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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
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Elfenboot. Rasch stiegen sie ein, und Gildor dirigierte sie mit Handzeichen am Südufer entlang; mit mächtigen Ruderstößen trieben sie das Gefährt durch die tückischen Wirbel und den Sog der Rückströmung. Rund eine Meile fuhren sie, dann konnten sie sich schreiend wieder verständigen, da das Donnern des Katarakts langsam hinter ihnen verklang. Doch vor ihnen hörte Tuck bereits das tiefe Grollen der Bellon-Fälle, obwohl diese noch etwa sechs Meilen entfernt waren.
    Hurtig paddelten alle mit Ausnahme Tucks, und die Ufer des Kessels flogen nur so vorbei. Zwei Meilen rasten sie dahin, das Wasser wurde unruhiger und war voller Wirbel, und erneut war kein Wort mehr zu verstehen. Noch einmal zwei Meilen, und das unablässige Brüllen des Bellon hämmerte Tuck in den Ohren und ließ seine kleine Gestalt erbeben. Der Kessel begann nun das Boot hin und her zu drehen, aber das Geschick der drei Paddler hielt es auf Kurs. Nach einer weiteren Meile hatten sie die größte Annäherung an den gewaltigen Bellon erreicht, der rund drei Meilen nördlich in den Kessel rauschte, doch der hoch aufragende Bogen des senkrechten Abbruchs warf das Brüllen des mächtigen Wasserfalls zurück und über sie hinweg, und das tosende Donnern schüttelte Tuck durch, ließ seine Zähne aufeinander schlagen und raubte ihm jeglichen Gedanken. Die übrigen drei hielten das Geführt hier nur mit größter Mühe auf einem geraden Kurs, denn das Wogen und Mahlen war heftig; doch weiter eilten sie, am Bellon vorbei.
    Und im Vorüberfahren blinzelte Tuck mit tränenden Augen auf den großen Katarakt: Mehr als eine Meile breit war er und tausend Fuß hoch; doch während der Vanil-Fall silbern geglänzt hafte, wies der Bellon eine helle Jadetönung auf.
    Sie fuhren langsam unterhalb der großen Fälle nach Osten, doch es dauerte lange, ehe das Lärmen nachzulassen begann, und noch immer kämpften sie mit den Wirbeln des Kessels. Mit jedem Stück, das sie zurücklegten, ebbte das Brüllen jedoch mehr ab und das Wasser wurde ruhiger, und schließlich ließ das Boot die Wirbel und Strudel hinter sich, denn nun kamen sie an die Stelle, wo der Argon sich wieder sammelte, um der fernen Avagon-See entgegenzufließen. Und als das Gefährt aus dem Kessel in die ruhigere Strömung glitt, wusste Tuck, dass nun ihre lange Reise den Argon hinab zur Fähre begann.
    Hinter ihnen tobte der Bellon weiter, aber wenn die vier Kameraden die Stimme hoben, konnten sie sich nun wieder unterhalten.
    »In der Chäkka-Sprache nennen wir diesen großen Wasserfall den Ctor«, rief Brega. »In der Gemeinsprache heißt das der Schreier. Doch trotz dieses Namens hätte ich mir nie träumen lassen, dass seine Stimme derart laut ist.«
    »Noch lauter schreit der Bellon für die Händler auf dem Argon«, meldete sich Galen zu Wort, »denn diese Flusskaufleute kommen seinem Gebrüll noch näher. Sie transportieren ihre Waren nämlich über die Obere Treppe - dort auf dem Hohen Abbruch - und kommen bis auf eine Meile an das Getöse heran. Es heißt, sie stopfen sich Bienenwachs in die Ohren, damit sie nicht taub werden.«
    Tuck sah in die von Galen angezeigte Richtung. Unmittelbar östlich des Bellon wand sich ein zweiter Weg - ebenjene Obere Treppe - die Steilwand hinauf, eine Handelsstraße, die ein gutes Stück breiter war als der schmale Pfad, den sie an den Vanil-Fällen hinabgestiegen waren. Doch obwohl die Obere Treppe breiter war als die Lange Treppe, hätte Tuck nicht tauschen mögen, denn er konnte sich nicht vorstellen, dem Bellon noch näher zu kommen, und er hörte förmlich seine Mutter sagen: Na, der könnte einen glatt in lauter Einzelteile rütteln!
    Nun begann die Reise den Großen Argon hinab: Nach Osten fuhren sie, den Hohen Abbruch entlang, der sich tausend Fuß hoch zu ihrer Linken erhob; zu ihrer Rechten lagen die grasbewachsenen Ebenen der Nördlichen Weite von Valon, und vor ihnen floss rasch der breite Argon, der größte Fluss Mithgars. Ihr Kurs würde über hunderte von Meilen einen Bogen von Osten nach Süden und schließlich zurück nach Südwesten schlagen; ihr fernes Ziel war die Pendwyrstraße an der Argon-Fähre, eine Strecke von rund siebenhundertfünfzig Meilen auf dem Fluss. Und dort hofften sie den Übergang in Freundeshand vorzufinden, dazu Rösser und Führer, die sie zum Heer brachten. Den ganzen Tag befuhren sie den Fluss und hielten nur einmal kurz bei Sonnenuntergang am Südufer. Doch sobald sie ihre Bedürfnisse befriedigt hatten, ließen

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