Mittagessen Nebensache
muß der Installateur her, da hilft nichts.«
Dawn schnalzte mit der Zunge. »O Susan, wie köstlich — Gregory wandelt zum >schiefen Turm Sie eilte hinaus, um ihrem Mann diese frohe Botschaft zu überbringen, aber zu ihrer Enttäuschung kam sie um den erwarteten Spaß. »Ach, mit Zisternen kenne ich mich aus«, erwiderte er nur. »Darum bin ich auch bei meinen Freunden in der Stadt überall so beliebt. Wo hast du das Werkzeug, Paul? Komm, Dawn, halte mir mal die Taschenlampe.«
Sie kicherte. »Der Mann, der alles kann! Mein Herr und Gebieter, ich wette fünf Shilling, daß Sie diesmal versagen werden.«
Zehn Minuten später kam Gregory wieder zum Vorschein und rief Paul. »Komm mal her. Es wird Zeit, daß du endlich verstehst, wie man mit diesem Ding umgeht. Ich wundere mich nur, daß es überhaupt jemals funktioniert hat. Sämtliche Drähte waren verfilzt. Das ganze war ja bisher nur ein Notbehelf, aber jetzt ist es in Ordnung, und du wirst keine Scherereien mehr damit haben. Komm, sieh es dir an.«
Dawn hatte also ihre Wette verloren. Und noch schlimmer: Gregory ließ sich auf der Stelle die fünf Shilling auszahlen. Jetzt wußte ich, daß diese Ehe gut gehen würde. Ein Mann, der mit unserem Klo fertig wurde, würde auch mit Dawn fertig werden.
Die Feier bildete Dawns triumphalen Abgang. Sie sah entzückend aus und war mächtig ausgelassen. Sie produzierte sich ausgiebig: wie sie Mrs. Hill versorgte, ihren Kampf mit Klein-Henry, Gregory als Entführer und Befreier ...»Wirklich, Kinder, ich war so mit den Nerven fertig, daß ich mich am liebsten an seiner Schulter ausgeweint hätte!« Dann die stille Hochzeit, der Pfarrer, der so schwer erkältet war, daß er kaum sprechen konnte, und die Ovationen der sentimentalen alten Putzfrau und des gelangweilten Kirchendieners, die als Zeugen fungiert hatten.
Gregory ließ sie mit jenem nachsichtigen Stolz gewähren, mit der ein Dompteur ein kluges Kätzchen seine Schaustücke vorführen läßt. Selbst Paul mußte herzlich lachen und sagte später zu mir, Dawn sei wirklich Gold wert, jetzt würde es bestimmt langweilig bei uns werden. Das war ein ungeheures Zugeständnis.
Nur David stach etwas aus der allgemeinen Fröhlichkeit heraus. Nicht, daß er sich Dawn gegenüber anders benommen hätte als sonst, oder umgekehrt. Sobald er auftauchte, begann sie noch einmal tüchtig mit ihm zu flirten, wobei sie allerdings immer mit einem Auge zu Gregory hinschielte, der sich jedoch völlig unbeeindruckt zeigte. David ging auf lustige Weise darauf ein, indem er ihr wegen ihres schnöden Treuebruchs die heftigsten Vorwürfe machte.
Der Kummer mit David war, daß er es nicht fertigbrachte, Ruth in der gleichen fröhlich-unbefangenen Art zu begegnen wie Dawn. Zunächst glaubte ich, ich sei voreingenommen, weil ich über jene nächtliche Unterredung der beiden Bescheid wußte. Aber es mußte wohl tatsächlich etwas daran sein, denn Larry meinte zu mir: »David benimmt sich mal wieder wie ein Primaner. Mir gefällt das direkt. Es ist ein wahrer Segen, daß Ruth es genauso gut versteht wie Dawn, nur auf eine ruhigere Art. Aber ich möchte doch zu gern wissen, was da neulich nachts eigentlich zwischen den beiden passiert ist ...«
Dabei blickte sie mich durchdringend an. Sie spürte bestimmt, daß ich mehr wußte als sie, aber es war nicht ihre Art, sich in die Geheimnisse anderer Leute zu drängen, und darum wechselte sie das Thema. Als wir später allein waren, meinte sie: »Gab es nicht in der Bibel ein Mädchen, das seinen Freund jahrelang warten ließ?«
Ich nickte. Jakob hatte Rachel sieben Jahre gedient.
Nachdenklich meinte sie: »Ich sage ja immer, man soll vorsichtig sein mit den Vornamen. Nomen est omen — irgendwie beeinflussen sie den Charakter des Menschen. Nun, glücklicherweise heißt Ruth nicht Rachel, und darum glaube ich auch nicht, daß sie David so lange warten lassen wird.«
18
Dawn und Gregory fuhren am nächsten Tag noch vor dem zweiten Frühstück ab. Während Dawn ihre Sachen packte, besprach ich mit Gregory den Wortlaut der Telegramme, die wir an die Eltern schicken wollten. Meines an Mutter lautete kurz: >Dawn heiratete Gregory Hutchinson in aller Stille. Denke, sie werden glücklich sein. Alles wohlauf.< Gregorys Telegramm an Vater war länger. >Bitte um Verzeihung, weil nicht erst um Dawns Hand angehalten, aber sie fand Landleben unerträglich. Schien mir
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