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Mithgar 13 - Zwergenzorn

Mithgar 13 - Zwergenzorn

Titel: Mithgar 13 - Zwergenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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der Erde, die so weit weg wie die Sterne war, und seine Stimme hob sich und zitterte vor Bestürzung. »Aber so ist es eben in Wirklichkeit: Der Feind steht einem gegenüber, von Angesicht zu Angesicht, und sucht eine Blöße. Es spielt eigentlich keine Rolle, ob man in einer Schlacht ist oder in einem Scharmützel oder ganz allein, wenn man auf seinen Gegner trifft, es ist immer dasselbe: eins gegen eins. Selbst wenn man in der Unterzahl ist, kämpft man noch eins gegen eins.
    Ich habe mir nie vorgestellt, über eine Schwertklinge hinweg direkt in die Augen eines Feindes zu schauen. Ich habe immer geträumt, eine Schlacht wäre sauber und heroisch und irgendwie weit weg. Aber ich habe festgestellt, dass sie alles andere als heroisch ist. Meinen ersten Rukh habe ich mit einem Stich in den Rücken getötet – so edel war es. Es ist vielmehr schmutzig und verzweifelt und erstickend nah.
    Ich habe Angst. Ich weiß wenig oder nichts über Waffen. Dieser Trupp braucht Krieger, nicht Träumer und Gelehrte. Ich gehöre nicht hierher. Ich gehöre in die Wurzel oder auf die Klippen, an einen Ort mit vielen Büchern, wo ich langweilige alte Schriften kopiere. Mein Gelehrtentraum war der, in den Krieg zu ziehen – ein Held zu sein –, aber in Wirklichkeit bin ich nur ein verängstigter Schreiber.
    Ich bin für diese Gesellschaft eine schreckliche, wertlose Bürde. Barak ist meinetwegen gestorben. Er hat versucht, mich zu retten, und nun ist er tot.« Perry fing leise an zu weinen, während er vor seinem geistigen Auge chaotische Bilder von Baraks letztem Kampf sah.
    Der Riese Ursor verlagerte sein Gewicht auf dem Scheit, wo er saß. »Ihr habt Recht, Waldan«, sagte er, »und Ihr habt auch Unrecht. Ihr habt Recht in der Einschätzung der Wirklichkeit einer Schlacht. Ihr habt Unrecht in der Beurteilung Eures Werts. Ihr seid ein Krieger, denn Ihr habt einen Feind getötet, der gerade einen Kameraden erschlagen wollte. Obwohl überwältigt, habt Ihr Euch dem Feind wieder gestellt, kaum dass Ihr wieder auf den Beinen wart, mit der Waffe in der Hand, bis der Gegner in die Flucht geschlagen wurde. Mit Eurer Furcht und Eurem Abscheu unterscheidet Ihr Euch nicht von allen anderen Kriegern. Aber ich glaube, wenn Ihr darüber nachdenkt, werdet Ihr feststellen, dass Ihr während des eigentlichen Kampfes keine Furcht empfunden habt, erst hinterher. Denn in einem Duell ist nur Zeit dafür, zu handeln und zu reagieren, und keine Zeit dafür, sich zu fürchten.
    Was Euren Wert für den Trupp angeht: Ohne Euch kann der Auftrag nicht erfüllt werden. Wenn andere fallen, geht es weiter, aber nicht, wenn Ihr fallt. Nur Ihr könnt diese Gruppe durch die Kavernen führen. Nur Ihr könnt die Meister zur Dämmertür führen. Barak wusste das. Er hat sich entschieden, an Eurer Seite zu kämpfen, denn Ihr wart nicht nur sein Freund, sondern auch die Hoffnung dieser Mission.
    Und diese Mission muss Erfolg haben, denn das ständig wachsende Übel im Schwarzen Loch muss zerschmettert werden« – Ursors quetschte die Worte durch zusammengebissene Zähne –, »denn sie töten die Unschuldigen und Schutzlosen. Meine Frau Grael, mit der ich zwei Jahre vermählt war und mein Neugeborenes…« Doch Ursor konnte nicht weitersprechen und er stand auf und stapfte ins Dunkel.
    Perry rieb sich die Augen mit dem Ärmel trocken und sah dem großen Menschen nach, wie er auf der anderen Seite zum Rand des Lichtkreises ging und dort innehielt. Jetzt wusste der Bokker, warum der Riese seinen persönlichen Krieg gegen das Gezücht führte. Perry wurde förmlich erdrückt von der Last des Wissens um den Schmerz des anderen. »Ursor«, rief er. »Es tut mir so Leid. Ich wusste ja nicht…« Perry verstummte, weil seine Gedanken ein einziges Durcheinander waren. Wie lange er so dasaß, wusste er nicht.
    Schließlich erhob sich der Bokker, nahm Langmesser – denn schließlich hatte er immer noch Wache – und ging zu seinem neuen Freund, ohne zu wissen, was er sagen sollte. Lange stand der Wurrling schweigend neben dem Menschen und sah in die Dunkelheit. Schließlich sagte Perry mit leiser Stimme: »Ursor, ich spüre Euren Schmerz, und ich leide mit Euch. Aber ich weiß nicht…« Wiederum verstummte Perry und schwieg.
    Nach einem Augenblick legte Ursor seine große Hand auf Perrys kleine Schulter. »Es ist genug, kleiner Mann. Es ist genug.«
    Wieder starrten sie schweigend in die Nacht. Dann ergriff Perry noch einmal das Wort, und in seiner Stimme lag feste

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