Mittagessen Nebensache
helfen, aber Susan hat mir nie einen Ton davon gesagt, daß sie mit der Arbeit nicht fertig wird.«
»Susan jammert nicht. Also schön, das wäre abgemacht. Ob du lieber den Vormittag oder den Nachmittag wählst, bleibt dir überlassen. Macht das unter euch aus.«
Ich hatte das Gefühl, wenigstens anstandshalber protestieren zu müssen, aber Paul ließ mir keine Gelegenheit dazu. »So, Susan, für heute ist ohnehin Schluß mit dieser scheußlichen Einkocherei. Du gehst jetzt am besten sofort ins Bett. Ich werde mit Dawn das Geschirr spülen.«
Gehorsam verschwand ich ins Bett, und ebenso gehorsam spülte Dawn das Geschirr ab — eine Tätigkeit, die sie bisher wohl nur vom Zusehen gekannt hatte.
Am nächsten Morgen tauchte sie bereits um neun Uhr auf, allerdings mit der Miene einer Märtyrerin. »Mit Paul ist wohl nicht gut Kirschen essen, wie?« murmelte sie. »Na ja, ich möchte es jedenfalls nicht mit ihm verderben. Ist es eigentlich schwer, sich wieder mit ihm zu versöhnen?«
»Kann ich leider nicht sagen. In dieser Hinsicht habe ich noch keine Experimente mit ihm angestellt, nur um mich vielleicht hinterher wieder mit ihm versöhnen zu können. Mir ist der Frieden im Haus lieber.«
»Muß ziemlich langweilig sein, paßt aber zu dir. Schön, wenn ich also schon Christopher einen halben Tag lang auf dem Hals haben soll, dann lieber gleich. Dann habe ich wenigstens den Nachmittag für mich.«
Mir lag bereits auf der Zunge, sie solle sich nur nicht bemühen, wenn ihr die Betreuung meines Sohnes so widerwärtig sei, aber damit hätte ich Paul wahrscheinlich sehr wütend gemacht. Also sah ich widerspruchslos zu, wie sie mit dem verdächtig braven Christopher an der Hand den Pfad hinabspazierte. Ich muß ehrlicherweise zugeben, daß ich mich doch sehr erleichtert fühlte. Dawn schien sich allerdings in dem Glauben zu wiegen, mein Sohn würde sich allein beschäftigen, während sie im Schatten sitzen und ein Buch lesen oder sich maniküren könnte... Lächelnd spülte ich das Frühstücksgeschirr und die schmutzigen Töpfe vom Vorabend, die Dawn unter einem Geschirrtuch versteckt hatte.
Ich füllte gerade die letzten Frühpfirsiche in die Gläser, als die beiden den Pfad heraufkamen. Christopher führte seine Tante an einem langen Zügel, der aus einem Strick geknüpft war. Er jauchzte vor Vergnügen, Dawn hingegen sah blaß, abgespannt und ein wenig mitgenommen aus.
»Ziemlich anstrengend, wie?« fragte ich mitfühlend. »Aber dafür habe ich einen wundervollen ruhigen Vormittag gehabt. Vielen Dank, Dawn.«
Sie erwiderte schwach, jetzt könne sie gut verstehen, warum in so vielen Romanen die Erzieherinnen als pathetische Gestalten geschildert würden. Anschließend stürzte sie ans Telefon. »Oh, David, ich bin völlig erledigt! Restlos... « Mehr konnte ich nicht verstehen, denn sie schloß rasch die Tür. Zweifellos würde er gleich nach dem Essen aufkreuzen und sie abholen, um dann gemeinsam mit ihr über Paul herzuziehen. Aber Paul hatte ein dickes Fell, und ich ebenfalls. Ich war wunderbar mit der Arbeit fertig geworden, und Christopher würde nach diesem lebhaften Vormittag mindestens zwei Stunden schlafen.
Ende des Monats kam Anne vorbei. »Oh, Susan, mir geht es wieder großartig, und ich habe riesige Lust, etwas anzustellen. Was hältst du davon, wenn wir eine Party veranstalten? Im Augenblick haben die Männer nicht soviel Arbeit, auch wenn sie immer so tun. Einen Nachmittag können sie uns schon mal opfern.«
»Den Junggesellen wird das jedenfalls keine Schwierigkeit machen.« Dawn war gerade wieder mit David oder Norman oder Jim zusammen, vielleicht auch mit allen dreien.
»Dann müssen es die Ehemänner ebenfalls fertigbringen. Am Sonntagnachmittag spielen wir bei Papa Tennis. Er freut sich schon sehr darauf, und Mrs. Evans ebenfalls.«
Mrs. Evans betreute seit Jahrzehnten das Haus der Gerards. Ihr Mann war bereits im Ersten Weltkrieg der Bursche des Colonel gewesen, und seit damals war das Ehepaar dem Colonel und seiner Tochter tief ergeben. Tja, so was gab es auch heutzutage noch. Solche Hilfskräfte im Haus machten das Leben weniger kompliziert und jede Party zu einem Vergnügen — auch für die Gastgeber.
Diese Party wurde ganz nach Annes Geschmack gestaltet. Sie hatte die drei Junggesellen eingeladen, außerdem Sam und Larry, Miss Adams und Ruth, Paul und mich. Auch die Neulinge, das Ehepaar Hills, waren gebeten worden, aber sie mußten leider absagen. Mrs. Hill fühlte sich nicht
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