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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
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Schrei unterbrach ihre Gedanken. »Sagte ich nicht, dass meine Pläne Vorrang haben? Wer von euch hat uns hierher geführt, statt zum Pass?« Die schwarzen Augen richteten sich kurz auf einen der Ghola, der mitten auf der Schneefläche stand und mit tonloser Stimme sagte: »Glu shtom!«
    »Du willst bleiben?«, zischte die Vipernstimme. »Du sagst, du willst bleiben?« Nun schwoll die Stimme zu einem kreischenden Schrei an: »Dann bleib!« Und zum ersten Mal sah Laurelin, wie sich der Naudron bewegte, wenn das Böse zugegen war: Er streckte den Arm in Richtung des Ghols aus und vollführte mit der Hand eine greifende, quetschende Bewegung. Der Ghol stürzte mit dem Gesicht voran in den Schnee und war tot.
    Der Arm des Naudrons fiel schlaff wieder nach unten, das Böse flackerte schwach aus seinen Augen. »So ergeht es allen, die sich meinem Willen nicht fügen. Nabbu gla oth.« Durch etwa fünf Meilen Ödwald ritt die Kolonne nach Nordosten, bevor sie ins Freie kam. Zwanzig weitere Meilen lang stieg das Land stetig an; und Laurelin konnte zwar durch die Finsternis des Dusterschlunds nicht weit sehen, doch sie war in Thal, im Ring des Rimmen-Gebirges, aufgewachsen und wusste deshalb, dass die Neigung des Landes hohe Gipfel vor ihnen verhieß.
    Sie kamen an eine steile Felswand, und die Ghola verschärften das Tempo, während sie an der Klippe entlangritten, als wollten sie diesen Ort möglichst rasch hinter sich lassen. Noch einmal sieben Meilen ritten sie in dieser schnellen Gangart an der Wand entlang, und der Schmerz durchzuckte Laurelin wie züngelnde Flammen. Sie atmete tief und keuchend durch zusammengebissene Zähne, aber kein Stöhnen drang über ihre Lippen.
    Dann lag die lang gestreckte Bergkuppe hinter ihnen, das Tempo ließ nach, und sie gelangten in ein von Felswänden gesäumtes Tal; doch noch immer hielten sie nicht, sondern ritten weitere achtzehn Meilen, bis sie zuletzt den Anstieg zum Gruwen-Pass erreichten und hohe Berge in den Dusterschlund ragten. Fünfzig Meilen waren sie geritten, und Laurelin merkte nicht mehr, wann sie hielten. Raue Hände zerrten sie von ihrem Reittier, und sie konnte nicht stehen, sondern lag keuchend im Schnee, in den man sie fallen ließ. Innerlich schrie sie vor Qualen, doch sie gab nicht einen Schmerzenslaut von sich. Der Gruwen-Pass maß annähernd fünfunddreißig Meilen, und durch diese lang gestreckte Einkerbung ritt die Gholen-Kolonne nach Norden. Mächtige Pfeiler aus eisbedecktem Fels stiegen an senkrechten Wänden ins Schattenlicht empor, und unten auf dem Weg glitzerte der Raureif. Bitterkalt war die Winternacht, und in ihrem Licht sah der eisengraue Stein schwarz aus. In schattigen Ritzen lag hart gefrorener Schnee, und der Klang der Klumphufe hallte zwischen den hohen Felsen.
    Als sie schließlich hielten, um zu lagern, fror Laurelin bis ins Mark, und sie konnte nicht mehr aufhören zu zittern. Wieder brachte ihr ein Ghol die lederne Feldflasche. Die eklige, scharfe Flüssigkeit sorgte für eine gewisse Wärme in ihren Adern, und das Lagerfeuer aus mitgebrachtem Holz sowie die heiße Schleimsuppe wärmten sie noch weiter.
    Sie waren durch die gesamte Länge des Gruwen-Passes geritten - jene Einkerbung, wo die Rigga-Berge mit dem Grimmwall und den Gronspitzen zusammentreffen. Und nun kam die Kolonne hinab in die Odnis von Gron - Modrus Reich von alters her -, und Laurelin verzweifelte, denn dies war ein grausames Land.
    Am nächsten Dunkeltag ritten sie vom Fuß des Passes durch das gesamte Gruwen-Tal, dessen steiniger Grund zu den Ebenen von Gron hin abfiel. In diesem Land schien nichts zu wachsen: kein Baum, kein Strauch, kein Gras, kein Moos - nicht einmal Flechten klammerten sich an den Fels. Nichts als Eis, Stein und Schnee war ringsum zu sehen und abrupte Finsternis, wohin das Schattenlicht nicht fiel.
    Sie lagerten neun Meilen hinter der Öffnung des Tals, draußen, auf der verlassenen Ebene von Gron. Zwar pochte Laurelins Ann fürchterlich, doch nicht das bereitete ihr Kummer, sondern vielmehr, dass nun, da sie sich in Gron befand, eine große Bitternis an ihr Herz griff, ein Stachel, der sie quälte.
    Zwei Dunkeltage ritten sie in der Winternacht durch eine kahle Wüstenei, und noch immer sahen sie kein Anzeichen von Leben. Laurelin wusste, dass sich zur Linken die Rigga erhob, und zur Rechten die Gronspitzen. Doch sie waren zu weit entfernt, als dass man sie im Dusterschlund hätte sehen können, während sie bei Sonnenschein weit hinten am Horizont

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