Mithgar 13 - Zwergenzorn
Zeiten. Die Dämmerung brach bereits herein, als die Legion endgültig Halt machte. Sie hatten seit dem Morgen gut neunundzwanzig Meilen zurückgelegt.
An jenem Abend aß Zwirn wiederum mit Durek und Rand, aber Mensch und Zwerg brachten noch drei Überraschungsgäste mit – Grau, Rolf und Wrall, Barus Söhne. Die Spitze der Kolonne hatte an der Steinhütte des Passwarts Halt gemacht. Beim Essen wandte sich das Gespräch dem Crestan-Pass zu. »Vater sagt, Ihr seid gerade noch rechtzeitig gekommen«, sagte Rolf, »denn er spürt Schnee in den Knochen – und hat ihn in den letzten fünf Tagen gespürt, seit wir auf dem Pass waren und das Geröll von dem Erdrutsch beseitigt haben, von dem uns Fürst Kian erzählt hat. Unser Vater meint, das Gefühl wird jeden Tag stärker. Das Wetter muss bald umschlagen.«
Durek blinzelte durch die Dunkelheit in Richtung Pass. »In früheren Zeiten haben wir uns nicht um die Schneefälle gekümmert. Die Bergspitzen konnten mit zehn Schritt tiefem Schnee bedeckt sein oder auch mit hundert Schritt, das hat uns nicht gestört – denn damals kannten wir den Unterweg.«
»Den Unterweg?«, fragte Grau. »Meint Ihr den mystischen Pass unter den Bergen? Du meine Güte, das ist doch nur ein Kindermärchen.«
»Nay«, erwiderte Durek, »der Weg ist da. Er ist zwar in Vergessenheit geraten, ist aber immer noch da, hinter geheimen Türen der Châkka. Diese Berge haben viele verborgene Ein- und Ausgänge, die zu den Stollen unter dem Gebirge führen. Hier wie in Kraggencor reichen die Kavernen von einer Seite des Gebirges zur anderen.«
»Wo wir gerade von geheimen Türen reden«, meldete Zwirn sich zu Wort, »ist mir gerade eingefallen, dass Sieben-Täler-Legenden vor Rukh-Türen unter dem Grimmwall warnen. Sie sagen, Modrus Minen sind dort unten, hinter verborgenen Rukh-Toren. Ich frage mich, ob von diesen Türen des Gezüchts wohl irgendwelche in der Nähe sind.«
»Die Rukh-Tore auf diesen Hängen sind von meinen Vorfahren zerstört worden«, erwiderte Grau. »Man erzählt uns, dass die Baeron in den Hügeln und Bergen über Arden und Delon viele Jahre lang gegen Rukhs, Hlöks und Trolle gekämpft haben. Am Ende wurden auch alle Wrg-Türen zu den Pässen gefunden und unbrauchbar gemacht. Ich habe das immer für wahr gehalten. Aber die Geschichte über den Weg unter dem Gebirge habe ich bis gerade nicht geglaubt.«
»Selbst wenn wir wüssten, wo er ist, würde es Ärger geben, oder nicht?«, fragte Zwirn. »Ich meine, naja, was ist mit dem Madenvolk? Treibt sich das nicht noch immer da unten herum?«
»Nein«, erwiderte Wrall. »Das letzte Gezücht ist von meinen Vorfahren in der Zeit des Winterkriegs vertrieben worden.«
»Warum suchen wir dann nicht einfach die Zwergentüren zum Unterweg und gehen dort entlang, anstatt uns wegen des Schnees Sorgen zu machen?«, fragte Zwirn.
»Mir ist zu Ohren gekommen, dass die geheimen Türen des Zwergenvolks zu gut versteckt sind«, antwortete Rand. »Wenn man nicht genau weiß, wo sie sind, findet man sie nie. Sie sehen wie durchgängige Felswände oder große Felsen oder sogar wie große Steinplatten aus, die auf den Hängen liegen. Also, Zwirn, wir wissen nicht, wo diese Portale sind und wie sie aussehen. Und wir können nicht jeden Stein und Felsen auf jedem Hang umdrehen oder jede Felswand mit Hämmern nach hohlen Stellen abklopfen. Wir wären noch hier, wenn es schon keine Berge mehr gäbe, bevor wir auch nur eine Tür gefunden hätten.«
»Aye, Prinz Rand hat Recht«, grollte Durek. »Sobald ein geheimer Weg einmal vergessen ist, wird er normalerweise nie mehr wiedergefunden. Ohne Führer bleiben die Eingänge verborgen. Sogar mit Anweisungen kann so ein Weg manchmal nicht wiedergefunden werden. Aber sollten wir zufällig auf so eine Tür stoßen, würden wir trotzdem nicht unter dem Berg hergehen, denn dafür haben wir keine ›Brega-Schrift‹, die uns den Weg hindurch zeigt.«
»Was Ihr nicht sagt!«, rief Zwirn. »Mir fällt dabei noch etwas anderes ein: Werden wir Mühe haben, die Dämmertür zu finden? Sicher, ich weiß, dass im Buch des Raben steht, die Tür hätte Stufen und Säulen und so, aber wenn die Türen der Zwerge sich so schwer finden lassen, was ist dann mit der, zu der wir gehen?«
»Keine Sorge, Freund Zwirn«, erwiderte Durek, »die Dämmertür sollte gefunden werden. Sie war Teil einer alten Handelsroute, und der Weg zu ihr ist gut gekennzeichnet. Die Tür ist nicht verborgen, außer vielleicht durch
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