Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
keiner bei mir bleiben, weil alle gebraucht werden, um die Brücke herabzulassen und das Tor zu öffnen.« Tuck hob die Hand, um Danners Einwänden zuvorzukommen. »Ich weiß, die Patrouillen werden bei ihrer Streife entlang der Schlucht hier vorbeimarschieren, und zwar schon bald. Helft mir zu diesen Felshaufen da hinten, dann verstecke ich mich, wenn sie kommen. Keine Widerrede, Danner, es gibt keine andere Wahl. Beeilt euch jetzt! Ihr müsst los!« Und so trugen sie Tuck zu einer Anhäufung von Felsen am Fuß des Walls. Mit Tränen in den Augen zog Danner den Umhang fest um die Schultern des verletzten Wurrlings. Und Tuck flüsterte heiser: »Danke… geh jetzt! Ich komme schon zurecht.« In diesem Augenblick drang das abgerissene Heulen von umherstreifenden Vulgs an ihr Ohr. »Ssst!«, stieß Flandrena hervor. »Modrus Köter. Wir müssen uns beeilen, denn sie könnten uns bemerkt haben.« Nachdem sie sich schnell von ihrem verletzten Kameraden verabschiedet hatten, kehrten die acht zur Ecke des Walls zurück, um hinaufzusteigen. Und Tuck hielt seine Tränen zurück und sah ihnen nach. So begann der Stoßtrupp seinen Aufstieg, und die vorstehenden Steine an der Ecke des Walls boten mühelosen Halt - denn beim Bau der Festung hatte sich Modru nicht träumen lassen, dass irgendwer sich daranmachen könnte, diese Mauern zu erklimmen. Plötzlich aber erstarrten die acht - als dunkle Flecken in einer dunklen Wand.
Was Tuck wunderte sich, warum sie anhielten. Dann sah er den Grund: eine Patrouille!
Und sie kam in seine Richtung!
Schmerzen schossen ihm durch den Fuß, als er sich rückwärts zwischen die Felsblöcke schleppte. Und die Patrouille kam näher, geifernde, drängelnde Brut. Tuck verfolgte mit den Augen den Weg der Rukhs. Schaut nicht auf!, versuchte er das Madenvolk durch Willenskraft zu zwingen. Haltet die Augen gesenkt! Und die dunklen Gestalten der acht Kletterer rührten sich nicht.
Immer näher kam die zankende Streife, bald war sie auf Höhe der Ecke, dann schritt sie daran vorbei, genau unterhalb des Stoßtrupps, der lautlos und wie erstarrt nur einige Fuß über ihnen hing.
Schließlich waren die streitenden Rukhs um die Ecke gebogen, und sie hatten nicht aufgeschaut. Tuck seufzte erleichtert und rutschte noch tiefer in den Felshaufen, wo er die Patrouille nicht mehr sehen konnte.
Doch horch! Es klang, als würden die Rukhs - oder jedenfalls einige von ihnen - auf die Felsen zukommen, hinter denen der Wurrling sich verbarg!
Verzweifelt und unter heftigen Schmerzen, die ihm in die gesamte Länge des Beins schossen, krabbelte Tuck noch tiefer zwischen die Felsblöcke, quetschte sich in schmale Ritzen zwischen den riesigen Steinen, seinen Köcher mit den Pfeilen vor sich her schiebend. Er kroch über ein rostiges Eisengitter, das zwischen zwei großen Felsbrocken lag, und zwängte sich in ein schwarzes Loch, das kaum groß genug für ihn war.
Hinter sich hörte er gedämpft das Madenvolk, das sich in der heiseren Slüksprache unterhielt. Tuck bemühte sich, nicht zu stöhnen, und schlängelte sich tiefer in die Finsternis, und das Loch war so eng, dass er nicht einmal den Kopf heben konnte. Zehn Fuß legte er so zurück, dann zwanzig; er betete, dass er nicht stecken blieb, wenn er noch weiter vorwärts drang. An manchen Stellen musste er ausatmen, um voran zukommen, aber er kroch weiter, denn er wusste, wenn er versuchte, zurückzuweichen, würden sich Umhang und Mantel an seinem Körper aufrollen und ihn festklemmen. Und so schlängelte sich Tuck weiter, obwohl er eigentlich gar nicht weiter wollte, sondern nur Angst vor dem Rückweg hatte.
Tuck wusste nicht genau, wie weit er sich durch diesen langen, engen Gang kämpfte - zwanzig, dreißig, vierzig Fuß oder mehr -, aber schließlich hatte er sich bis ans Ende geschoben und gezwängt. Und als er hinauskam, stellte er fest, dass er durch einen Kanal gekrochen war, einen Abflusskanal, der unter den Mauern der Burg hindurchführte, denn als er sich unter Schmerzen in einer flachen Nische am Rand des Bollwerks aufrichtete, entdeckte er, dass er sich im Innern von Modrus Festung befand: Er war unter den kalten Steinmauern des schrecklichen Eisernen Turms hindurchgekrochen!
Die acht Krieger verhielten sich absolut still auf der Mauer, als die Schluchtpatrouille unter ihnen vorbeimarschierte. Nur die Augen der Kletterer bewegten sich und folgten dem Weg der Rukhs. Patrel, der Letzte in der Reihe, atmete nicht einmal, als das Madenvolk keine
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