genauer im Spiegel und versuchte die klaffende Wunde oberhalb des rechten Ohrs zu untersuchen.
    Die Verletzung war weitgehend von seinem langen dunklen Haar bedeckt und …
    Er hielt inne und starrte das Gesicht vor ihm an. Dann schaute er nach links und rechts. Das Gesicht im Spiegel bewegte sich, wenn er sich bewegte. Es gehörte eindeutig ihm.
    Und doch war es das Gesicht eines Fremden.
    Ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen und markantem Kinn, das dringend eine Rasur gebrauchen konnte, bis auf eine kahle helle Stelle in Form einer ausgefransten Narbe. Die schmalen Lippen bildeten eine grimmige Linie, und zwei fiebrige Augen, deren Farbe irgendwo zwischen Braun und Grün lag, blickten ihn an. Um diese Augen hatten sich kleine Fältchen gebildet, als hätte er viel Zeit in der Sonne verbracht.
    Er schöpfte Wasser mit den Händen und spritzte es sich ins Gesicht. Als er sich anschließend erneut im Spiegel betrachtete, sah ihn noch immer der gleiche Fremde an. Es war ihm nicht gelungen, dieses Gesicht wegzuwaschen und ein anderes zum Vorschein zu bringen. Welches? Eines, das ihm vertrauter war?
    Er schloss die Augen und versuchte sich an Gesichtszüge zu erinnern, die ihm bekannter vorkamen. Aber es gelang ihm nicht.
    Plötzlich überkam ihn heftige Übelkeit, sodass er sich am Waschbecken festhalten musste. Er senkte den Kopf und wartete, bis das Schlimmste vorbei war.
    Wie war er hierhergekommen? Wyatt City, New Mexico. Eine kleine Stadt im südlichen Teil des Bundesstaates. Das war nicht seine Heimat … oder? Also musste er aus beruflichen Gründen hier gewesen sein. Nur, was für ein Beruf war das?
    Er konnte sich nicht erinnern.
    Vielleicht war er immer noch betrunken. Er hatte schon von Leuten gehört, die so betrunken gewesen waren, dass die Folge ein Blackout war. Vielleicht litt er genau daran. Vielleicht musste er sich nur richtig ausschlafen, und die fehlende Erinnerung würde ganz von selbst zurückkommen.
    Allerdings konnte er sich nicht einmal daran erinnern, getrunken zu haben.
    Sein Kopf schmerzte höllisch. Er wollte sich nur noch irgendwo zusammenrollen und schlafen, bis das Hämmern aufhörte.
    Er beugte sich zum Waschbecken hinunter und versuchte, die Wunde an der einen Kopfseite zu waschen. Das lauwarme Wasser brannte, aber er riss sich zusammen und machte weiter, bis er sicher sein konnte, dass die Stelle einigermaßen gereinigt war. Das Wasser tropfte aus den langen Haaren. Er nahm ein Papierhandtuch und tupfte die Stelle ab. Als das raue Papier auf die verletzte Haut traf, musste er die Zähne zusammenbeißen.
    Es war zu spät, um die Wunde noch zu nähen, denn es bildete sich bereits Schorf. Er würde also eine Narbe davon zurückbehalten. Er brauchte seine Erste-Hilfe-Ausrüstung und … Er stutzte. Erste-Hilfe-Ausrüstung. Er war kein Arzt. Wie könnte er auch einer sein. Und dennoch …
    Die Tür des Waschraums flog auf, und er wirbelte herum. Dabei griff er in seine Jacke nach … nach …
    Benommen lehnte er sich ans Waschbecken. Er trug keine Jacke, nur das zerlumpte T-Shirt. Und er musste unbedingt daran denken, keine allzu hastigen Bewegungen zu machen, sonst würde er noch auf die Nase fallen.
    „Eine Hilfsorganisation hat Kleidung gespendet“, verkündete einer der Mitarbeiter des Obdachlosenasyls mit einer zu lauten Stimme, die etliche Männer im Raum zusammenzucken ließ. „Wir haben einen Karton mit sauberen T-Shirts bekommen und noch einen mit Jeans. Nehmt bitte nur, was ihr braucht, damit die anderen auch noch etwas abbekommen.“
    Er betrachtete im Spiegel das fleckige und dreckige T-Shirt, das er anhatte. Irgendwann einmal war es

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