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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Gut, daß er weg ist, jetzt kann ich endlich
wieder aufatmen. Sagen Sie, richten wir uns jetzt auf den Winter ein? Ich meine
auf den Winterschlaf, so wie die Bären? Dann werde ich bestimmt noch völlig
verrückt.«
    Aber am Ende der Woche hatten
wir uns um anderes zu kümmern als um Dawns Launenhaftigkeit. Ruth verbrachte
das Wochenende wieder einmal bei Larry und bekam eine ernsthafte
Blinddarmreizung. Larry rief mich sofort an.
    »Komm bitte herüber, Susan. Ich
mache mir furchtbare Sorgen.«
    »Was sagt denn Doktor North zu
der Geschichte? Er hat sie doch kürzlich untersucht.«
    »Dieser Grünschnabel? Ach, es
sei wahrscheinlich der Appendix, aber nicht akut, und darum sei eine Operation
im Augenblick nicht erforderlich. Nicht akut! Ich könnte diesen Menschen
ohrfeigen. Du solltest sie nur einmal sehen.«
    Sie sah in der Tat sehr krank
aus und schien starke Schmerzen zu haben, obwohl sie tapfer die Zähne zusammenbiß .
    »Aber das ist doch eine akute
Sache!« rief ich bestürzt. »So kann es auf keinen Fall weitergehen. Ich rufe
jetzt sofort den Doktor an.«
    Damit hatte ich kein Glück. Er
war irgendwo über Land und wurde erst in einigen Stunden zurückerwartet. Ich
konnte also lediglich eine Botschaft hinterlassen und ihn bitten, mich
anzurufen, sobald er zurück war. Inzwischen würden natürlich die Schmerzen
abgeklungen sein, und Ruth würde kaum erlauben, daß er ihretwegen den weiten
Weg machte. »Er kann ja doch nichts tun«, wehrte sie dann auch tatsächlich ab.
»Ich kenne diese Schmerzen. Sie gehen vorbei, und in ein oder zwei Stunden bin
ich wieder völlig in Ordnung. Sagen Sie ihm, daß ich ihn aufsuchen werde, wenn
er seine nächste Sprechstunde in Tiri abhält.«
    Seine Stimme klang müde und
schroff, als er später anrief und sich nach Ruths Befinden erkundigte.
    »Miss Wayne glaubt, daß der
Anfall bald vorüber sein wird, aber es geht ihr wirklich sehr schlecht, Doktor.
Könnten Sie sie denn nicht ins Krankenhaus schicken? Wenigstens zur
Beobachtung?«
    Das hätte ich vermutlich nicht
sagen sollen. Ein solcher Vorschlag aus dem Munde eines Laien mußte den sehr
auf seine Standeswürde bedachten Doktor natürlich in Harnisch bringen.
    Seine Antwort klang auch
entsprechend. »Blinddarmreizung bedeutet noch lange nicht, daß die Indikation
für eine Operation gegeben ist. Ich habe vielleicht fünfzig Fälle, die weit
schlimmer sind und die alle darauf warten, ins Krankenhaus zu kommen. Im
Augenblick ist kein einziges Bett frei. Wenn ich es vom ärztlichen Standpunkt
aus für gerechtfertigt halte, muß sie warten, bis sie an der Reihe ist.«
    Larry stand dicht genug am
Telefon, um alles mitzuhören. Ich verabschiedete mich darum rasch, um zu
verhindern, daß sie mir den Hörer aus der Hand riß. Sie war maßlos wütend.
    »Wenn er nur einen Funken
Gehirn besäße, müßte er wissen, daß Ruth kein Mensch ist, der schnell jammert.
Wenn sie sagt, daß die Schmerzen schlimm sind, dann sind sie sogar verdammt
schlimm. Aber diese Grünschnäbel werden ja von der Universität weggeschickt,
ohne die geringste Ahnung von Psychologie zu haben.«
    Ich unterbrach sie sofort. Wenn
Larry anfing, über Psychologie zu reden, konnte das sehr ermüdend werden.
    »Hier handelt es sich nicht um
Psychologie, sondern um Physiologie, wenn dir zufällig der Unterschied bekannt
sein sollte«, erwiderte ich grob. »Natürlich hat er nicht ganz unrecht. Die
Krankenhäuser sind überbelegt. Er hat bestimmt nicht übertrieben, wenn er
behauptet, daß noch Dutzende von anderen Fällen darauf warten, in stationäre
Behandlung zu kommen. Du kannst doch nicht gut verlangen, daß er einen
einzelnen bevorzugt. Das wäre doch nicht gerecht.«
    »Gerecht!« schleuderte mir
Larry zornig entgegen. »Je länger ich lebe, um so mehr hasse ich diese ewig Gerechten. Ich wünschte nur, ich könnte diesem Doktor
North endlich einmal sagen, was ich von ihm halte.«
     
     

12
     
    »Einfach trostlos, dieser
Winter auf dem Lande«, murrte Dawn. »Nur Dreck und nasses Gras, und die Schafe
sehen aus wie schäbige Männer in langen, schmutzigen Mänteln.«
    »Aber es braucht nicht
unbedingt trostlos zu sein. Natürlich, für Leute, die keine Hilfe haben und
darum an die Farm gebunden sind, ist der Winter eine etwas öde Zeit. Aber auch
auf dem Lande kann man sich das Leben schön machen, wenn man es versteht.«
    »Dann beweise es mir doch.«
    Dawn und David unterhielten
sich im Wohnzimmer. Ich arbeitete in der Küche und ärgerte mich über

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