Mithgar 13 - Zwergenzorn
her sind, in der Falle sitzen…«
»Still, Waeran«, grollte Bomar. »Dem Herzen eines Kriegers tut es nicht gut, an Kameraden zu denken, die der Hilfe bedürfen, wenn diese Hilfe nicht gegeben werden kann. Wir haben keine andere Wahl, als darauf zu warten, dass der Schneesturm abflaut. Wir können nicht weiter, denn ich habe solche Stürme schon erlebt: Hier im Schutz des dichten Waldes ist er nicht allzu heftig, aber im Freien ist alles weiß, und die Sichtweite beträgt nicht mehr als ein, zwei Schritt. Der kalte Wind ist ein schrecklicher Feind. Er saugt mit seinem eisigen Hauch die Wärme aus, und Tiere fallen mitten im Schritt um und sind Augenblicke später erfroren. Wir können nicht dort hineinmarschieren. Wir müssen warten.«
»Tiere? Erfrieren? Was ist mit Brauni und Dauni?«, fragte Zwirn ängstlich. »Überhaupt, was ist mit den Pferden? Werden sie einfach umfallen und erfrieren? Das können wir nicht zulassen! Wir müssen etwas tun!« Zwirn machte Anstalten, nach draußen zu kriechen, wurde aber von Bomar zurückgehalten.
»Wartet, Zwirn!«, gebot der Zwerg, indem er den Wurrling an der Schulter festhielt. »Den Pferden geht es gut. Aye, ihnen ist kalt, aber sie erfrieren nicht. Nur im Wind wären sie in Gefahr. Aber hier zwischen den Bäumen sind sie geschützt.«
»Ich will trotzdem mal nach ihnen sehen«, beharrte Zwirn. »Ich muss mir ohnehin die Füße vertreten.«
Bomar sah, wie besorgt der Bokker war, und mit einem Achselzucken zog er sich die Kapuze eng über den Kopf und bedeutete dem Waeran, es ihm nachzutun. Sie krochen aus dem Unterstand und gingen zum Pferch, in dem Brauni und Dauni untergebracht waren.
Der Schnee reichte Zwirn bis zur Mitte des Oberschenkels, obwohl er an einigen Stellen noch tiefer war, aber der robuste Zwerg trat einen Pfad aus und der kleinere Wurrling folgte ihm. Sie kämpften sich durch den weißen Wirbel, wobei sie regelmäßig innehielten, um sich auszuruhen, während der Wind durch die Baumwipfel heulte.
Schließlich erreichten Zwirn und Bomar ein dichtes Gehölz aus niedrigen Pinien. Eine große Gruppe Pferde stand zusammengedrängt in seinem Schutz, wo der Schnee am niedrigsten war und der Wind nicht so stark. Die Tiere schienen froh zu sein und kamen neugierig herangetrabt, um sie zu beschnuppern, denn sie hatten seit der vergangenen Nacht niemanden mehr gesehen, als die Pferde mit einer kleinen Portion Hafer gefüttert und dann zwischen die schützenden niedrigen Pinien unweit der Lagerlichtung in einen einfachen Pferch aus Seilen geführt worden waren.
Zwirn und Bomar verbrachten eine ganze Weile bei den Tieren, tätschelten ihre Flanken und rieben ihre Hälse und Mäuler. Zwar sprachen sie auch mit den Pferden, aber der Wind übertönte ihre Worte. Doch ihre bloße Anwesenheit schien die Tiere zu beruhigen und ihnen zu versichern, dass alles in Ordnung war. Schließlich fand Zwirn Dauni und später auch Brauni und sie stupsten ihn mit den Mäulern an. Da war endlich auch Zwirn überzeugt, dass es den Pferden einigermaßen gut ging.
Der Wurrling und der Zwerg hatten sich durch die Herde gearbeitet, als Zwirn sich vorbeugte und über das Heulen des Windes brüllte: »Wir brauchen einen heißen Tee, aber in diesem Sturm werden wir keinen bekommen.«
Bomar schnaubte und erklärte: »Kommt mit. Wir werden welchen machen.«
Sie stapften zur Lichtung zurück, wo sie einen schwarzen Wagen ausfindig machten. Von ihm holten sie sich einen kleinen Schmiedeofen und etwas schwarzen Feuerkoks und trugen beides zu ihrem Unterstand neben dem gelben Wagen. Kurz darauf brannte ein heißes Feuer im Schmiedeofen, und sie schmolzen Schnee in einem großen Kessel, um den Tee zu kochen. Bomar überließ es Zwirn, sich um den Kessel zu kümmern und den Tee zu bereiten, und ging wieder hinaus in das Schneegestöber, um andere Unterstände zu finden und ihre Insassen einzuladen. Bald darauf kamen die ersten Zwerge zum Feuer und Zwirn servierte ihnen heißen Tee zu ihrem Kommissbrot.
So verbrachten der Wurrling und Bomar den Tag – indem sie sich um den Kessel auf dem Feuer im Unterstand kümmerten, heißen Tee kochten und ihn dankbaren Zwergen vorsetzten –, während überall ringsumher der Schnee wirbelte und der Wind heulte. Obwohl er beschäftigt war, sorgte Zwirn sich immer noch. Der Sturm setzte ihm zu, aber er war hilflos und konnte nichts weiter unternehmen. Gestrandet!, dachte er. Hier am Berg gestrandet Rolf sagte, »hütet Euch vor dem Waroo«, und er hatte
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