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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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»Nicht eigentlich schlecht«, sagte sie schließlich. »Früher habe ich bis in die Nacht hinein gebüffelt, und da meine Augen leicht ermüdeten, verschaffte mir die Brille etwas Erleichterung. Der Augenarzt meint, ich könne sie wieder ablegen, wenn ich abends nicht mehr soviel bei künstlichem Licht arbeite.«
    »Aber warum tragen Sie sie dann noch...?«
    »Ach, ich weiß nicht.« Ruth zuckte die Achseln. »Ich habe mich daran gewöhnt, sie stört mich nicht weiter.«
    Larry blieb stumm. Aber als wir später mit dem enttäuschten Norman und dem höflichen, aber gelangweilten Tim auf den Tennisplatz zugingen, zischte sie mir ins Ohr: »>Sie stört mich nicht weiter!< Da soll einem nicht die Hutschnur platzen.«
    Wir spielten ziemlich lustlos. Die Hitze machte mir arg zu schaffen, ich merkte, daß ich nicht mehr achtzehn war. Ich mußte wohl auch entsprechend ausgesehen haben, denn als die Runde überstanden war, sagte Dawn — inzwischen wieder wie aus dem Ei gepellt — voll echter Teilnahme: »Susan, Darling, du siehst ja einfach erschöpft aus! Aber ihr habt wirklich wunderbar gespielt.«
    Ich grunzte unwillig. Dawn nannte mich nur selten. >Darling<. Immer nur dann, wenn Männer in der Nähe waren. Aber Larry ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Nicht wahr?« erwiderte sie mit mokantem Lächeln. »Wirklich prima, trotz unseres fortgeschrittenen Alters. Susan und ich sind eben zwei tüchtige Veteranen.«
    Ihr gesundes Selbstbewußtsein freute mich. Mochte Dawn getrost von früh bis abends vor dem Spiegel stehen — einer Frau wie Larry konnte sie deshalb noch lange nicht das Wasser reichen.
    Dawn, Ruth und ihre beiden Partner traten zu einem neuen Spiel an. »Ich würde auch gern mitmachen«, sagte Anne niedergeschlagen. »Aber Papa würde fürchterlich schimpfen. Er tut gerade so, als habe vor mir noch keine Frau ein Kind bekommen. Das Schlimme ist nur, daß Tim jetzt auch noch anfängt. Anscheinend ist so was ansteckend.«
    Ich setzte gerade zu einer Erwiderung an, als von der Veranda schrilles Geschrei ertönte. Darauf Pauls wütende Stimme: »Dieser Junge ist doch vom Teufel besessen! Aber warum mußtest du sie auch ausgerechnet hier hinlegen!« Dann folgte Sam: »Wirklich, Larry, das war doch heller Wahnsinn! Kein Kind wird eine Brille ruhig liegenlassen!«
    »Ach Lieber«, erwiderte Larry, anscheinend gar nicht reuevoll, »es war tatsächlich leichtsinnig von mir. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, daß die Kinder damit spielen könnten.«
    Den Rest konnte ich mir denken. Ich lief hinüber zur Veranda, wo Christopher damit beschäftigt war, Christina mit aller Gewalt eine Hornbrille auf ihr Stupsnäschen zu drücken. Allerdings nur noch das leere Brillengestell. Die Gläser lagen zersplittert auf dem Boden, und Sam und Paul krauchten herum, um die Scherben zusammenzulesen.
    Ich warf Larry einen langen Blick zu. Sie gab sich betont unschuldig. In ihren Augen stand ein Ausdruck, den ich in den vergangenen vier Jahren zur Genüge kennengelernt hatte.
    »Ja, es ist meine Schuld«, sagte sie mit zerknirschtem Lächeln. »Aber glücklicherweise ist Ruth ja im Augenblick gar nicht darauf angewiesen. Selbstverständlich kaufen wir ihr eine neue Brille.«
    »Selbstverständlich«, echote Sam und musterte seine Frau voller Mißtrauen.
    Er wäre noch mißtrauischer geworden, wenn er zufällig gehört hätte, was Miss Adams vor sich hinmurmelte. »Schnelle Arbeit... alle Hochachtung! Bleiben nur noch die Haare!« Worauf Larry sie sehr verständnislos und nur noch unschuldiger anblickte.
     
     

6
     
    Annes Party war der Beginn eines >unerhörten Trubels<, wie Paul sich mißbilligend ausdrückte. So unrecht hatte er nicht. In den nächsten Wochen sah ich mehr Menschen um mich als in den vergangenen vier Jahren zusammen.
    »Was ist eigentlich über euch gekommen?« nörgelte Sam. »Ich war immer der Meinung, daß ihr die Vergnügungssucht längst überwunden habt.«
    »Es wird höchste Zeit, daß ihr endlich in die gesetzteren Jahre kommt«, räsonierte Paul.
    Einem verheirateten Farmer darf man solche Äußerungen nicht übelnehmen. Die Junggesellen zeigten sich in dieser Hinsicht aufgeschlossener. David und — wie Paul sie ironisch nannte _ die beiden >Außenseiter< Jim und Norman schienen jedenfalls trotz ihrer Arbeit noch genügend Zeit für private Vergnügungen zu haben. Nachdem der Tennisplatz David nicht länger als Vorwand für seine Flirterei mit Dawn dienen konnte, lud er uns alle zur feierlichen

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