Mithgar 17 - Drachenbund
Adonor, noch vor der Großen Scheidung. Und da Urus der Vater ist, kann niemand sagen, wann das Kind kommt.«
Dibby und Arlo rannten platschend durch den Regen. Dibby hatte Faerils Wetterumhang dabei und legte ihn der Damman über die Schultern. »Eure Pferde passen nicht in meinen Ponystall, dafür sind sie zu groß«, rief Arlo durch den prasselnden Regen. »Aber Ihr könnt sie dort in der Scheune unterstellen.« Der Wurrling sah zu dem Elfen hoch. »Und wie Eure Pferde seid auch Ihr zu groß, um durch meine Tür zu schreiten. Wenn es Euch nichts ausmacht, Euch zu bücken - das Abendessen steht auf dem Tisch. Es ist noch genug für Euch da..«
Am nächsten Morgen, dem zehnten Tag des April im Jahre 5E993, machten sich Faeril und Jandrei reisefertig.
Während sich Faeril und ihre Familie tränenreich voneinander verabschiedeten, führte Jandrei die Pferde heran, und nach einem letzten Kuss für ihren Vater, ihre Mutter und ihren Bruder ließ sich Faeril von Jandrei in den Sattel heben. Dann galoppierten sie durch den feuchten Morgen davon, nach Ardental, der Elf voran, die Damman auf dem angeleinten Pferd hinterher. Und bevor sie über den östlichen Pfad außer Sicht ritten, hob Jandrei sein Horn an die Lippen. Sein Abschiedsgruß hallte laut durch den Nordwald.
In Steinhöhe wechselten sie die Pferde, dann noch einmal in einem Mietstall in Wilderland. Sie ritten mehr als fünfzig Meilen pro Tag, achtzehn Werst, wobei Jandrei das Tempo stets variierte, damit sie die Pferde nicht zu Schanden ritten. Sie bewältigten die sechshundert Meilen bis Ardental in nur elf Tagen.
Riatha glühte und Urus strahlte.
Faeril betrachtete die goldhaarige Dara von Kopf bis Fuß, musterte ihre schlanke, einen Meter fünfundsiebzig große Gestalt. »Man sagte, Ihr würdet ein Kind tragen, aber ich kann nicht…«
Riatha lachte. Ihre Augen waren von einem Grau, das fast silbern schimmerte. »Soweit wir schätzen, kommt das Kind nicht vor dem Herbst… vielleicht im Oktober.«
Faeril rechnete im Kopf nach. Das sind noch fünf bis sechs Monate. »Wie kann es sein, Riatha? Ich dachte, Elfen würden auf Mithgar keine Kinder bekommen. Und dass Kinder zwischen Menschen und Elfen ohnehin unmöglich wären.«
»Das ist wahrhaft bemerkenswert. Doch Urus und ich wähnen, dass es an seiner Natur liegt. Er ist mehr als nur ein Mensch.«
»Ein Verfluchter«, grollte Urus. »Jedenfalls dachte ich das immer, bis jetzt.«
Faeril sah zu Urus hoch, dem fast einen Meter neunzig großen und fast einhundertvierzig Kilo schweren Baeron. »Und jetzt?«
»Jetzt bin ich ein Gesegneter«, antwortete Urus grinsend und schlang seine Arme um Riatha. Die Dara verschwand fast in seiner gewaltigen Umarmung.
Nachdem sich Alor Inarion, Hüter der Nördlichen Regionen von Reil und Lord von Ardental, mit Urus und Riatha beraten hatte, schickte er Emissäre zum Großen Grünsaal, um eine Hebamme der Baeron zu holen. Die Elfen besaßen keine oder nur sehr wenig Erfahrung damit, ein Kind zur Welt zu bringen - jedenfalls nicht in letzter Zeit. Die Hebamme der Baeron war eine stattliche Frau von fast einem Meter neunzig Größe. Aber Yselle, so hieß sie, war sanft und freundete sich rasch mit Riatha an.
In den nächsten Wochen und Monaten trafen aus ganz Mithgar staunende Elfen im Ardental ein, um bei der Geburt anwesend zu sein.
In den Werkstätten von Ardental begannen Künstler, die mit kostbaren Materialien, Edelsteinen und Elfenbein sowie mit noch anderen wertvollen Stoffen arbeiteten, Geschenke für das Kind zu fertigen, obwohl sie nicht wussten, ob es ein Junge oder ein Mädchen sein würde.
Unter diesen Handwerkern befand sich auch eine winzige Damman, die sich in der Kunst der Herstellung feiner Ketten schulte, denn Faeril wollte ihr Geburtstagsgeschenk selbst anfertigen. Sie schuf einen kristallenen Anhänger an einer Kette aus Platin. Der durchsichtige Kristall war vor allem wegen der Figur in seinem Inneren so bemerkenswert, es war die eines Vogels, eines Falken, der seine Schwingen ausgebreitet hatte, als wollte er sich in die Luft erheben. Den Kristall hatte ihr Riatha als Geschenk von Inarion übergeben, einst, vor vielen Jahren. Er war sechseckig, der Länge nach, und jedes stumpfe Ende war ebenfalls in sechs Facetten geschliffen, maß etwa anderthalb Zentimeter in der Höhe, und zehn Zentimeter in der Länge. Er war einst vollkommen klar gewesen, ohne den Vogel darin. Doch nach ihrer Begegnung mit dem Orakel Dodona tief in der
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