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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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allen Umständen heiraten. Ganz ruhig hatte Anne damals ihren Plan gefaßt, ohne Rücksicht auf ihren geliebten Daddy zu nehmen. Sie heiratete Tim in aller Heimlichkeit, obwohl sie noch gar nicht mündig war.
    »Aber Anne, so bedenke doch, wie es dem armen Colonel zumute sein muß«, sagte ich und bekämpfte eine rührselige Anwandlung.
    Auf Larrys Stirn bildete sich sofort eine steile Falte. »Und Tim...? Ich hoffe, er hat dem Colonel ebenfalls gründlich Bescheid gesagt ohne Rücksicht darauf, daß es sich um deinen Vater handelt.«
    »Tim... «, wiederholte Anne bedächtig. »Tim wurde nur sehr blaß und erwiderte kein Wort auf Papas Vorwürfe. Und als ich dann auszupacken begann, stand er einfach auf und ging hinaus. Und gerade in dem Augenblick hätte ich so dringend seine Unterstützung gebraucht.«
    »Aber er konnte doch mit deinem Vater keinen Streit anfangen«, sagte ich unbehaglich. »Das hättest du ihm doch sicher übelgenommen.« Im gleichen Moment wurde mir bewußt, daß ich ihr mit solchen Einwänden bestimmt auf die Nerven fallen würde.
    »Ich nehme ihm übel, daß er immer klein beigibt und mir nie hilft. Als Papa dann gegangen war, kam Tim an die Reihe. Ich habe ihm wohl mehr gesagt, als gut sein mochte, vor allem sagte ich manches, was viel böser klang, als ich es meinte. Ich war eben richtig in Rage und darum wohl sehr ungerecht. Ich weiß gar nicht, was über mich gekommen ist.«
    »Das liegt an dem Baby«, erklärte ich. »Das geht uns allen so, und Tim wird es sicher verstehen.«
    »Bisher scheint er aber nicht das geringste verstanden zu haben. Jedenfalls hat er kein Wort gesagt. Ihr wißt ja, wie Männer sein können: Sie sagen keinen Ton und laufen nur mit einer Märtyrermiene herum.«
    Larry winkte. »Ich weiß Bescheid. Das ist ihre Waffe, dagegen kann man nichts machen. Aber du hast dich doch später wieder mit ihm ausgesöhnt?«
    »Dazu hatte ich keine Gelegenheit. Er schlief im Gästezimmer, und als ich heute morgen aufwachte, war er schon fort.«
    »Oh, das hätte er aber nicht tun sollen«, rief ich bestürzt. »Du Ärmste!«
    »Hör auf mit deinen Mitleidsbezeigungen, sonst kriege ich noch einen Schreikrampf«, schnitt Anne mir ungewöhnlich heftig das Wort ab. »Ich werde nicht nachgeben. Ich fahre jetzt in die Stadt und werde irgendwo bleiben — vielleicht in dieser Pension, in der du auch warst, Larry. Wenn überhaupt ein Zimmer frei ist. Sonst versuche ich es in einem Hotel. Es kommt ja gar nicht darauf an.«
    »Aber du kannst doch nicht in einem Hotel wohnen«, widersprach ich, entsetzt bei der Vorstellung, mit welchen Gefühlen ein Hotelier Anne begegnen mußte, wenn er sie in ihrem jetzigen Zustand sah.
    »Ach, keine Angst. Ich werde schon was finden. Es ist ja nicht für lange.«
    »Ungefähr einen Monat noch, ja?« fragte Larry. »Ein Monat kann unendlich lang sein, Anne. Besonders wenn man von zu Hause fort ist und irgendwo draußen darauf wartet, daß das Baby endlich kommen soll. Vielleicht erinnerst du dich noch, wie Sam sich damals aufführte, als er unter allen Umständen verhindern wollte, daß ich dasselbe Abenteuer erlebte wie Susan mit ihrem Christopher. Ich mußte schon drei Wochen vor der Zeit in dieses Heim und bin halb verrückt geworden. Ein Haufen Frauen, die genau so schrecklich aussahen wie ich und die den ganzen Tag ihre Erfahrungen im Kinderkriegen austauschten.«
    »Bei mir dauert es keinen Monat«, behauptete Anne zuversichtlich. »Höchstens eine Woche. Nun schau mich nicht so an, Larry. Ich habe neulich schon mit Susan darüber gesprochen. Es wird jetzt höchste Zeit, daß ich endlich zu einem Arzt gehe und mir Gewißheit verschaffe. Aber selbst wenn es noch einen ganzen Monat dauern sollte, wäre ich in der Stadt immer noch besser aufgehoben als bei diesen beiden schrecklichen Männern. Denen geschieht es ganz recht, wenn sie einmal Zeit zum Nachdenken finden.«
    Die Grippe mußte wohl doch nicht ganz ohne Folgen bei mir geblieben sein — ich konnte es einfach nicht lassen, Anne mit meinen Vermittlungsvorschlägen auf die Nerven zu fallen. »Aber du meinst es doch gar nicht so«, sagte ich. »Das kannst du doch den beiden nicht an tun.«
    »Susan, versuche jetzt nicht wieder Frieden zu stiften. Diesmal ist es ernst. Wenn Papa fortwährend über uns bestimmen will und Tim sich widerspruchslos damit abfindet, können wir gleich Schluß machen. Ich bin bestimmt nicht boshaft, und ich weiß genau, daß ich im Augenblick überreizt bin, aber was ich

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