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Mithgar 15 - Drachenbann

Mithgar 15 - Drachenbann

Titel: Mithgar 15 - Drachenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Als der Wurrling die Küche betrat, nahm er die Schnur mit den Schnepfen von der Schulter und warf sie auf den Tisch. Am Herd drehte sich Neida um, seine Pflegemutter. Die Menschenfrau begrüßte ihn mit einem Lächeln, froh, ihren kleinen Wurrlingsohn zu sehen.
     
    »Wo ist Dad?«, erkundigte sich Gwylly keuchend, nachdem er einen Schluck Wasser aus dem Krug getrunken und dann auch etwas in Blacks Schale gegossen hatte. Der Hund schlappte das Wasser, ebenfalls keuchend.
    »Auf dem Feld«, antwortete Neida. »Sein Mittagessen ist fast fertig.«
    »Ich muss diese Vögel erst ausnehmen«, sagte Gwylly, »aber dann könnte ich ihm sein Essen hinausbringen.«
    Neida lächelte und nickte. Gwylly nahm die Vögel hoch und ging hinaus, Black auf den Fersen.
    Die Frau sah ihm zufrieden nach. Dann drehte sich Neida wieder zu dem Holzofen herum und rührte in einem Topf, während ihre Gedanken abschweiften.
    Gwylly war ihre ganze Freude, denn er war vor etwa zwanzig Jahren zu ihr gekommen, in einer finsteren Stunde der Verzweiflung, nachdem sie ihre dritte - und wie sich herausstellte letzte - Fehlgeburt erlitten hatte. Sie war in der Nacht, in der sie das Kind verloren hatte, allein gewesen. Orith war etwa zwei Wochen zuvor in die Steinhöhen gefahren, um Getreide, Wurzeln und Zwiebeln gegen dringend Benötigtes einzutauschen.
    Am nächsten Tag hatte sie weinend, mit der Schaufel in der Hand, den kleinen Erdhügel plattgedrückt, der das winzige neue Grab markierte, neben den beiden anderen, die jetzt schon von Feldblumen und Gras überwuchert waren. Da hörte sie Oriths Ruf und sah, als sie sich umdrehte, die Maultiere und den Karren.
    Aber Wunder über Wunder: Orith hatte ein verwundetes Wurrlingkind bei sich, ein winziges Wesen, kaum drei oder vier Jahre alt, mit einer hässlichen Kopfwunde. Es fieberte und rief nach seiner Dam und seinem Vater. Neida hatte den Kleinen genommen und ins Haus getragen. Seine Eltern, so erzählte ihr Orith später, waren ermordet worden, bei einem Überfall der Rüpt oder ihresgleichen. Sie waren auf der Querlandstraße zwischen Beacontor und den Steinhöhen getötet worden. Man hatte ihr Lager geplündert, sie ausgezogen und ihre Ponys gestohlen. Den Kleinen hatten sie offenbar für tot gehalten und in den Trümmern zurückgelassen, wo Orith ihn gefunden hatte.
    Er hatte den Eiter aus der Wunde entfernt und sie mit einem Brei aus Sommerminze behandelt, und so dem Kind vielleicht das Leben gerettet, denn er vermutete, dass die Klinge, die die Wunde verursacht hatte, vergiftet gewesen war. Dann war Orith geradewegs nach Hause gefahren, hatte die Maultiere Tag und Nacht angetrieben und war am nächsten Morgen eingetroffen.
    Neida wechselte den Verband des Kindes, kümmerte sich tagein tagaus um den Kleinen und schlief neben seinem Bettchen. Als das Fieber sank und der Wurrling wieder sprechen konnte, hatte er ihnen mit seiner winzigen, piepsigen Stimme geschildert, wie die Bösen des Nachts gekommen und seinen Vater und seine Mutter ermordet hätten. Er wusste seinen Vornamen, Gwylly, nicht jedoch seinen Familiennamen. Er kannte auch die Namen seiner Eltern nicht, nannte sie nur Dad und Dam.
    Nach einer Woche war Orith zu dem Lager zurückgekehrt, um die Ermordeten zu begraben, und hatte unter den kläglich wenigen lohnenswerten Dingen eine Schleuder und einen Beutel mit Kieselsteinen sowie zwei Tagebücher, oder besser: Reisebeschreibungen gefunden. Ein altes Buch und ein neues. Orith ließ die beiden Gräber zurück und kehrte zu seinem Zuhause zurück, bei sich all das, was an Gwyllys Eltern erinnerte. Der Junge, der noch im Bett lag, erkannte die Schleuder und die Steine, sagte auch, dass sie seinem Vater gehört hätten. Dann wollte er wissen, wo die »glänzenden« Steine wären. Was das bedeuten sollte, wussten weder Neida noch Orith, und Gwylly konnte ihnen auch nicht genauer sagen, was er meinte. Die Reisetagebücher waren auch nicht sonderlich hilfreich, denn weder die Frau noch der Mann konnten die Sprache lesen, in der sie verfasst waren. Obwohl Orith nach genauer Untersuchung herausfand, dass das neue Buch offenbar eine Abschrift des älteren war.
    Als der kleine Gwylly wieder laufen konnte und gesund war, brachten es der kinderlose Orith und die unfruchtbare Neida nicht über sich, ihn wegzugeben …
     
    Mittlerweile hatte sich das Zwielicht über den Hof gesenkt. Gwylly, Neida und Orith hatten gerade ihr Abendessen beendet, und Black schlief in einer Ecke. Die Fenster standen

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