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Mithgar 13 - Zwergenzorn

Mithgar 13 - Zwergenzorn

Titel: Mithgar 13 - Zwergenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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seine erste Bekanntschaft mit dem Tod eines Gefährten. Er ist benommen von der Erkenntnis, wie der Krieg wirklich ist. Aber er hat eine robuste Seele. Ich glaube, dass er fähig ist, vieles zu ertragen und in Zeiten des Schreckens und der Not eine Menge zu leisten. Er wird mit seinem Kummer bald ins Reine kommen und intakt und gesund aus dem Schildkrötenpanzer hervorkommen, in den er sich zurückgezogen hat.«
    Später ging der Elf zum Fluss, um die Pfeile zu säubern, die er einfach von der Stelle aufgehoben hatte, wo die Leichen der Rukhs zu Staub zerfallen waren. Er kauerte sich ein, zwei Schritte neben dem Wurrling ans Ufer und spülte die Schäfte ab.
    »Es war so ein Durcheinander«, sagte Perry ohne jede Vorrede. »Nichts war so, wie einen die Geschichten und Lieder glauben machen wollen. Es gab keine langen Duelle mit viel Schwertkunst oder Axtschwingen. Es gab keine ruhmreichen Heldentaten, wo ein einsamer Mann mit blitzenden Waffen eine Armee von Bösewichtern in Schach hält und am Ende siegreich ist. Es gab nur heftige Angriffe und rasches, grimmiges Niedermetzeln. Umherstolpernde Gestalten, wilde Schläge und Leute, die hinfielen und auf denen herumgetrampelt wurde… und den Tod.« Perry begrub das Gesicht in den Händen.
    Shannon Silberblatt betrachtete den weinenden Waerling mit weicher Miene. »Der Krieg ist niemals so prächtig wie in den Geschichten«, sagte der Elf leise. »Nay, Pracht hat überhaupt nichts damit zu tun. Vielmehr ist er eine langweilige, chaotische und widerwärtige Arbeit. Langweilig, weil Krieger die meiste Zeit darauf warten, dass irgendetwas passiert. Er ist chaotisch, denn im Kampf herrscht oft Verwirrung. Und er ist widerwärtig, weil selbst die Yrm und andere bösen Kreaturen immer noch Lebewesen sind, die in der Schlacht getötet werden. Ja, Krieg gegen die Rûpt ist verabscheuungswürdig, aber denkt nur daran, wie viel schrecklicher er wäre, wenn es Waerling gegen Waerling oder Mensch gegen Mensch hieße. Seid dankbar, dass Ihr gegen ein wirkliches Unheil kämpft, das vernichtet werden muss – denn es hat Zeiten gegeben, als das einzige Böse seinen Sitz in den Köpfen verfeindeter Anführer hatte.« Shannon beendete seine Arbeit, erhob sich und wandte sich dem Bokker zu. »Meister Perry, jeder Krieg ist furchtbar – sogar solche, die gerecht sind –, doch wiewohl furchtbar und entsetzlich, dieser Krieg muss ausgefochten werden. Wenn wir der Schlechtigkeit in Drimmenheim gestatten, zu wuchern und zu wachsen, dann wird sie noch mehr Tod und Zerstörung über Wehrlose bringen.« Shannon berührte kurz die Hand des Waerlings, dann wandte er sich ab und ging. Perry schaute ihm mit nassen Augen hinterher.
     
    In jener Nacht saß Perry auf Wachdienst und starrte blicklos in die Dunkelheit jenseits des Lagers. Langmesser war gezogen und zur Hand. Es steckte aufrecht in einem Holzscheit. Die Waffe war ein stummer Wächter, dessen blaue Flamme aufleuchten würde, falls ein Rukh oder anderes Gezücht in ihre Nähe kam.
    Der massige Ursor kam und ließ sich neben dem Wurrling nieder. Schweigend sahen sie die Nacht vorbeiziehen. Schließlich sagte Perry: »Als ich meine Kopie des Rabenbuches angefertigt habe, hatte ich ständig Bilder von herrlichen Schlachten und Heldentaten im Angesicht finsterer Mächte vor Augen. Ich dachte: ›Ach, wäre es nicht schön, wenn ich auch so ein Abenteuer erleben könnte.‹ Tja, jetzt erlebe ich so ein Abenteuer und seine Wirklichkeit ist mehr, als ich ertragen kann.
    Ich habe mir nicht überlegt, was eine große Schlacht wirklich ist. Eigentlich läuft es darauf hinaus, dass jemand mit einer Waffe versucht, jemand anderen zu zerhacken, zu erstechen, zu zerschmettern oder aufzuspießen, während er gleichzeitig vermeiden will, dass er selbst verstümmelt oder getötet wird. Das Unglaubliche ist, dass zwar ganze Armeen an einer Schlacht teilnehmen können, dass aber jeder Kampf eins gegen eins ist, ausgetragen von Tausenden verzweifelt kämpfender Paare. Und bei jedem Paar wird einer fallen und der andere wird weiterkämpfen und einen neuen Gegner finden und alles wiederholen, bis die Schlacht beendet ist.
    Ich hätte nie gedacht, dass es so ist. Ich hätte nie gedacht, dass jemand, den ich sehen, hören, riechen und berühren kann, darauf aus sein könnte, mein Leben auszulöschen – und ich dasselbe versuchen würde.« Perrys Augen weiteten sich in nacherlebtem Entsetzen und füllten sich mit Tränen. Er starrte blicklos auf eine Stelle in

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