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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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weniger verschlossen, während sie Christina und Christopher beim Spielen
beobachtete.
    Tantchen jedenfalls war sehr zufrieden
mit der Tochter ihrer Freundin, und das war wichtiger als alles andere. »Ich
glaube, wir werden gut miteinander auskommen«, sagte sie, als Ruth für eine
Weile das Zimmer verlassen hatte. »Sie ist sehr bescheiden und
anpassungsfähig.«
    Auf dem Heimweg meinte Larry
nachdenklich: »Ich finde sie wirklich sympathisch... Sie hat so etwas Gewisses
an sich. Meines Erachtens schlummern beachtliche Möglichkeiten in ihr.«
    »Sie hat einen festen, zuverlässigen
Charakter«, pflichtete ich ihr bei, »und handelt außergewöhnlich
geistesgegenwärtig.«
    »Oh, ich denke jetzt weniger an
ihre charakterlichen Qualitäten«, winkte Larry ab. »Ich meine ihr Äußeres. Hast
du ihre Augen gesehen, als sie ihre Brille mal für einen Augenblick abnahm? Sie
hat ungewöhnlich schöne Augen.«
    »Ich habe nicht darauf
geachtet, aber ich nehme an, daß du recht hast. Jedenfalls hat sie entzückendes
Haar, nur diese Frisur ist unmöglich.«
    »Sehr richtig, mit ihrem Haar
wird sich eine Menge anfangen lassen«, rief Larry munter und ging so
schwungvoll in die Kurve, daß wir beinahe hinausgetragen wurden. »Diese
schreckliche Rolle und die nicht minder schreckliche Brille werden wir
innerhalb von drei Monaten zum Verschwinden gebracht haben — da gehe ich jede
Wette ein. Und dann wird es lustig werden.«
    Ich habe es längst aufgegeben,
mit Larry zu wetten. Schließlich kannte ich sie lange genug.
     
     

4
     
    Nach der Schafschur setzten
sich unsere drei Männer zu einer tiefsinnigen Beratung zusammen. Das war zur regelmäßigen
Gewohnheit geworden, seit Jock Richards die Farm der
Jolsons übernommen hatte.
    »Mir fehlen genau siebzehn
Stück«, stöhnte Tim und klappte sein Notizbuch zu. »Bei euch wird es nicht
anders sein. Jetzt langt mir’s ! Aber was, zum Teufel,
sollen wir tun?«
    Es wurden die üblichen
Vorschläge gemacht. Man müßte Richards auf frischer Tat ertappen, man müßte
wissen, wann er das Vieh zum Markt brachte, man müßte bei den Verkäufen dabeisein können. Man müßte...! Schafdiebstahl ist äußerst
schwer zu beweisen, hingegen ist es ziemlich leicht, sich einen Prozeß wegen
übler Nachrede auf den Hals zu laden.
    Dawn hatte mit aufgerissenen
Augen zugehört. Schließlich meinte sie naiv, genau wie Larry und ich früher:
»Aber das wäre doch gelacht, wenn da nichts zu machen ist. Ihr wollt mir doch
nicht weismachen, daß drei erwachsene Männer ruhig dasitzen und zusehen, wie
dieser Strolch eure Schafe stiehlt?«
    Nachdem wir ihr die Situation
erklärt hatten, war sie genau so ratlos wie wir.
    Jock Richards hätte eine
Ehrenmedaille als größter Gauner im Hinterwald verdient. Seine Farm lag ausgesprochen günstig, sie grenzte sowohl an unser als
auch an Tims Gebiet, und an der Straße lief sein Zaun parallel zu dem von Sam.
Auf diese Weise hatte er die denkbar beste Möglichkeit, aus unserem Viehbestand
Nutzen zu ziehen — und das tat er mit größtem Erfolg.
    Nachdem er die Farm der Jolsons
übernommen hatte, war eine seiner ersten Verbesserungen gewesen, neue
Schafpferche anzulegen, und zwar auf einem weiten, unwirtlichen Gebiet, das er
sich gleich in den ersten Monaten hinzukaufte. Niemand hatte dieses Gelände
haben wollen, weil es keine Gebäude besaß und nicht kultiviert war. An dieser
einsamen, schwer zugänglichen Stelle richtete er einen Sammelplatz für das
gestohlene Vieh ein. Natürlich waren wir viel zu harmlos gewesen, um eine
solche Entwicklung vorhersehen zu können, sonst hätten wir das Gelände für uns
erworben.
    Trotz allem aber wäre Richards
niemals in der Lage gewesen, uns solchen Schaden zuzufügen, hätte er nicht
einen Helfer gehabt. Quicky , eine Pfundshündin, wie
unsere Männer sie bezeichneten, war vorzüglich dressiert. Die Hündin paßte überhaupt nicht zu Richards übriger, zweitklassiger
Meute. Man raunte sich zu, er habe fünfzig Pfund für das Tier bezahlt. Ein
Preis, der auf den ersten Blick ungewöhnlich hoch schien, aber durchaus
angemessen war. Außerdem lohnte sich diese Kapitalanlage, denn Quicky brachte ihrem Herrn das Geld hundertfach wieder
herein.
    Richards hatte das Tier vor
reichlich einem Jahr gekauft, und seit damals begannen unsere Schafherden
kleiner zu werden.
    Dabei sah Richards nicht etwa
wie ein Bösewicht aus. Ganz im Gegenteil machte er einen ruhigen,
zurückhaltenden Eindruck und schien auch ein guter Ehemann

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