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Mitch

Mitch

Titel: Mitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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telefoniert, denn es war ihr egal, wie hoch ihre Telefonrechnung war.
    „Allein heute Vormittag habe ich dreimal mit Mom telefoniert“, erzählte sie. „Es ist schon komisch. Ich habe ihr jahrelang dabei geholfen, das Essen für Thanksgiving und Weihnachten vorzubereiten, aber als ich es allein machen musste, hatte ich so viele Fragen.“
    „Kann ich Ihnen helfen?“ Ben stand ebenfalls auf und brachte seinen Teller zur Spüle. „Mir macht es nichts aus, schon gar nicht nach so einem Essen. Ich finde, dass derjenige, der gekocht hat, nicht auch noch den Abwasch machen sollte.“
    „Normalerweise schon, aber nicht heute. Heute sind Sie mein Gast.“
    „Aber …“
    „Mit einer Frau sollte man lieber nicht streiten“, meinte Mitch.
    Lachend scheuchte sie Ben aus der Küche.
    „Wir wollten doch Monopoly weiterspielen“, erinnerte ihn Chrissie. „Du wolltest einen Teil von deinem Geld zurückgewinnen.“
    „Geht ihr nur spielen“, sagte Bethany lachend. „Mitch kann mir in der Küche helfen.“
    „Sind Sie sicher?“ fragte Ben.
    „Ganz sicher.“ Sie lächelte Mitch zu.
    Mitch murmelte etwas, das sie nicht verstand. Als sie die Schüssel mit dem restlichen Kartoffelpüree vom Tisch nahm, warf sie ihm einen neugierigen Blick zu. „Was hast du gesagt?“
    Er schaute ihr in die Augen. „Ich habe gesagt, dass man sich in deinem Lächeln verlieren kann.“
    Bethany zögerte einen Moment. „Wie romantisch!“ meinte sie schließlich.
    Seine Miene wirkte leicht angespannt, als hätte sie ihn in Verlegenheit gebracht. „Wahrscheinlich liegt es an der Jahreszeit“, entgegnete er schroff. Dann wandte er sich ab, um Wasser in die Spüle einzulassen.
    Bethany lächelte vor sich hin. Es kam nicht oft vor, dass Mitch Harris verlegen wurde. Sie spielte mit dem polierten Fünfdollarstück, aus dem er einen Anhänger gemacht hatte. Es stammte aus ihrem Geburtsjahr, und er hatte es mit einer goldenen Fassung versehen und auf eine Kette aufgezogen, die schlicht, aber sehr schön war. Als sie die Kette zum ersten Mal umgebunden hatte, hatte Bethany gewusst, dass sie sie ihr Leben lang tragen würde.
    Sie fand, dass ihr Geschenk daneben verblasste. Da Mitch ein großer Fan von Tom Clancy war, hatte ihr ein Freund, der eine Buchhandlung in San Francisco leitete, ein signiertes Exemplar von Clancys neustem Roman besorgt.
    Nachdem Mitch das Buch ausgepackt und die Widmung gelesen hatte, hatte er sie angeschaut, als hätte sie ihm etwas ganz Kostbares geschenkt.
    Auch Chrissie hatte sich riesig über das Stadthaus für ihre Barbie-Puppe gefreut, doch am meisten hatte Ben sie überrascht. Er hatte nämlich für sie alle Kuchen mitgebracht und Bethany obendrein eine rechteckige Schachtel überreicht, die er offenbar gar nicht schnell genug hatte loswerden können. Beim Verpacken hatte er, wie sie amüsiert festgestellt hatte, weder an Papier noch an Klebeband gespart.
    In der Schachtel hatte sich eine Schnitzerei befunden, die aus einem polierten Walrossstoßzahn gefertigt war. Sie stellte einen Schwarm Wildgänse dar, der über ein mit Weiden bewachsenes Sumpfgebiet flog. Im Hintergrund hoben sich Berge gegen den blauen Himmel ab.
    Ben hatte zwar so getan, als würde es sich nur um eine Kleinigkeit handeln, aber Bethany wusste, wie teuer diese kunsthandwerklichen Gegenstände inzwischen waren. Ihre Versuche, sich bei ihm zu bedanken, hatten ihn bloß verlegen gemacht.
    „Ich dachte eigentlich, du würdest Weihnachten nach Hause fliegen.“ Mitch krempelte sich die Hemdsärmel hoch und begann, das Geschirr zu spülen.
    „Ich habe auch mit dem Gedanken gespielt“, gestand sie, denn sie wollte ihm nicht verheimlichen, wie schwer ihr die Entscheidung gefallen war, das Fest in Hard Luck zu verbringen. „Allerdings hätte es sich für die kurze Zeit nicht gelohnt. In den Frühjahrsferien werde ich wahrscheinlich auch hier bleiben. Am Ende des Schuljahrs läuft mein Vertrag sowieso aus.“
    „Willst du dann im Juni nach Kalifornien fliegen?“
    „Soll das eine indirekte Frage sein, ob ich vorhabe, noch ein Jahr hier zu unterrichten?“
    „Ja“, erwiderte er, wobei er ihr den Rücken zuwandte.
    Sein betont gleichgültiger Tonfall verriet ihr, dass ihre Antwort Mitch wichtig war.
    „Keine Ahnung. Es hängt davon ab, ob mein Vertrag verlängert wird.“
    „Und wenn er verlängert wird?“
    „Ich weiß es noch nicht.“ Bethany mochte das Land genauso, wie sie ihre Schüler mochte. Noch wichtiger war jedoch, dass sie Mitch

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