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Mithgar 13 - Zwergenzorn

Mithgar 13 - Zwergenzorn

Titel: Mithgar 13 - Zwergenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Zeiten fest im Norden –, und sie verraten uns die Jahreszeit und die Nachtstunde und wie weit der Morgen noch entfernt ist. Niemals können wir etwas herstellen, das ihrer Schönheit oder ihrem Nutzen gleichkommt, obwohl wir uns im Laufe der Äonen bemüht haben. Wir glauben, dass jeder Stern eine besondere Bedeutung hat – wiewohl wir sie nicht kennen – und dass in ihren funkelnden Konstellationen manchmal Schicksale und Omen festgeschrieben sind.«
    Perry war von einem Entdeckergefühl erfüllt, als er Borin so von den Sternen reden hörte. Der Wurrling hatte sie sein Leben lang gesehen und bis zu diesem Augenblick keinen Gedanken an die Auswirkungen verschwendet, die jenes himmlische Schauspiel auf diejenigen haben musste, welche beinah ihr ganzes Leben unter den Bergen verbrachten. Perry betrachtete das himmlische Funkeln nun mit anderen Augen und wie verzaubert. Genau in diesem Moment zuckte ein Streifen über den Himmel, flammend und funkelnd, der einen langsam verblassenden Schweif aus goldenem Feuer zurückließ. »Borin!«, rief er, indem er darauf zeigte.
    »Habt Ihr die Sternschnuppe gesehen?« Seiner Stimme hörte man die Aufregung an, die ihn bei dem Anblick erfasst hatte. Doch Borin hatte sich die Kapuze seines Umhangs über den Kopf gezogen und starrte ernst auf den Boden. »Was ist los, Borin?«, fragte Perry in dem Bemühen zu helfen, als er diesen Stimmungswandel zum Düsteren bei seinem Reisegefährten sah.
    »Wenn ein Stern vom Himmel fällt, sagt er vorher, dass auch ein Freund bald fallen und sterben wird«, erwiderte Borin. Und ohne ein weiteres Wort zu äußern, ging der Zwerg zu seinem Schlafsack, legte sich nieder und schaute in dieser Nacht nicht mehr zum Himmel.
     
    Am nächsten Morgen, als die Reisenden das Lager abbauten, schaute Perry zu den Ruinen auf der Kuppe des Beacontor empor und sagte: »Sollten wir je wieder diesen Weg nehmen, würde ich mir gern die Überreste des alten Wachturms ansehen. Sie sind das Überbleibsel eines Zeitalters der Größe.« Anval sah Perry durchdringend an und schien bestürzt zu sein, sagte aber nichts.
    Dieser Tag und der darauf folgende waren so wie jene zuvor und der Wagen rollte langsam ostwärts, bis er schließlich den Westrand der Wildberge erreichte.
     
    Ein trüber Morgen zog am neunten Reisetag herauf, und als sich die fünf unter dem trostlosen, bedeckten Himmel auf den Weg machten, sagte Fürst Kian Regen bis zum Abend voraus.
    Die Unterweisung erfolgte wie gewohnt, und Anval und Borin wechselten sich wie gehabt auf dem Kutschbock ab. Obwohl die Ausbildung im Schwertkampf gute Fortschritte machte, war die Laune der Reisenden so düster wie der Himmel. Abgesehen von Fürst Kians Anweisungen und einer gelegentlichen Frage von Perry oder Zwirn wurde wenig gesagt und es wurde auch nicht gesungen. Sogar die einförmige Landschaft passte zur gedrückten Stimmung.
    Um den Trübsinn zu vertreiben, beschloss Fürst Kian, die nächste Phase der Schwertausbildung zu beginnen. Er sah Perry und Zwirn ernst an und verkündete: »Es ist an der Zeit, dass Ihr gegen Euren ersten Rukh kämpft.«
    »Wa… was? Rukh?« Perry pochte plötzlich das Herz im Halse, und er sah sich rasch um.
    Zwirn kniete sich hin, hielt sich an der Seitenwand des Wagens fest und suchte in der leeren Landschaft nach dem Feind. »Augenblick mal, es ist heller Tag«, protestierte Zwirn, indem er sich wieder setzte. »Rukhs laufen bei Tag nicht in der Gegend herum.«
    Kian brach in Gelächter aus, und die beiden Zwerge lächelten. Perry ging auf, dass Zwirn Recht hatte, und ließ sich erleichtert auf die Ladefläche zurücksinken. »Nein, nein«, sagte Kian, »keine richtigen Rukha. Ich meinte, dass Ihr beim nächsten Halt die Klinge miteinander kreuzt. Aber legt Eure Rüstung an. Von nun an werdet Ihr in Schlachtgewandung üben.«
    Als sie in einer spärlichen Lichtung am Straßenrand hielten, die ein dünnes Rinnsal kreuzte, waren beide Wurrlinge gerüstet und trugen auch ihre leeren Scheiden – die echten Schwerter ließen sie auf dem Wagen.
    Als sie sich dann gegenüberstanden, schien zunächst keiner von beiden erpicht auf den Kampf zu sein, und sie begannen ein eher zaghaftes Hin und Her. Als Fürst Kian das Widerstreben zweier Freunde sah, gegeneinander zu kämpfen, unterbrach er den Kampf vorübergehend. Mit blauem Schlamm von den Ufern des Bachs färbte er ihnen das Gesicht und gab ihnen ein hohläugiges, hageres Aussehen. Ihr Mund sah breiter und dünnlippiger aus und

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