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Mithgar 13 - Zwergenzorn

Mithgar 13 - Zwergenzorn

Titel: Mithgar 13 - Zwergenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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gezogen und standen vor Perrys regloser Gestalt, während Fürst Kian neben ihm kniete. »Er ist tot«, stellte Borin zögerlich fest. »Ertrunken. Der Fluss hat ihn verschluckt und getötet und ans Ufer gespült. Die Sternschnuppe war seine.«
    Zwirn brach in Tränen aus, doch Fürst Kian musterte Perrys blasses weißes Gesicht und seine reglose Gestalt. »Man sagt, dass der Atem der Lebenden manchmal den Atem der Ertrunkenen neu beleben kann.« Er versiegelte Perrys Mund mit seinem eigenen und hauchte seinen Atem in den Wurrling. Zwölfmal tat er das, während die Zwerge stumm unter ihren Kapuzen und Zwirn mit stiller Verzweiflung und unter Tränen zuschauten. Zwischen den Atemzügen wartete Kian so lange, dass Perrys Brust sich senken und sein Atem wieder entweichen konnte. Zwölfmal atmete der Reichsverwalter, und die Augenblicke dehnten sich scheinbar ewig, und Perry reagierte nicht. Aber beim dreizehnten Mal zuckte Perrys Brust plötzlich, und er fing an zu husten und zu würgen und zu keuchen und schien kurz vor dem Ersticken zu sein – aber er atmete wieder aus eigenem Antrieb.
    »Er lebt!«, rief Borin fröhlich, indem er seine Kapuze zurückschlug. »Er lebt!« Und er fing an herumzuspringen und zu lachen und in einer merkwürdigen Sprache zu schreien. Anval schlug seine Kapuze ebenfalls zurück und konnte seine Freude nicht beherrschen, da er Zwirn kräftig umarmte und herumwirbelte, bis beiden schwindlig war und sie zu Boden fielen.
    Mitten in diesem allgemeinem Freudenausbruch hörte Perry auf zu würgen und zu husten und schaute zu den umhertollenden Zwergen, dem gefangenen Zwirn und Fürst Kian auf, der auf den Knien lag und in seine Hände weinte, und sagte: »Ja, hallo. Was soll das ganze Theater?« Fürst Kian fiel auf die Seite und begann hilflos zu lachen.

10
     
    Der Crestan-Pass
     
    Sobald Perry dazu in der Lage war, gingen die Kameraden zum Wagen zurück. Unterwegs hielten sie kurz inne und warteten, bis Fürst Kian das Seil eingeholt hatte, wofür er noch einmal durch den eisigen Fluss und wieder zurück musste. Dann verließen sie die Ebene und fuhren auf höheres Gelände, wohin das Wasser nicht vorgedrungen und wo das Holz trocken war. Dort hielten sie an und entzündeten ein großes Feuer, um sich zu wärmen und die Kleidung zu wechseln, denn sie waren alle in die eisigen Fluten getaucht und die Oktoberkälte ließ sie unkontrolliert zittern und mit den Zähnen klappern. Sie zogen trockene Kleidung aus ihren Rucksäcken und nahmen sich die Zeit für einen heißen Tee und ein zweites Frühstück, während sie sich am Feuer aufwärmten.
    »Ich kann Euch sagen, Herr Perry«, sagte Zwirn, der vorsichtig seine Rippen abtastete und das Gesicht verzog, als er seine Rolle bei dem Abenteuer schilderte, »beim nächsten Mal bin ich derjenige, der zu sich kommt, und Ihr seid derjenige, den Anval packt und drückt und herumwirbelt. Du meine Güte, er hätte mich beinah zerquetscht!« Sie lachten alle, als Zwirn den Zwerg scheel ansah, am lautesten von allen Anval.
    »Nun, Freund Zwirn, Ihr solltet erst noch Wassertreten üben, bevor Ihr Euch wieder einmal in ein Rettungsunternehmen stürzt«, grollte Borin durch seinen nassen schwarzen Bart, indem er einen Felsbrocken aufhob, »denn im Moment schwimmt dieser Stein besser als Ihr.«
    Wieder und wieder brachen sie in Gelächter aus, da jeder seine Sicht ihres Abenteuers beschrieb. Die Gefährten hatten am Rande der Katastrophe gestanden und sie unbeschadet überlebt. Nun äußerte sich ihre Erleichterung in rauen Scherzen, als könne die humorvolle Nacherzählung die Gefahr noch nachträglich kleiner machen.
    Bald waren die fünf wieder trocken und nachdem sie ihr Mahl beendet hatten, war ihnen auch wieder warm. Sie hätten gemütlich für den Rest des Tages lagern können, aber alle verspürten den Drang weiter zu ziehen, denn sie hatten vier Tage verloren, während sie auf die Überquerung warteten, und der Zeitpunkt des Zusammentreffens mit Durek näherte sich. Also fuhren sie weiter – die Seitenwände des Wagens mit nassen, ausgewrungenen Kleidern zum Trockenen behängt – und folgten der Querlandstraße zum Ardental und zum Crestan-Pass über den Grimmwall.
    Es war früher Nachmittag, als sie das versteckte Ardental sichteten, eine geheime Zuflucht der Elfen im Norden des Landes, die Rell genannt wurde. Hier in den bewaldeten Schluchten hatten sich im Winterkrieg viele Krieger ausgeruht und erholt, um Kraft gegen Modru zu sammeln. Es hieß,

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