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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
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sie ihr Gefährt wie der zu Wasser und ruderten in die schnelle Strömung in der Flussmitte hinaus. Tuck war dabei nun behilflich, denn zuvor hatte Brega mit dem Langmesser ein Paddel so zurechtgeschnitten, dass es der Wurrling handhaben konnte, und dem Jungbokker gezeigt, wie man damit geradeaus ruderte.
    Die Abenddämmerung ging in dunkle Nacht über, und Sterne funkelten hell am Firmament, während die verdunkelte Kugel eines alten Mondes in der silbernen Klammer einer dünnen Neumondsichel langsam im Westen versank. Brega schien wie verzaubert von dem sternenübersäten Himmel und zeigte zu einem der hellsten Lichtpunkte hoch im Osten.
    »Habt Ihr einen Namen für diesen Stern, Fürst Gildor?« In der Stimme des Zwergs schwang Ehrerbietung für die himmlischen Leuchtfeuer.
    »Die Lian nennen ihn Cianin Andele, den Glänzenden Nomaden«, antwortete Gildor, »denn er ist einer der fünf Wandersterne; manchmal jedoch hält er an und geht anschließend rückwärts, nur um dann erneut innezuhalten und seinen periodischen Lauf wieder von vorn zu beginnen. Warum er das tut, weiß ich nicht, in den alten Geschichten ist jedoch von einem verlorenen Schuh die Rede.«
    Brega brummte und sagte dann: »Die Überlieferung der Chäkka erzählt von vielen Wanderern, manche zu schwach, als dass man sie sehen könnte. Fünf sind bekannt, darunter dieser, und er ist der hellste. Wir nennen ihn Jarak, den Jäger. «
    »Ist er der hellste Stern von allen?«, fragte Tuck und sah zu ihm hinauf.
    »Ja«, antwortete Brega.
    »Nein«, sagte Gildor fast gleichzeitig.
    Tuck schaute von einem zum anderen, konnte jedoch im Dunkeln nichts in ihren Gesichtern lesen. »Was denn nun?«, bohrte er nach. »Ja oder nein?«
    »Beide Antworten sind richtig«, erwiderte Gildor, »denn Cianen Andele ist zwar normalerweise der hellste, aber manchmal werden andere heller; in alter Zeit überstrahlte der Bannstern für eine Weile alle anderen, aber nun ist er verschwunden. «
    »Der Bannstern?« Tucks Stimme klang neugierig.
    »Ja, kleiner Freund«, entgegnete Gildor. »Als Adon seinen Bann über die Rüpt verhängte, erleuchtete ein neuer Stern den Himmel, wo zuvor keiner gewesen war, und er wurde so hell, dass er beinahe der Sonne Konkurrenz machte: Nicht nur überstrahlte er den späten Nachthimmel, er war auch noch am Morgen zu sehen. Er wuchs zu solcher Blendkraft heran, dass es schwer fiel, ihn anzusehen, denn er tat den Augen weh. Viele lange Nächte schien der Bannstern und wurde immer heller, bis er schließlich wieder verblasste und zuletzt ganz verschwand, worauf sein Platz am Nachthimmel schwarz und leer war wie zuvor. Und durch dieses Zeichen verhängte Adon seinen Bann über alle, die Gyphon im Großen Krieg unterstützt hatten.«
    »Hoi, ein heller neuer Stern!«, stieß Tuck hervor. »Und einer, der noch dazu wieder verschwand. Das muss ein prächtiger Anblick gewesen sein, so wundersam wie der Drachenstern vielleicht.«
    Bei der Erwähnung des Drachensterns trat ein bisher nie gesehener Ausdruck von Verwirrung in Gildors Züge, als würde er nach einer flüchtigen Erinnerung tasten. Brega zeigte zur silbernen Sichel des untergehenden Mondes. »Ich glaube, das wundersamste Ereignis ist, wenn der Mond die Sonne frisst, wenn er sie von einer Seite her verschlingt, um sie auf der anderen wieder auszuspucken.«
    Wiederum schien Fürst Gildor in seinem Gedächtnis nach einer verlorenen Erinnerung zu suchen.
    »Wann wird das geschehen?«, fragte Tuck.
    Brega zuckte mit den Schultern. »Vielleicht weiß es Elf Gildor. « Tuck wandte sich an den Lian. »Wisst Ihr es, Fürst Gil dor? Wisst Ihr, wann der Mond das nächste Mal die Sonne frisst?« Gildor überlegte nur kurz, und dann antwortete er, und niemand zweifelte an seiner Aussage, denn das Volk der Elfen ist kundig in den Bewegungen von Sonne, Mond und Sternen. »Aro! Das wird ja schon in achtundzwanzig Tagen der Fall sein, Tuck! Hier unten wird der Mond die Sonne aber nicht ganz verschlucken; oben im Norden jedoch, in Rian, Gron und den Steppen von Jord, wird der Mond die Sonne vollständig verschlingen und sie viele Minuten lang in sich behalten, ehe er sie wieder freigibt.«
    »HoÜ«, rief Tuck erneut aus. »Wenn das geschieht, dann wird dort im Dusterschlund, in der Ödnis von Gron, der schwärzeste Tag überhaupt herrschen.«
    »Ja Tuck, der schwärzeste…« Plötzlich verstummte Fürst Gildor, denn nun endlich hatte er die flüchtige Erinnerung zu fassen bekommen, eine Erinnerung, die

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