Mithgar 16 - Drachenmacht
Weiße Einhorn, um sich bei einem Bier und einer Mahlzeit diesen Elfen-Lord mit eigenen Augen anzusehen. Aravan enttäuschte sie nicht, nahm eine sechssaitige Laute und unterhielt sie mit Liedern von der See, einige waren leise und melancholisch, andere hell und fröhlich, wieder andere wild und anzüglich und voll von herzhaftem Lachen.
Sie blieben diese Nacht im Weißen Einhorn, den nächsten Tag und auch die folgende Nacht, während sie darauf warteten, dass sich das Wetter besserte.
Der übernächste Morgen war schön und klar, und als sich Aravan und Faeril bereit machten, Steinberg zu verlassen, wollten weder Maltby noch Murium Geld von ihnen annehmen, sondern sagten, dass Aravans Lieder ausreichend Bezahlung gewesen seien.
Also verließen sie Steinberg, während der kalte Morgennebel noch zwischen den Bäumen waberte. Sie ritten nordwärts, über die Poststraße, die von der Feste Challerain im Norden bis nach Caer Pendwyr weit im Süden führte. Es war dieselbe Straße, die Hochkönig Garon und seine Königin Thayla auf ihren Reisen nahmen.
Die Straße führte ein Stück nach Westen, bevor sie wieder nach Norden abbog, umging die Hänge der Schlachttäler - sie bildeten den Schauplatz eines einst geführten Krieges. Man trottete weiter, Pferd und Pony mit ihren Reitern, erst nach Westen, dann nach Nordwesten und schließlich nach Norden. Sie reisten am Tage und kampierten des Nachts. Schließlich kamen sie an die Zwei fürt-Straße, in die sie einbogen.
Jetzt wandten sie sich geradewegs zu den Waldsenken, die westlich von ihnen lagen, und am dritten Tag nach ihrem Aufbruch aus Steinberg erblickten sie den gewaltigen Dornwall, die mächtige Barriere, die das ganze Land vor ihnen umgab. Er erstreckte sich nach links und rechts, so weit das Auge blickte. Und ragte hoch auf, mehr als fünfzehn Meter. Es war eine massive Sperre aus Spindeldom, die an manchen Stellen mehr als eine Meile tief war und an keiner weniger als eine Viertelmeile maß. Dieser Wall war so dicht, dass selbst Vögel Schwierigkeiten hatten, ihn zu durchdringen, und hielt Freund wie Feind gleichermaßen fern. Wenngleich es auch an einigen Stellen Öffnungen gab, durch die Reisende und andere hindurchkamen.
Die Spindelfurt war eine dieser Stellen, und hierher waren Aravan und Faeril geritten. Doch als sie zu dem Tunnel unter dem Dornwall kamen, zügelte Aravan sein Pferd und sagte, dass er nicht mit hineinkommen werde, sondern stieg ab und trat zu Faerils Pony. Jetzt waren sie auf Augenhöhe.
»Faeril«, sagte der Lian, »dieses Land gehört den Wurrlingen, und nur in Fällen äußerster Not würde ich es betreten.
Ihr seid jetzt in Sicherheit: in Eurem Reich. Und ich habe auf unserer Reise einen Schwur geleistet. Wenn ich das Gelöbnis, Vergeltung zu üben, erfüllt habe, muss ich meine Suche fortsetzen. Denn irgendwo auf dieser Welt treibt ein gelbäugiger Mann sein Unwesen, ein Schwertdieb, der Mörder eines Freundes. Vielleicht ist es Ydral, vielleicht auch nicht; aber meine Suche ist noch nicht zu Ende.
Also werde ich Euch hier verlassen, doch merkt auf: Solltet Ihr jemals meine Hilfe brauchen, dann schickt mir die Kunde davon, und ich komme. Denn ich liebe Euch sehr, meine tapfere Freundin, und ich werde mich auf ewig Eurer erinnern.«
Faeril traten die Tränen in die Augen. Sie umarmte und küsste den Elfen-Lord. »Und an Euch, Alor Aravan«, antwortete sie auf Sylva, »werde ich mich erinnern, so lange ich lebe.«
Aravan stieg wieder aufsein Pferd, und mit einem lauten »Yah! Yah!« galoppierte er den Weg zurück, den sie gekommen waren, über die Straße und die Anhöhe, und verschwand hinter der Kuppe außer Sicht.
Faeril wandte sich zu dem Tunnel durch den Dornwall herum und trieb Schwarzschweif weiter. Das Pony trabte in den dunklen Durchgang, Flecker am Strick hinterher.
Diese Nacht verbrachte Faeril im Quartier der Dornenwanderer an der Spindeldorn-Furt. Der eine Dornenwanderer, der für diesen Übergang zuständig war, schien über ihre Gesellschaft froh zu sein.
Am nächsten Tag ritt Faeril weiter, den Dornwall zur Rechten. Sie ritt den ganzen Tag, kam am frühen Morgen an Hobs Steinhügel vorbei und bog in den Hochland-Weg ein. Am Abend erreichte sie den Rand des Nordwaldes, wo sie bei Einbruch der Dunkelheit lagerte.
Als sie am nächsten Morgen aufwachte, lag Raureif auf der Landschaft, ein kleiner Vorgeschmack auf den bevorstehenden Winter. Sie brach das Lager ab und ritt in den Wald hinein. Sie näherte
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