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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
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in der Trauer und dem Entsetzen über Vanidors Tod verschüttet worden war. Er holte tief Luft und sagte dann mit ruhiger Stimme: »König Galen, wir müssen uns mit aller Eile, zu der wir fähig sind, zum Heer begeben, denn ein unbekanntes Verhängnis steht bevor. Ich kann nicht sagen, was es ist, ich weiß nur, es wird kommen. Denn als Vanidor seinen Todesschrei zu mir sandte, rief er meinen Namen, und in diesem fürchterlichen Augenblick wurde mir eine grausame Prophezeiung offenbar: Der schwärzeste Tag, das größte Übel…
    Vanidor starb mit dieser Warnung, aber ich vermute, seine Botschaft war unvollständig, denn ich fühle, da war noch etwas - über den Drachenstern und den Dusterschlund. Ich weiß jedoch nicht, was es genau war, denn danach löschte der Tod das Lebenslicht meines Bruders.«
    Gildor verstummte, und lange Zeit sprach niemand ein Wort. Tuck konnte zwar das Gesicht des Lian nicht sehen, doch er wusste, dass der Elf weinte, und auch er selbst ließ seinen Tränen freien Lauf.
    Dann war erneut die leise Stimme Gildors zu vernehmen. »Ich denke nun, dass Vanidors Prophezeiung von dem Tag handelt, da der Mond die Sonne frisst, denn Tucks Worte klingen wahr: Es wird in Gron tatsächlich der schwärzeste Tag sein, und dann wird das größte Übel eintreten.«
    Wieder verstummte Gildor, und eine ganze Weile sprach auch keiner der andern. Das Elfenboot wurde auf dem Argon entlanggetragen, die flachen Ufer duckten sich dunkel im Abstand von beinahe einer Meile zu beiden Seiten. Und im Norden zeichnete sich der Hohe Abbruch schwärzlich im funkelnden Sternenlicht ab.
    Schließlich ergriff Galen das Wort: »Und Ihr sagt, der Sonnentod ist nur noch zweimal vierzehn Tage entfernt?«
    Tuck schauderte bei Galens Worten, denn sie brachten ihm das Bild von Modrus Standarte vor Augen: ein brennender Ring, Scharlachrot auf Schwarz - der Sonnentod. Und die Gedanken des Wurrlings kehrten zu jenem Dunkeltag auf dem Feld vor dem Nordtor der Feste Challerain zurück, als Modrus Zeichen des Sonnentods über der zerbrochenen rot-goldenen Standarte von König Aurion aufragte. Gildors Antwort unterbrach Tucks Überlegungen. »Ja, mein König. Wenn in vier Wochen die Sonne im Zenit steht, wird ihr Licht verfinstert werden, und es wird der schwärzeste Tag herrschen.«
    »Und dann wird das größte Übel kommen«, grollte Brega. »Vielleicht haben die Hyranier und Kistanier Recht: Vielleicht sprach Vanidors Warnung davon, dass der Große Böse, Gyphon selbst, zurückkehrt, um Adon zu unterwerfen.«
    Tuck sank der Mut bei Bregas Worten, und Gildor sog pfeifend die Luft durch die Zähne, denn was der Zwerg gesagt hatte, klang wahr.
    »Ihr könntet Recht haben, Krieger Brega«, sagte Galen.
    »Auf jeden Fall werden wir Fürst Gildors Rat befolgen und so rasch wie möglich zum Heer eilen; wie wir allerdings Modru am schwärzesten Tag trotzen sollen, vermag ich jetzt noch nicht zu sagen, denn wir wissen nicht wirklich, was Vanidors Prophezeiung bedeutet. Doch wenn wir schnell sein wollen, müssen wir unsere eigene Geschwindigkeit der des Flusses hinzufügen; wir werden uns also abwechseln: zwei von uns paddeln, während die andern beiden ausruhen - jeweils vier Stunden lang -, bis wir unser Ziel erreicht haben.«
    »Tuck und ich übernehmen die erste Schicht«, meldete sich Brega freiwillig.
    Es überraschte Tuck, dass sich Brega für ihn als Partner entschied, denn der Bokker wusste, er war seinen Gefährten an Kraft und Geschick nicht ebenbürtig, am wenigsten Brega. Aber Tuck war sich auch darüber im Klaren, dass Bregas Ruderleistung alleine fast der von Galen und Gildor zusammen entsprach, und deshalb sollte es das Gespann aus Zwerg und Wurrling mit dem aus Mensch und Elf aufnehmen können. »Übernimm den Bug, Tuck,«, rief Brega, »ich nehme das Heck. König Galen, Fürst Gildor, wir werden Euch in vier Stunden wecken.«
    Und so kam es, dass sich Galen und Gildor zur Ruhe legten, während Tuck und Brega die Ruder ins Wasser des mächtigen Argon tauchten, und das Elfenboot schoss geschwind in der Strömung dahin. Das Rennen zur Argon-Fähre hatte begonnen. Lange, anstrengende Stunden der Plackerei folgten, in denen erst Zwerg und Wurrling, dann Lian und Mensch das Gefährt den mächtigen Argon hinabsteuerten. Auf vier Stunden kräftezehrender Arbeit folgten vier Stunden unruhiger Schlummer; und jedes Mal schien es Tuck, als sei er kaum eingeschlafen, wenn es wieder Zeit war, zu paddeln… Wenn sie aufwachten, nahmen sie

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