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Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
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Geboten gerecht zu werden, welche in der Situation enthalten sind.
    Person und Situation sind nicht unabhängig voneinander zu denken: In der Situation stecke ich selbst mit drin, indem ich sie nach meiner Wahrnehmung und Zielsetzung definiere. Und die Situation steckt in mir selbst drin, indem sie ihre «Gebote» als innere Stimmen wirksam werden lässt.

    Wie können wir uns eine stimmige Kommunikation konkret vorstellen in Abgrenzung zu den drei anderen Feldern? Nehmen wir noch einmal das Beispiel vom jungen Bankangestellten, dessen Chef sagte: «Und zum Friseur könnten Sie auch mal wieder gehen!» Wie könnte eine Antwort lauten, die daneben, verquer, angepasst und stimmig wäre?
    Daneben : «Was geht Sie denn das an?! Ich mäkel doch auch nicht an Ihrer Frisur herum – obwohl sich dazu auch manches sagen ließe!»
    Verquer : «Ja, vielleicht sollten Sie mir mal die Haare schneiden!?» (Lacht albern.)
    Angepasst : «Ja, vielen Dank, ich wollte sowieso morgen hingehen!» (Innerlich: Grr!)
    Stimmig : Hier zunächst eine theoretische Vorbemerkung. Jeder Formulierungsvorschlag widerspricht im Grunde dem Geist der Stimmigkeit, da dieses Ideal an die erlebte Atmosphäre des Augenblicks und an den Schnabelwuchs des Sprechers gebunden ist. Insofern wirken gutgemeinte Edelformulierungen aus dem Kommunikationsseminar fast immer ein wenig künstlich und musterschülerhaft. Aus diesem Grund orientiert sich ein «Training» zur Stimmigkeit nicht an idealen Formulierungen, sondern an der inneren Aufstellung: alle beisammen haben – und die Richtigen als Spielführer. Dann ist die Chance groß, dass mir die richtigen Worte zur rechten Zeit einfallen. – Nach diesem fundamentalen Vorbehalt nun zu didaktischen Demonstrationszwecken die folgende Reaktion:
    «Also, da muss ich erst mal schlucken! Ich hab’ das bisher für meine Privatsache gehalten – aber jetzt wird mir klar: Mein Haarschnitt ist auch Teil meines beruflichen Erscheinungsbilds – und da müssen Sie als Chef ein Auge drauf haben. Ist das so zu verstehen?»
    Er verleugnet seine Verblüffung und Empörung nicht, deutet sie zumindest an. Gleichzeitig bettet er die Chefbemerkung in den professionellen Zusammenhang ein, dem sie ihre Entstehung verdankt. Insofern reagiert der Mitarbeiter situationskonstruktiv, lässt die gelbe Karte stecken, zeigt aber, dass er eine hat und sie im Fall künftiger «Grenzüberschreitungen» ziehen würde.

    Noch ein weiteres Beispiel. Angenommen, ich bin auf einem Elternabend. Kaum dass die Begrüßung durch die Lehrerin stattgefunden hat, meldet sich Frau Schnellschütz, eine Mutter, und protestiert mit aufgebrachter Stimme gegen die Deutsch-Diktate und deren Zensierung: Ihre kleine Tochter sei nur noch verzweifelt. Die Lehrerin, Frau Boxhorn, reagiert betroffen und defensiv: Das seien doch alles geübte Texte gewesen, hundertmal geübt, und schließlich würden die anderen Kinder auch … – «Wenn mein Kind täglich zu Hause sitzt und weint, interessieren mich die anderen Kinder überhaupt nicht!»
    Ich denke: Ach herrje, das läuft nicht gut! Das halte ich nicht aus! Die Mutter soll doch nicht gleich mit der negativen Tür ins Haus fallen, und die Lehrerin soll doch, statt auf der Anklagebank Platz zu nehmen, den Vorsitz und die Führung des Abends übernehmen! Soll ich mich zu Wort melden? Aber ich möchte doch nicht sagen: «Frau Schnellschütz, fallen Sie doch nicht gleich mit der Tür ins Haus!» Das wäre ein weiterer gereizter Beitrag in einer schon gereizten Atmosphäre. Zum Schmerz würde auch noch der Tadel kommen. Von ähnlicher Wirkung wäre: «Frau Boxhorn, nun lassen Sie sich doch nicht in eine Diskussion verstricken, bevor wir überhaupt eine Tagesordnung haben!» Meinem Impuls, selbst an die Tafel zu gehen und die Moderation in die Hand zu nehmen, darf ich auch nicht folgen: Für diese Rolle hätte ich hier kein Mandat (und zu Recht keine Akzeptanz). Oder soll ich authentisch meine Gefühle zum Ausdruck bringen: «Ich merke, ich werde etwas unruhig auf meinem Stuhl, auch etwas ärgerlich und ungeduldig …»?
    Bloß nicht! Daraus kann und wird dann jede den Tadel und den Appell heraushören, den sie will. Vielleicht würden Gefühlsäußerungen von anderen folgen – aber das entspricht ja auch nicht der Logik der Situation: gefühlsmäßige Metakommunikation, bevor überhaupt das Treffen eine Gestalt gefunden hat. Also muss ich doch alles über mich ergehen lassen?
    Nun, das wäre angepasst, aber nicht

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