Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

kannst!
    –  Und auf Schikurs fährt er auch nicht mit, damit das klar ist.
    –  Das kannst du nicht tun, Wawa, wir haben eingezahlt. Das Geld ist weg. Das kannst du nicht mehr rückgängig machen.
    –  Das sagst du nur, weil du dann ungestört nach Sri Lanka fahren könntest.
    –  Das sag ich nicht nur, weil ich nach Sri Lanka fahren könnte. Ich fahre nach Sri Lanka, lieber Wawa, Indikativ, und zwar so was von ungestört, ob Lukas jetzt auf Schikurs ist oder nicht. Verstanden?
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    –  Und wie würdest du den plötzlichen Rückzieher überhaupt argumentieren? Etwa damit, dass dein Sohn Schule schwänzt?
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    –  Wenn ich dich richtig verstanden habe, weiß man in der Schule gar nicht, dass er geschwänzt hat. Richtig? Ich gebe dir einen guten Rat: Belasse es dabei!
    –  Ich soll ihn decken?
    –  Du bist sein Vater. Willst du ihm die ganze Zukunft verbauen?
    –  Ich verbaue ihm die Zukunft? Ich glaub, ich hör nicht recht. Er lernt nichts, er hat vier Frühwarnungen in einem einzigen Zeugnis, er geht nicht in die Schule, er fälscht Unterschrift en und gibt sich am Telefon als sein Vater aus. Und ich verbaue ihm die Zukunft?
    –  Er fälscht deine Unterschrift? Dann hat er das Zeug zum Grafiker. Deine Unterschrift fälschen zu können, ist nach den Kriterien der bildenden Kunst ein Beweis für Hochbegabung.
    –  Sei bitte nicht sarkastisch!
    –  Okay, ich bin nicht sarkastisch, dafür gebe ich dir einen guten Rat: Hör bis zum Semesterzeugnis damit auf, das Mitteilungsheft zu lesen. Ruf nach ein, zwei Wochen in der Schule an und sag, er hat es verloren, du hast es verlegt, Laura hat es dem Hamster verfüttert, was auch immer. Ich habe das voriges Jahr um diese Zeit auch so gemacht. Mach das, Walter, sonst versaust du dir dein Leben, glaub mir, deines und unseres.
    –  ---
    –  Weißt du was, Walter, ich nehme Lukas morgen mit, wenn ich den Christbaum kaufen gehe. Ich rede mit ihm.
    –  Du gehst heuer den Christbaum kaufen?
    –  Gehst du mit?
    –  Und anschließend gehen wir eislaufen?
E-Mail
    Betreff: AW: Frühwarnungen
    Von: „walter.gruber“
Walter Gruber
    Liebe Frau Prof. Söllner,
    Danke für das Mail. Die Anlage war leider leer.
    Lieber Gruß und auch Ihnen ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neuen Jahr!
    LG W. G., 23. Dezember
    Betreff: Automatische Antwort: Re: AW: Frühwarnungen
    Von: „Reingard Söllner“
Auto-Reply
    Sehr geehrte Damen und Herren,
    vielen Dank für Ihre Nachricht!
    Ich bin bis einschließlich 6. Jänner des neuen Jahres abwesend.
    Meine E-Mails werden nicht weitergeleitet.



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C:\Users\Walter\Dokumente\LukasSchule\TagebuchadMitteilungsheft
Freitag, 28. 1.
    Eine knappe Woche noch – dann fahren die beiden ab. Mein Sohn nach Maria Alm (hm!) und meine Frau nach Sri Lanka (hmmm!). Was eine Ferienwoche allein mit Laura für mein Leben bedeutet, lässt sich mit einiger Sicherheit prognostizieren: Die Vormittage verschlafen, an den Nachmittagen mit Laura abwechselnd vor „Ice Age 4“, „Shrek 3“ und „Madagaskar 2“ sitzen und an den Abenden mit Laura vor „Ice Age 1“, „Shrek 2“, und „Madagaskar 3“. Immerhin sind „Tinker Bell“ und „Barbie“, 1 bis 101, inzwischen Geschichte.
    –  Aber nicht, dass ihr den ganzen Vormittag im Bett verbringt und abends nur DVD schaut!
    –  Aber nicht, dass ihr den ganzen Vormittag am Strand verbringt und abends nur an der Hotelbar steht!
    –  Mein Gott, Walter, bitte, wir sind keine Teenager!
    –  Dann sag du mir nicht, was wir tun sollen.
    –  Ich mein ja nur.
    –  Ich mein auch nur.
    Barbara van Butte ist eh ganz okay. Das weiß ich jetzt. Ich habe sie falsch eingeschätzt. Und Niko ist letztlich eh auch okay, ein bisschen pampert, aber das ist für ein pubertierendes Pickelgesicht auch in Ordnung so. Jedenfalls gibt er Lukas seit einiger Zeit Nachhilfe . Echt. Und höchst erfolgreich! Die beiden Schularbeiten, die Lukas uns gezeigt hat (ich gehe davon aus, dass es sich um seine eigenen gehandelt hat), waren positiv. Nicht nur positiv, die in Englisch war sogar gut. Hat Familie Gruber den van Buttes zu verdanken. Beziehungsweise mir. Weil ich es war, der die Idee hatte, die van Buttes zum Essen einzuladen. Das war beim gemeinsamen Kochen zu Stefani. „Was gibt’s heute zu essen, Papi?“ – „Faschierte Laibchen“ – „Wääh! Bei Niko gab es zuletzt auch faschierte Laibchen. Was habt ihr Alten nur immer mit