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Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
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unseren Gesprächen herauszieht. Und nachher heißt es von ihm zu mir: «Du bist schuld, dass meine Partnerschaft zerbrochen ist!» Nein, nein! (Zum Oberhaupt:) Halte dich da heraus, und lass dich nicht von deinen drei freudig Erregten da vorn in eine Falle locken!
    Zwar haben diese drei noch kräftig geantwortet und ihre Anliegen verteidigt («Du hast überhaupt keinen Sinn für die Lust, die im Klatsch und Tratsch liegt!» – «Man muss der Frau doch helfen!»); aber gegenüber dem Oberhaupt gewann die Misstrauische spürbar an Gewicht: «Sie hat mehr recht als die drei anderen!»

    Auswertung. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, aus der Tiefe des Erlebens wieder emporzukommen und Abstand zu nehmen: Welche Erkenntnisse und Konsequenzen lassen sich aus der Vertiefungsphase ziehen?
    Erstens ist die Misstrauische aus dem Nebel des diffusen Unbehagens herausgetreten und hat ein klares Profil gewonnen: Ihr Misstrauen wurzelt in dem positiven Anliegen, nach gescheiterer Partnerschaft ihre Elternschaft intakt zu halten. Von daher lag es nahe, dieser Anwältin der Elternschaft einen neuen Namen zu geben: die Elternfrau .
    Zweitens muss das situative Bild (Abb. 100, rechte Seite) nach dieser Klärung ergänzt und korrigiert werden: Trennung der Ehe und Verbundenheit in der Elternschaft muss deutlicher zum Ausdruck kommen, weil es einen wichtigen Teil der «Wahrheit der Situation» ausmacht.

    Abb. 101:
    Beratung mit doppelter Blickrichtung: zweite Version, entsprechend den Ergebnissen der Klärung und Beratung (vgl. erste Version, Abb. 100)
    Drittens, unter der Regie des Oberhaupts und im Dialog mit dem Berater kam es zu einer Neuaufstellung des inneren Ensembles . Die misstrauische Elternfrau wurde zur Spielführerin ernannt und besetzte die Kontaktlinie. Die neugierige Klatschtante teilte nun das Schicksal der Beraterin und wurde hinter die Demarkationslinie verbannt: zwar nicht prinzipiell moralisch verdammenswert, wäre sie in dieser Situation eine Fehlbesetzung. Die Erleichterte darf im Hintergrund frohlocken, muss aber streng auf den Innendienst beschränkt bleiben. Und die Solidarische darf nur eine kleine Nebenrolle spielen, indem sie bei der Kontaktabsage einen freundlichen, warmherzigen Ton anschlägt. Abbildung 101 zeigt diese Neugestaltung.

    Einübung. Fehlt nur noch die letzte Phase der Beratung: die konkrete Einübung einer dieser neuen Aufstellung entsprechenden Kommunikation . Wie könnte sie bei einem erneuten Anruf reagieren, mit der absagenden Elternfrau als Spielführerin und der Solidarischen als derjenigen, die zur Musik den Ton macht? Sie probiert es mit ihren Worten:
Exfrau: Ich habe mir überlegt, wie ich reagiere, wenn du wieder anrufst. Beim letzten Mal war ich durchaus interessiert und nicht ohne Mitgefühl mit dir – ich kann mir ja ausmalen, was du jetzt durchmachst. Aber ich habe hinterher ein Unbehagen gehabt, und mir ist klargeworden, dass ich mit Harald ja noch verbunden bin als Elternteil von Ralf. Und dass ich diese gemeinsame Elternschaft nicht belasten möchte durch etwas, was als Einmischung oder Solidarisierung empfunden werden könnte. Deswegen möchte ich mit dir keinen Kontakt hinter seinem Rücken, kannst du das verstehen?
Berater (übernimmt spontan die Rolle der Anrufenden): Aber das bleibt doch hundertprozentig unter uns!
Exfrau (zum Berater): Was soll ich jetzt sagen? Dass ich ja nicht weiß, ob ich ihr trauen kann?
Berater: Probier mal den Satz: «Wenn auch! Ich möchte einfach nicht hinter seinem Rücken!», und schau, ob er stimmt oder sich hier eignet.
Exfrau: Ich möchte einfach nichts hinter seinem Rücken tun. (Zum Berater:) Auch wenn die Verführung groß ist! (Lacht:) Doch, der Satz stimmt.
    Das konkrete Aussprechen dient nicht nur der kommunikativen Einübung, sondern ist auch und vor allem eine letzte Probe auf Stimmigkeit : Wie fühlt sich das an, so zu sprechen? Wie ist der innere Widerhall darauf? Gibt es dazu ein tief empfundenes inneres Jawort  – dann bin ich mit mir einig geworden und kann dazu stehen. Oder melden sich gewichtige Stimmen, die noch Protest oder Unbehagen signalisieren? Dann müssen sie noch angehört werden, und oft sind sie zufrieden, wenn kleine Änderungen an der Redeführung vorgenommen werden.
    Einige abschließende Gesichtspunkte
    Halten wir abschließend einige Punkte fest, die für eine am Ideal der Stimmigkeit orientierte Kommunikationsberatung mit doppelter Blickrichtung von Bedeutung sind:
     
Die anfängliche innere

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