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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Übrigens, worum ich Sie noch bitten wollte, wenn Sie zufällig David Wells sehen sollten, so richten Sie ihm doch aus, daß ich schon seit einer Ewigkeit versuche, ihn telefonisch zu erreichen. Es hat mir leid getan, daß ich ihn neulich nicht erwischt habe, als er Ihre Schwester abholte. Ich war gerade draußen beim Vieh, und als ich zurückkam, sah ich seinen Wagen bereits um die Ecke verschwinden.
    Ich muß ihn dringend sprechen. Er sagte mir neulich, er kenne jemanden, der sich für meine Farm interessiert.«
    Mit einiger Schwierigkeit gelang es mir, einen halben Ohnmachtsanfall zu überwinden. Also doch David! Nun ja, das hatten wir ja auch ohnehin gewußt. Und wie war das...? Wollte Mr. Hill etwa die Farm verkaufen? Demnach hatte er sich also doch dazu entschlossen, obwohl es ihm bestimmt nicht leichtfallen würde, von hier fortzugehen. »Oh, Mr. Hill«, brachte ich endlich heraus. »Sie wollen verkaufen? Das tut mir aber leid.«
    »Ja, es hat keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken. Hier im Hochland ist nicht der richtige Platz für einen Mann mit meinen Verpflichtungen. Wir müssen näher an die Stadt, damit meine Frau im Notfall jederzeit eine Hilfe bekommen kann.«
    Er hatte leise gesprochen, wohl um zu verhindern, daß seine Frau mithörte. Nun tönte seine Stimme wieder mit voller Lautstärke durch den Draht. »Ich habe Glück gehabt«, sagte er betont fröhlich. »Mir ist bei einer Viehhandelsfirma ein guter Job angeboten worden. Wir werden uns ein kleines Grundstück am Stadtrand kaufen, so um die zehn Morgen groß. Da können wir uns eine Kuh und ein paar Schafe halten, und ich glaube, dort werden wir ebenso glücklich sein wie hier.«
    Ich verabschiedete mich ziemlich bedrückt. Dawn hatte ich für einen Moment vollständig vergessen gehabt. Diese Leute hatten andere Sorgen als wir — richtige Sorgen. John Hill tat mir leid. Er hatte sich bei uns wohlgefühlt, war mit Leib und Seele Farmer gewesen. Und nun mußte er verkaufen, mußte in die Nähe der Stadt ziehen und die Farmer beraten, wann sie ihr Vieh kaufen und wann sie es verkaufen sollten. Selbst aber war er kein Farmer mehr.
    Paul hörte sich diese Neuigkeit schweigend an. Ich verstand, was in ihm vorging. Das war eine Tragödie, die er aus ganzem Herzen nachfühlen konnte.
    Aber schon bald waren wir wieder bei unseren eigenen Sorgen angelangt — bei Dawn. Paul bedauerte mich sehr. Ich vermutete jedoch, daß er sich selbst ebenfalls bedauerte im Hinblick auf die Perspektiven, die sich ergaben, wenn man sich Dawn als unsere Nachbarin vorstellte.
    »Ich hätte nie geglaubt, daß sie so etwas tun könnte«, schimpfte er. »Ohne ein Wort. Und dabei wußte sie genau, daß du krank bist. Sie hätte Rücksicht nehmen müssen.«
    »Ach, sie hat das ganz einfach vergessen«, wehrte ich müde ab. »Sie ist überhaupt nicht in der Lage, sich vorzustellen, wie mir zumute ist. Sie wird viel zu sehr damit beschäftigt sein, sich in die Rolle einer glücklichen Braut hineinzudenken und David in der Stadt vorzuführen. Du weißt ja, David sieht fabelhaft aus. Sie wird sich überhaupt nicht an uns erinnern, höchstens daran, wie schrecklich es bei uns war. Und dann wird sie Gott dafür danken, daß David ein reicher Mann ist und sie es deshalb nicht nötig haben wird, auch so ein armseliges Leben zu führen wie wir — und erst recht nicht ein so armseliges wie die Hills.«
    Zweifellos eine Folge der Grippe, daß man eine lose Zunge bekommt und taktlos wird. Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, als sie mir auch schon leid taten. Paul war schwer beleidigt — und mit Recht. Ich hatte mich, zwar mit heimlichem Grimm, immer bemüht, ihn nicht merken zu lassen, wie sehr Dawn unser Leben verabscheute. Ich wollte verhindern, daß er sich gekränkt fühlte. Und Dawn wäre ihm unsympathisch geworden, wenn er ihre wirklichen Gefühle erkannt hätte. Sie mußte das ebenfalls gewußt haben, denn außer jenem Gefühlsausbruch neulich abends hatte sie ihre Abneigung gegen das Landleben sorgfältig vor ihm verborgen. Und nun würde sie also aus eigenem Entschluß ein gleiches Leben führen müssen. Davids Geld würde sie vor gar nichts bewahren, hier im Hinterwald mußte man vieles entbehren, was man auch für Geld nicht kaufen konnte.
    Jedenfalls blieb uns im Augenblick nichts anderes übrig, als uns mit den Tatsachen abzufinden. Inzwischen waren drei Tage vergangen, seit Dawn das Weite gesucht hatte. »Ich denke, es wird mich erleichtern, mich mit Larry

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