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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
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Granitgang zu einer weiteren wuchtigen Tür. Vor dieser standen zwei Lökha Wache, die sich ängstlich vor dem Ghol zur Seite drückten. Zaghaft hob der zungenlose Rukh den eisernen Türklopfer und ließ ihn auf die Metallplatte fallen, einmal nur - tock! -, und der Klang erstickte, als hätten ihn die dunklen Nischen in den Winkeln des steinernen Korridors verschluckt. Dann öffnete der Rukh langsam und vorsichtig das schwere Portal und trat zur Seite, damit Laurelin hindurchgehen konnte. Mit einem harten Stoß beförderte sie der Ghol in den Saal, worauf die Türflügel schwerfällig zurückschwangen, um schließlich donnernd ins Schloss zu fallen.
    Der große Raum, in den Laurelin stolperte, wurde von einigen Fackeln erleuchtet, und an einem Ende brannte dunkles Holz in der klaffenden Öffnung eines gemauerten Kamins und warf zuckende Schatten in den ansonsten düsteren Saal. Das wenige an Wärme und Licht, das das Feuer verbreitete, wurde jedoch von dem eisigen Schweigen im Raum verschluckt, der mit schweren Wandbehängen und massiven Möbeln befrachtet war. Von all dem aber sah die Prinzessin nichts. Ihre Augen wurden von einem gewaltigen Klumpen Schwärze angezogen, der auf einem Thron auf einem ebenholzdunklen Podest saß. Und die Schatten schienen auf den Thron zuzufließen, sich dort zu sammeln und zu vereinen, bis sie eine schwarz gekleidete Gestalt bildeten. Diese Gestalt erhob sich nun, trat vom Podest und stellte sich mit verschränkten Armen vor Laurelin. Es schien sich um einen Menschen zu handeln, denn er war mannsgroß, doch seine pure Existenz verströmte eine ungeheuerliche Aura von Bösartigkeit. Was sein Gesicht betraf, so war es nicht zu sehen, denn ein schauerlicher Helm mit Eisenschnabel maskierte es. Aus dem Visier aber starrten die Augen des Bösen: dieselben Augen, die sie im Gesicht des Naudrons gesehen hatte, dieselbe Niedertracht, die aus dem Blick des Chabbaners gesprochen hatte. Jedoch war diese verderbliche Gestalt keine ferngelenkte Puppe, sondern schien die Essenz des Bösen schlechthin zu sein.
    Und dann begann die bösartige Reptilienstimme zu zischen. »Willkommen im Eisernen Turm, Prinzessin Laurelin. Wir haben uns zwar schon oft gesprochen, doch nun lernen wir uns endlich von Angesicht zu Angesicht kennen. Ich bin Modru.«
    Reine Bosheit flutete durch den Saal und ließ Laurelin schwanken. Eine niederschmetternde Trostlosigkeit griff nach ihr und stürzte ihr Herz in tiefste Verzweiflung.
    Modru trat vor, und wenngleich die Prinzessin innerlich zurückwich, verzog sie nach außen hin keine Miene. Er nahm sie an der Hand und führte sie in den Raum. Sie hätte am liebsten geschrien vor Entsetzen, denn seine bloße Berührung tat ihr Gewalt an, als wäre sein Wesen in sie eingedrungen und hätte sie mit seiner abscheulichen Verderbtheit besudelt.
    »Aber, meine Liebe, wieso scheint es mir, als wichet Ihr vor mir zurück?«, zischte seine Vipernstimme.
    »Wenn es Euch scheint, als wiche ich vor Euch zurück«, antwortete Laurelin mit klarer Stimme, »dann deshalb, weil Ihr Euch widerlich anfühlt und grässlich anzusehen seid. Kurz: eine Scheußlichkeit.«
    »Ich?« Seine Stimme schwoll zornig an, und Wut brannte in den bösartigen Augen hinter der Eisenmaske. »Ich? Ihr sagt, ich fühle mich widerlich an und sei grässlich anzusehen?« Er zerrte die Prinzessin grob hinter sich her zu einem mit schwarzem Samt abgedeckten Rahmen. Dann trat er zur Seite und riss das schwarze Tuch weg. Es hatte einen großen Spiegel bedeckt. »Schaut, meine schöne Prinzessin, wie eine wahre Scheußlichkeit aussieht!«
    Laurelin blickte die Erscheinung in dem Glas erschrocken an: Ein schmutzstarrendes, ausgemergeltes Tier mit einem gebrochenen Arm in einer verdreckten Schlinge stand vor ihr, bekleidet mit fleckigen, gesteppten Rukkengewändern; sie stank nach Helross und menschlichen Ausscheidungen, und unter den eingesunkenen Augen im rußverschmierten Gesicht hatte sie dunkle Ringe; dreckiges, verfilztes und von Läusen befallenes Haar bedeckte ihren Kopf.
    Lange starrte dieses abgezehrte arme Wesen auf sein Spiegelbild, dann drehte es sich um und spuckte Modru ins Gesicht.

ZWEITES KAPITEL
     
    Grimmwall Tuck sah von Talarin über Gildor und Galen zu Igon, der nun schlief, das Gesicht gerötet vom abklingenden Fieber. In den Süden nach Pellar oder in den Norden nach Gron? Wohin sich wenden? Die Prinzessin retten oder das Heer gegen Modrus Lakaien führen? In seiner Verzweiflung barg Tuck das

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