Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
wenn sie auf einen disziplinierten Gegner traf, zeigt sich in einem zeitgenössischen Bericht von der Schlacht am Süntel 782: Ohne sich ein genaues Bild über die Lage zu machen, stürmen die Franken los, „so schnell als jeden sein Ross tragen mochte“, und werden von den Sachsen, die in Schlachtreihe aufmarschiert sind, umringt und bis auf den letzten Mann niedergehauen.
Waffen
Waffen waren teuer. Eine fränkische Quelle von 794 nennt als Preise für ein Schwert mit Scheide 7 Solidi, für einen Helm 6 Solidi, für eine Brünne 12 Solidi, für eine Lanze und einen Schild 6 Solidi. Zum Vergleich: Eine Milchkuh war 1–3 Solidi wert. Die vollständige Ausstattung eines Kriegers kostete also so viel wie eine Rinderherde von zwei Dutzend Tieren. Die Waffenherstellung wurde vom lokalen Handwerk besorgt, Schmiede gehörten zur Belegschaft der Krondomänen, auch in den Klöstern wurden Waffen angefertigt. In bestimmten Gegenden nahm die Waffenproduktion schon den Charakter eines Gewerbes an. Fränkische Schwerter waren wichtige Exportartikel, die Klingen eines Schmiedes namens Ulfberht etwa gelangten bis nach Norwegen, Irland und Dalmatien
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Mit der Einführung des Steigbügels, hier zu sehen auf einer Miniatur des 15. Jahrhunderts, war eine wichtige Voraussetzung geschaffen, um das Pferd und seinen Reiter zu einer Kampfmaschine zu machen
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Mönche aus „Übersee“
Christliche Mission (6.-8. Jh.)
Um 500 nahmen die Franken den christlichen Glauben an. In den nächsten drei Jahrhunderten folgten ihnen die übrigen Germanenstämme Mitteleuropas, was der christlichen Mission zu danken war. Die Gewöhnung an die neue Religion war aber oft nur äußerlich, heidnische Sitten und Gebräuche lebten zähe fort. Für die fränkischen Herrscher, besonders die Karolinger, deren Reich zahlreiche verschiedene Ethnien überspannte, wurde das Christentum zur wichtigsten Klammer, um die Einbindung der unterworfenen Völker in ihre Herrschaft zu bewerkstelligen. Daher förderten sie die Mission und unterstützten den Aufbau einer Kirchenorganisation. Am gründlichsten tat das Karl der Große in Sachsen.
Missionsarbeit leisteten in dieser Epoche fast ausschließlich Mönche aus „Übersee“, das heißt aus Irland und England. Die Iren kamen als erste. Beginnend mit Columban dem Jüngeren (um 530–615), etablierten sie vom späten 6. bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts in Burgund, im Alpenraum und in Oberitalien eine reiche Klosterkultur, die sich vor allem der Pflege geistiger und künstlerischer Gottesarbeit widmete. Die Angelsachsen, die vom späten 7. bis zum späten 9. Jahrhundert auf dem Kontinent wirkten, betrieben die Mission hauptsächlich „vor Ort“, unter den heidnischen oder nur halb und halb bekehrten Germanen im fränkischen Machtbereich.
Der „gerechte Krieg“
Gemäß dem universalen Anspruch des Christentums, das sich als Weltreligion für alle auffasste und neben sich allenfalls noch das Judentum duldete, spielte schon früh die Frage der Gewalt eine Rolle in der Mission. Kirchenvater Augustinus hatte gelehrt, dass gegen Abweichler in den eigenen Reihen („Ketzer“) Waffen gebraucht werden dürften. Papst Gregor der Große formulierte um die Wende des 6./7. Jahrhunderts eine Doktrin vom Einsatz kriegerischer Mittel. Danach konnte es notwendig sein, eine heidnische Obrigkeit mit Gewalt zu beseitigen, wenn diese sich der friedlichen Missionsarbeit in den Weg stellte. Das war dann „bellum iustum“, der gerechte Krieg, den ein Christenmensch guten Gewissens führen durfte. Weiter ausgestaltet, wurde diese Lehre dann zum ideologischen Unterbau der Kreuzzugbewegung. Gewisse Züge davon finden sich bereits im Krieg, den Karl der Große gegen das Reitervolk der Awaren in Ungarn führte. Er wurde als Bestrafung der „allzu großen und unerträglichen Übeltat, die die Awaren gegen die heilige Kirche und das christliche Volk begangen hatten“, ausgegeben, und mit Buß- und Fastenübungen bereitete sich das fränkische Heer auf den Feldzug gegen die Feinde des Christentums vor.
Bonifatius, Apostel der Deutschen
Die Historienmalerei des 19. Jahrhunderts präsentiert ihn gern mit der Axt in der Hand: Im Jahr 723 fällte Bonifatius die Donarseiche bei Geismar, ein heidnisches Heiligtum. Vier Jahre zuvor hatte er von Papst Gregor II. (715–731) den Missionsauftrag für die hessisch-thüringischen Grenzlande des Frankenreiches erhalten. Der aus England stammende
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