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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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geistesgestört, denn mir schossen die Tränen in die Augen. Aber David war ein netter Bursche. Er faßte mich sanft am Arm und sagte: »Sie armes altes Mädchen.« Im Unterbewußtsein registrierte ich, daß ich nunmehr jenes Alter erreicht haben mußte, in dem man für einen jungen Mann von fünfundzwanzig ein >armes altes Mädchen< ist. Aber im Augenblick ließ mich das kalt. »Das muß ja furchtbar sein für Sie«, sagte David, »vor allem, da Sie noch nicht wieder richtig auf den Beinen zu sein scheinen. Kommen Sie herein und trinken Sie erst mal einen Schluck, auch wenn es noch heller Vormittag ist. Sie sehen ganz danach aus, als könnten Sie eine Erfrischung brauchen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sehr freundlich, aber lieber nicht. Ich möchte so schnell wie möglich zu Paul zurück, um ihm Bescheid zu sagen. Und dann... dann ...Ja, wir werden ja etwas unternehmen müssen. Die Polizei, oder der Rundfunk, oder... oder... «
    Der Gedanke an eine dieser fürchterlichen Suchmeldungen brachte mich fast um, aber David lachte nur. »Schlagen Sie sich den Gedanken an Rundfunk oder Polizei aus dem Kopf. Geben Sie ihr noch einen Tag. Wahrscheinlich hat sie nur vergessen, den Brief in den Kasten zu stecken oder das Telegramm aufzugeben. Schließlich müßten Sie Dawn kennen. Nur eins scheinen Sie ganz zu übersehen — Ihre Schwester ist durchaus imstande, auf sich selbst aufzupassen. Sie ist keine Unschuld vom Lande, die verlorengehen könnte.«
    Wir verabschiedeten uns und fuhren davon, viel zu beunruhigt, um über die groteske Szene lachen zu können, wie ich auf einen ahnungslosen, verdutzten jungen Mann losmarschierte und meine kleine Schwester von ihm verlangte. Ganz schwach dämmerte mir die Erkenntnis, daß es nun doch keine überstürzte Heirat gegeben hatte. Ich empfand sogar ein gewisses Gefühl der Erleichterung, weil ich nun doch nicht mein ganzes ferneres Leben mit Dawn in nächster Nachbarschaft würde verbringen müssen.
    Aber im Augenblick wollte ich nur heim zu Paul.
    Er kam herausgeeilt, sobald er den Wagen herankommen hörte. Ich merkte ihm an, daß er sich mehr sorgte, als er zugeben wollte. In drei Sätzen hatten wir ihm alles gesagt. War er erleichtert, daß David als Missetäter ausschied? Ich wußte, daß er ihn heimlich mochte, ich war sogar überzeugt, daß er ihn in seinem tiefsten Innern zu schade für Dawn hielt. Aber er sagte nur: »Na schön, kommt herein. Es ist kalt, und Susan sieht aus wie ein wandelnder Leichnam. Warum stehen wir eigentlich hier herum?«
    »Ich glaube, David hält mich für verrückt. Er sagte... «
    Paul blickte den Zufahrtsweg entlang und fiel mir ins Wort. »Er muß wohl befürchtet haben, ihr seid nicht mehr fähig, heil nach Hause zu finden. Da unten kommt er.«
    Wir blieben wie angewurzelt stehen und blickten zurück. Der wohlbekannte graue Wagen, von dem wir geglaubt hatten, Dawn habe ihn zu ihrer heimlichen Hochzeitsreise benützt, kam langsam auf unser Haus zugefahren. Auffallend langsam. David fuhr normalerweise ein anderes Tempo, aber vermutlich wollte er uns Zeit lassen, seinen guten Ruf bei Paul wieder herzustellen.
    Wir beobachteten fasziniert, wie der Wagen näher kam. »Aber da sitzt ja noch jemand drin«, rief Larry aufgeregt. »Sieh doch, Susan, da winkt doch jemand. Mein Gott, es ist Dawn!«
    »Dann war es also doch David«, sagte ich fassungslos. »Er hat uns vorhin hereingelegt. Oh, wie konnte er nur...!«
    Armer David! Bereits zum zweitenmal hatte ich ihn unschuldig verdächtigt. Der Wagen hielt, und ein Mann kletterte heraus. Ich erkannte ihn zunächst gar nicht, aber dann...
    »Das ist doch Gregory! Paul, es ist Gregory Hutchinson!« Ich war wie erschlagen. »Gregory hat Dawn gefunden, er bringt sie nach Hause!«
    Es verhielt sich ein wenig anders, wie wir gleich erfahren sollten.
    Gregory winkte uns fröhlich zu, öffnete die Wagentür und half Dawn — auf eine Art heraus, die rührend besorgt, aber gleichzeitig auch ein wenig schuldbewußt wirkte, so daß mir blitzartig die Erkenntnis dämmerte...
    »Hallo, alle miteinander«, begrüßte er uns. »Da sind wir! Wir treten als arme Büßer vor euch hin. Nun komm schon, Dawn, sag deinen Vers auf.«
    Dawn versuchte, einen zerknirschten Eindruck zu machen, was ihr nur schwer gelang. Sie strahlte vielmehr vor Glück. Trotzdem spielte sie ihre Rolle blendend. Sie kam auf mich zugestürzt, umarmte mich und versteckte sich dann hinter meinem Rücken, während sie mit gespielter Angst auf Paul

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