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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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gar nicht, bis sie eingeladen wurden. Norman Bates und Jim
Cartwright kamen >ganz zufällig< vorbei. Ich mochte sie gleich, obwohl
sie weder Davids Charme noch dessen Geld besaßen. Sie kreuzten gerade in dem
Augenblick auf, als Dawn im Badeanzug vom Fluß heraufkam. Sie blieben eine
Stunde, und Jim gelang es tatsächlich, seine Peitsche zu vergessen.
Notgedrungen mußte er am nächsten Tag wiederkommen. Selbstverständlich legten
die beiden ebenso wie David plötzlich größten Wert auf Pauls fachmännische
Beratung. Mein Herr Gemahl schien eine große Autorität in Fragen der
Landwirtschaft und Viehzucht geworden zu sein. Aber wenn Paul die Situation auch
völlig mißverstand — auf den Kopf gefallen war er
trotzdem nicht. Prompt spannte er die herumschwärmenden Junggesellen als
Extrahilfen bei der Schafmusterung und bei der Schur ein.
    Bis jetzt hatte Dawn es
wunderbar verstanden, sich in Pauls Gegenwart den Anschein von Nützlichkeit zu
geben. Ja, sie schwang sich sogar dazu auf, ihm hin und wieder eine Tasse Tee
zu bereiten, wenn er müde ins Haus kam. Mir konnte die Zunge zum Halse
heraushängen, ohne daß sie einen Finger krumm machte. Eines Tages platzte mir
der Kragen, und ich sagte ihr gehörig die Meinung. »Nun ja, du bist ja auch nur
meine Schwester«, erwiderte sie lachend. »Bei meinem Schwager muß ich
schließlich Sympathien erwecken, das mußt du einsehen.«
    »Wirklich ausgezeichnet
formuliert. Mit deinem Experiment im Waschhaus hast du wohl auch nur Sympathien
zu erwecken gesucht?«
    Aber trotz ihrer schamlosen
Reden und dieser gelegentlichen Zusammenstöße mußte man Dawn ganz einfach gern
haben. Ihre unbeschreibliche Faulheit war schon ein Jammer, und ich konnte
Mutters Verbitterung wirklich verstehen, aber was wollte man jetzt noch daran
ändern?
    Ich hatte also nichts gegen ihr
Drohnendasein einzuwenden, bis die Schafschur begann. Das sind anstrengende
Tage für uns, obwohl wir inzwischen den lange versprochenen Stromanschluß erhalten hatten und die Schur jetzt elektrisch erfolgte. Das Kochen für die
Scherer besorgte ein kleines Maorimädchen. Es war etwa fünfzehn Jahre alt und
bekam zwei Pfund pro Tag — das ist der gesetzlich festgelegte Tariflohn für
Köche. Allerdings hielt sich die Kleine die wenigste Zeit in der Küche auf.
Statt dessen beschäftigte sie sich mit Christopher, wogegen ich absolut nichts
einzuwenden hatte. Kurz vor dem Essen kam sie dann stets hilfesuchend zu mir
gerannt. »Sie haben doch noch Büchsenfleisch, Missus ,
nicht wahr?« begann sie mit einschmeichelnder Stimme, »und eine Büchse Erbsen
und ein paar eingemachte Früchte?« Die Kleine ist ein sehr hübsches Kind, dem
ich nur schwer etwas abzuschlagen vermag. Sie bekam das Gewünschte
ausgehändigt, und da sich die Männer mit dieser unzulänglichen Diät
zufriedengaben, ging die Sache von mir aus in Ordnung.
    Die Hauptsache für mich war,
nicht selbst kochen zu müssen. Es gab genug anderes zu tun, obwohl natürlich
noch eine Reihe von Helfern zugegen war, wie Sam und Tim, auch Schmarotzer, wie
beispielsweise Dawns Männerflor. Zu den Mahlzeiten hatten wir jedenfalls immer
vier bis fünf Männer zu beköstigen. Larry erwies sich in diesen Tagen stets als
unersetzliche Hilfe. Auch Anne erschien zur Arbeit, da Tim ebenso wie Sam seine
Tiere in unserem Schuppen schor. Jedenfalls herrschte in jedem Jahr um diese
Zeit ein toller Betrieb bei uns. Diesmal schien Anne aber nicht ganz auf der
Höhe zu sein. Ich hatte den Eindruck, daß sie die Grippe erwischt hatte, sie sah
schrecklich bleich aus und wir mußten sie wieder nach Hause schicken. Larry
schob sie mit sanfter Bestimmtheit zur Tür hinaus. »Wir brauchen dich wirklich
nicht, Anne. Dawn ist schon ganz verrückt danach, für dich einzuspringen.«
    Diese Behauptung entsprach
natürlich in keiner Weise der Wahrheit, und Dawn schien ziemlich bestürzt. Ich
habe niemals Lust gehabt, unlustige Leute zur Arbeit zu zwingen. Auch mit Dawn
hatte ich bisher den Weg des geringsten Widerstandes gewählt und ihr jeden
Morgen das Frühstück ans Bett gebracht, wenn Paul es nicht merkte.
    Während der Schafschur war das
natürlich nicht möglich. Paul hatte es sich nicht nehmen lassen, seine hübsche
Schwägerin am ersten Morgen höchstpersönlich zu wecken. Dawn kam mächtig
gähnend in die Küche geschlurft. »Mein Gott, zu welch unmöglicher Stunde steht
ihr denn auf! Ich war immer der Meinung, nur die Milchbauern müssen mitten in
der Nacht aus den Federn.

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